Kovalainen rätselt über schlechte Renault-Form

In Malaysia zog sich Heikki Kovalainen besser aus der Affäre als in Australien, gegen den Mangel an Grip seines Renault war er aber dennoch machtlos

(Motorsport-Total.com) - Nach seinem Premieren-Grand-Prix in Australien musste sich Heikki Kovalainen viel Kritik anhören, sogar von seinem eigenen Teamchef Flavio Briatore. Gestern in Malaysia zog er sich wesentlich besser aus der Affäre: Zwar machte er gegen Giancarlo Fisichella wieder keinen Stich, doch als Achter sammelte er immerhin seinen ersten WM-Punkt.

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen

Kovalainen präsentierte sich in Malaysia verbessert, aber noch nicht perfekt

"Ich kann mich noch verbessern", analysierte er anschließend. "Mein Start war okay, aber in der ersten Kurve waren überall Autos um mich herum und ich musste ein bisschen zurückstecken. Ich wollte nicht riskieren, den Frontflügel zu verlieren oder in einen Unfall verwickelt zu werden, denn oberste Priorität war nach Melbourne, das Rennen sauber zu überstehen. Im Nachhinein betrachtet hätte ich vielleicht mehr attackieren können, aber zu dem Zeitpunkt dachte ich, es sei schon okay so."#w1#

Zu wenig Aggressivität in der ersten Runde

Auf dem Weg in die erste Kurve machte der Finne wieder ein bisschen Boden gut, "aber in der zweiten Kurve wurde ich dann blockiert. Das ist eine Sache, an der ich arbeiten muss und die ich in Bahrain sicher besser machen kann. Vielleicht hätte ich in der Situation nämlich Trulli überholen und Giancarlo hinter mir lassen können, dann wäre ich am Rennende in der Position gewesen, in der 'Fisi' schlussendlich war", gab er zu Protokoll.

Kovalainen betonte, er sei "nicht restlos glücklich" mit seiner Vorstellung, "aber zumindest gab es keine Zwischenfälle." Und was war mit den Szenen, als du mit zwei Rädern im Gras warst, Heikki? "In Kurve sechs hatte ich ein paar kleinere Schrecksekunden, als ich über die Randsteine fuhr, aber das war nichts, wo ich wie in Melbourne mehrere Sekunden verloren hätte. Ich muss einfach den Kopf hochhalten, denn ich war besser als in Melbourne. Darauf kann ich aufbauen."

Unabhängig von seiner fahrerischen Leistung kann er freilich nichts daran ändern, dass der Renault momentan bestenfalls das viert-, eher sogar das fünftschnellste Auto im Feld ist. Nach den mäßigen, aber keineswegs katastrophalen Wintertests hatte er damit nicht gerechnet: "Das kommt schon überraschend für uns", gab Kovalainen zu. "Wir dachten, wir würden das viertbeste Team sein, aber zumindest im Qualifying trifft das derzeit eher nicht zu."

R27 baut nicht genügend Grip auf

"Es fehlt uns einfach an Grip. Der Mangel an Downforce ist unser größtes Problem, aber wir arbeiten weiterhin daran. Wir verstehen es nur noch nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob es nur am Downforce liegt - alles andere spielt natürlich auch ein bisschen mit. Wir sind uns nicht hundertprozentig sicher, woran es fehlt, daher können wir momentan keine Riesenschritte erwarten", so der 25-Jährige, der frühestens bei den Europarennen auf eine Steigerung hofft.

"Es liegt kein großer Plan auf dem Tisch, um irgendetwas radikal zu ändern." Heikki Kovalainen

Wunderheilung erwartet er jedenfalls keine - und auch kein neues Auto, wie es sein Teamkollege Fisichella fordert: "Da gibt es kein Hokuspokus. Es liegt kein großer Plan auf dem Tisch, um irgendetwas radikal zu ändern. Wir müssen zunächst einmal verstehen, warum es uns an Downforce und Speed fehlt. In den vergangenen paar Jahren haben wir Weltmeisterschaften gewonnen, aber mit diesen Reifen funktioniert das Auto eindeutig nicht."

Bridgestone-Reifen liegen dem R27 nicht

Damit ist der vermutete Hauptgrund für die Renault-Krise auch schon angesprochen: Die Modelle von 2005 und 2006 waren voll auf die progressiven Michelin-Pneus abgestimmt, doch die harten Einheitsreifen von Bridgestone schmecken dem technischen Konzept des französischen Teams anscheinend nicht. Ferrari reagierte darauf mit einem verlängerten Radstand, Renault kam auf diese Idee jedoch nicht - wohl wegen der fehlenden Bridgestone-Erfahrung.

Inzwischen haben die Ingenieure in der Chassisfabrik in Enstone schon etwas mehr Ahnung, in welche Richtung sie mit der Entwicklung gehen müssen, der Weisheit letzter Schluss ist aber noch nicht gefunden. Kovalainen: "Die Reifen funktionieren auf unserem Auto jetzt etwas besser, aber die anderen Teams haben auch Fortschritte gemacht. Schwer zu sagen also, ob wir uns im Verhältnis betrachtet überhaupt verbessert haben", seufzte er abschließend.