• 22.10.2004 21:11

  • von Marco Helgert

Kritische Reaktionen auf das neue Reglement

Die Befürworter des neuen Reglements halten sich zurück - BMW, Mercedes und Honda werden weiter gegen die V8-Motoren vorgehen

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Regeln für die Jahre 2005 und 2006 sind verabschiedet. Dabei nahm alles den Lauf, den FIA-Präsident Max Mosley schon im Sommer des Jahres prophezeite. Er regte die Teams an, auf einen Nenner zu kommen und einen Vorschlag zu präsentieren, doch diese konnten sich nicht einigen. Nun machte die FIA drei Vorschläge, aus denen die Teams mit einer Mehrheit von acht zu zwei Stimmen einen wählen sollten. Auch dies gelang nicht. Nun bestimmte die FIA im Alleingang, wie die Formel 1 ab 2005 aussehen wird.

Titel-Bild zur News: Haug und Theissen

Die Gegner des V8-Motors werden weiter gegen die Änderungen vorgehen

So wird die Aerodynamik im kommenden Jahr beschnitten werden, dieser Punkt stößt kaum auf Kritik. Interessanter ist schon der Punkt, dass den Fahrern für das Qualifying und das gesamte Rennen nur noch ein Reifensatz zur Verfügung stehen wird. Die größte Kritik widerfährt jedoch der neuen Motorenregel. Im nächsten Jahr müssen die Motoren zwei Rennen halten, ab 2006 kommt dann jener 2,4-Liter-V8-Motor, gegen den sich BMW, Mercedes und Honda so vehement gewehrt hatten.#w1#

Für BMW-Motorsportchef Mario Theissen gibt es drei Gründe, warum er die neue Motorenregelung nicht gutheißen kann. "Ein Grund ist die Kostenreduzierung. Wenn wir die Kosten senken wollen, dann sollten wir kein neues Motorenkonzept einführen", erklärte er. "Der zweite Grund ist der enge Zeitrahmen. Der dritte Grund dreht sich um die Verbesserung der Show. Spektakuläre Autos brauchen spektakuläre Motoren."

Honda droht leise mit einem Formel-1-Ausstieg

"Wir wollen eine offen Motorenformel, damit wir uns selbst von den anderen abgrenzen können. Das macht den Sport für uns interessant und auch deswegen sind wir hier", stellte Honda-Sportchef Otmar Szafnauer klar. "Die FIA hat das Recht, diese Einschränkungen zu machen, aber sie werden erst zum 1. März gültig. Ich hoffe, dass sich bis dahin noch etwas bewegt, das weniger einschränkend als das sein wird."

Honda wird also nicht aufgeben, die Regel wieder auszuhebeln. "Zuerst muss man kämpfen, auf alle möglichen Arten", fuhr er fort. "Wir stehen zu unserem Engagement in der Formel 1. In dieser Situation wäre es das Einfachste, einfach auszusteigen. Aber für das zu kämpfen, was man in diesem Sport als richtig erachtet, ist weit schwieriger. Wir sind dabei nicht egoistisch. Wir kamen in diesen Sport, weil es die Spitze ist und eine Herausforderung für unsere Ingenieure. Wenn sich das ändert, dann muss man kämpfen."

Von den Teams, die dem Regelkatalog zugestimmt haben, waren folglich auch weit weniger bis keine kritischen Stimmen zu vernehmen. "Genau das haben wir erwartet und es ist in unserem Sinne", erklärte beispielsweise Renault-Teamchef Flavio Briatore. Und BAR-Hondas Technischer Direktor Geoff Willis fügte noch hinzu: "Vom technischen Standpunkt aus hätten wir es uns gewünscht, dass die Regeln etwas früher festgestanden hätten."

Rechtliche Schritte gegen die Änderungen wären möglich

Doch gerade die Kritiker der Regeländerungen könnten für viel Spannung in der Formel 1 sorgen. So überlegen BMW, Mercedes und Honda offenbar, gegen die neuen V8-Motoren ein Verfahren anzustrengen. So machten die drei Hersteller schon zuvor eigene Vorschläge, schlugen auch vor, dass Motoren zwei Rennen halten sollten, der Motorwechsel aber immer vor einem Rennen stattfindet. Auch bei den Testfahrten sollte dann kein neuer Motor mehr zum Einsatz kommen können.

"Wir glauben, dass eine höhere Laufleistung zu einer Kostensenkung führen wird", so Theissen. Und Szafnauer konkretisierte seine Bedenken: "Wir werden dagegen in einer geeigneten Weise vorgehen. Technisch haben wir nichts gegen die 2,4-Liter-V8-Motoren. Wir hatten mit V8-Triebwerken schon viele Erfolge, das könnte sogar ein Vorteil sein. Aber wir denken, dass es dem hohen technischen Standard der Formel 1 schadet, daher sind wir dagegen."

Das weitere Vorgehen der V8-Gegner wird sich bereits in naher Zukunft entscheiden. Mario Theissen, Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug und Ottmar Szafnauer werden sich noch am (heutigen) Freitag in Brasilien an einen Tisch setzen, um das weitere Vorgehen gegen die Einführung der 2,4-Liter-Motoren zu planen.