• 05.06.2008 14:05

Kubica: "Ich siege für mich selbst"

Interview mit BMW Sauber F1 Pilot Robert Kubica: Der Power-Pole über den möglichen ersten Sieg, Nick Heidfeld und die Popularität in seiner Heimat

(Motorsport-Total.com/sid) - Frage: "Robert, im Chaos von Monte Carlo warst du schon ganz dicht dran am ersten Sieg für das BMW Sauber F1 Team..."
Robert Kubica: "Monte Carlo kann man schlecht als Maßstab nehmen. Tatsache ist, dass mit Ausnahme des Ausfalls in Melbourne mein schlechtestes Resultat ein vierter Platz war. Das ist positiv. Aber wenn wir regelmäßig mit Ferrari und McLaren kämpfen wollen, müssen wir uns um zwei, drei Zehntel steigern. Natürlich können wir gewinnen, wenn es Chaosrennen gibt wie das in Monaco, aber unter normalen Umständen sind wir derzeit nicht ganz dran."

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Nicht einmal auf dem Podium in Monaco konnte Robert Kubica lächeln

Frage: "Und wann klappt es mit dem ersten Sieg?"
Kubica: "Ich habe keine Ahnung, wann wir unser erstes Rennen gewinnen, vielleicht schon bald, vielleicht erst Ende der Saison und vielleicht auch gar nicht. Wenn ich das wüsste, wäre es viel zu einfach. Die Art und Weise, wie ich an ein Rennen herangehe, ist ohnehin immer die gleiche: Ich versuche, das Maximum aus dem Auto herauszuholen, und wenn sich eine Chance bietet, werde ich sie nutzen."#w1#

Tendenz zeigt nach unten

Frage: "Ist BMW schon auf Augenhöhe mit den Topteams Ferrari und McLaren-Mercedes, oder was fehlt noch zum Sprung an die Spitze?"
Kubica: "Schwer zu sagen. Anfang Saison war es einfacher, uns unter die Ferrari und McLaren zu mischen. In den letzten Rennen war das etwas schwieriger. Offensichtlich haben die einen größeren Entwicklungssprung gemacht als wir. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir alles daransetzen, um diese Lücke zu schließen, damit wir in der Lage sind, um den Sieg mitzukämpfen."

"Anfang Saison war es einfacher, uns unter die Ferrari und McLaren zu mischen." Robert Kubica

Frage: "Du hast deinen eigentlich als stärker eingeschätzten deutschen Teamkollegen Nick Heidfeld bislang gut im Griff. Hattest du mit dieser Dominanz im internen Duell gerechnet?"
Kubica: "Erstens glaube ich nicht, dass ich dominiere, und zweitens hat mir das letzte Jahr gezeigt, dass man zwar viel erwarten kann, dass es aber manchmal ganz anders kommt. Die Situation in diesem Jahr ist genau umgekehrt im Vergleich zu 2007. Damals gab es Gründe, warum ich meine Möglichkeiten nicht ausschöpfen konnte, in diesem Jahr hat Nick seine Probleme. Jeder hat mal eine schwierige Zeit, das gehört in diesem Sport dazu. Aber ich bin überzeugt, dass Nick sich steigern kann und mir wieder näher rückt."

Frage: "Du bist derzeit der bekannteste polnische Sportler. Kannst du dich in deiner Heimat frei bewegen, ohne erkannt zu werden?"
Kubica: "Die Formel 1 ist eine extrem populäre Sportart, da ist es ganz normal, dass Formel-1-Fahrer vor allem in ihrer Heimat einen hohen Bekanntheitsgrad haben. Das trifft natürlich auch auf mich zu. Und: Je besser die Resultate, desto größer die Beachtung. Wenn ich hinterherfahren würde, dann würden sich weniger Leute für mich interessieren. Natürlich hat sich das Interesse verändert. Als ich noch in der Formel 3 fuhr, kannte mich kaum jemand. Jetzt ist es schwieriger geworden. Doch das ist der Preis, den man in diesem Geschäft zahlt. Aber mein Terminkalender ist sehr voll, so dass ich nur selten in Polen bin."

In erster Linie Egoist

Frage: "Was ist für dich wichtiger: Der erste Erfolg für BMW oder der erste Sieg für Polen in der Formel 1?"
Kubica: "In erster Linie siege ich für mich selbst. Das ist doch normal. Die Fahrer wollen gewinnen und auch die Teams. Alle arbeiten hart, um das zu erreichen. Mit meinen Resultaten liefere ich meinen Landsleuten eine große Befriedigung, so dass eigentlich alle etwas von meinen guten Resultaten haben."

"Mit meinen Resultaten liefere ich meinen Landsleuten eine große Befriedigung." Robert Kubica

Frage: "Gibt es Vorbilder oder Menschen, die dich geprägt und beeinflusst haben - in deinem Job als Rennfahrer und in deinem Privatleben?"
Kubica: "Als ich jünger war, haben mich vor allem Giancarlo Fisichella und Fernando Alonso beeindruckt - und zwar aus ganz unterschiedlichen Gründen. Das sind übrigens die Piloten, mit denen ich mich am besten verstehe, auch neben der Rennstrecke. Aber beeinflusst haben sie mich nicht, weder im sportlichen Bereich noch in meinem privaten Leben."