• 04.08.2006 14:14

Kubica: Vom Kaufhaus-Auto in die Königsklasse

Robert Kubica feiert als erster Pole in der Formel 1 sein Renndebüt - Empfehlungsfahrt für ein Stammcockpit im BMW Sauber F1 Team

(Motorsport-Total.com/sid) - Den Ritterschlag bekam Robert Kubica bereits vor seinem Renndebüt in der Formel 1 von Rekordweltmeister Michael Schumacher. "Ich freue mich für ihn. Ich habe schon mehrfach erwähnt, dass er freitags sehr gute Leistungen gebracht hat. Dass er jetzt eine Chance im Rennen bekommt, ist ein ganz normaler Werdegang und eine vernünftige Entscheidung", sagt Schumacher über den BMW Sauber F1 Team Piloten, der als Ersatzmann für den offiziell verletzten Jacques Villeneuve beim Großen Preis von Ungarn in Budapest als erster Pole in der Geschichte der Königsklasse einen Grand Prix fahren wird.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Robert Kubica fiebert seinem Renndebüt in der Formel 1 entgegen

Dabei war Kubicas Talent in seiner Heimat lange im Verborgenen geblieben. "Eigentlich hatten wir nie richtige Unterstützung, aber das beweist nur, dass ich nicht auf Unterstützung aus Polen angewiesen bin", sagt der 21-Jährige im Rückblick auf die Anfänge seiner Karriere, die ihm in erster Linie seine Eltern ermöglichten. Sein Vater fuhr ihn aus seiner Heimatstadt Krakau oft 120 Kilometer zur nächsten Kartbahn, als er mit 10 Jahren endlich offiziell Rennen fahren durfte.#w1#

Befallen vom Rennbazillus war Robert Kubica da schon längst. Mit dreieinhalb Jahren kletterte er bei einem Kaufhausbesuch in ein Kinder-Auto und stieg die nächsten sieben Stunden nicht mehr aus. Ein Jahr später brauste er mit einem Elektroauto schon mit Tempo 40 über das elterliche Grundstück. Mit sechseinhalb Jahren bekam er ein Kart, durfte aber drei Jahre lang nur trainieren. Offenbar machte er das recht gut, denn in nur drei Jahren holte er sechs polnische Meistertitel.

1998 fuhr sein Vater dann mit ihm nach Italien, wo er an der nationalen Meisterschaft teilnahm. "Eigentlich wollte ich nur ins Finale kommen, aber dann fuhr ich Pole Position und wurde im Rennen trotz einiger Fehler zweimal Zweiter", erinnert sich der BMW Sauber Mann, der insgesamt fünf Jahre in Italien lebte und deshalb heute besser italienisch als englisch spricht.

Nach zwei Jahren in der italienischen Formel Renault sorgte Kubica dann 2003 erstmals in Deutschland für Furore. Auf dem Norisring in Nürnberg gewann er sensationell sein erstes Rennen in der Formel-3-Euroserie, nachdem er zuvor ein halbes Jahr wegen eines Armbruchs nur zugeschaut hatte. 2005 gewann Kubica die Renault-World-Series, womit er BMW Motorsport Direktor Mario Theissen auf sich aufmerksam machte.

Die Weiß-Blauen verpflichteten ihn als Test- und Freitagsfahrer, als solcher macht er seit Saisonbeginn regelmäßig mit guten Zeiten und einem hervorragenden Feedback für die Ingenieure auf sich aufmerksam. Der erste Renneinsatz ist eine logische Folge, aber auch eine ganz neue Herausforderung. "Für Robert ist das eine sehr schwierige Aufgabe. Er wird nicht so viel fahren können wie gewohnt. Mit Start, Überholvorgängen und Boxenstopps kommt einiges auf ihn zu, was er sonst nicht hat. Aber wir sind zuversichtlich, dass er mit dieser Aufgabe gut klarkommt", sagt Theissen.

Auf jeden Fall ist es eine große Chance, sich für weitere Einsätze zu empfehlen - entweder als Stammpilot 2007 oder sogar noch in diesem Jahr. "Wir werden uns nach dem Rennen zusammensetzen und alles auswerten. Danach werden wir eine Entscheidung treffen", sagt Theissen.