Kovalainen: "Können um den Sieg kämpfen"
Heikki Kovalainen im Interview über den Grand Prix von Großbritannien, die jüngsten Testfahrten und seine unveränderte Rolle im Team
(Motorsport-Total.com) - McLaren-Mercedes-Pilot Heikki Kovalainen hätte sich seine erste Saison bei den Silberpfeilen vermutlich etwas anders vorgestellt. Im Unterschied zu seinem Teamkollegen Lewis Hamilton hat der Brite bei Saisonhälfte noch keinen Sieg auf dem Konto und konnte bislang noch keine Glanztaten vollbringen. Daran war allerdings hauptsächlich die Technik Schuld, die den Finnen beinahe an jedem Rennwochenende einbremste. Den Mut hat Kovalainen aufgrund dieser Rückschläge aber nicht verloren.

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Heikki Kovalainen rechnet sich für das Silverstone-Rennen gute Chancen aus
Frage: "Heikki, du hattest in letzter Zeit einige Schwierigkeiten - der Crash in Barcelona und ein paar Strafen. Wie steckst du das weg?"
Heikki Kovalainen: "Wir haben die Strafen nur deshalb bekommen, weil wir Fehler gemacht haben. Fahrer und Team müssen einen besseren Job machen und solche Fehler einfach vermeiden - das ist alles. Ansonsten habe ich keinerlei Probleme mit den Strafen."#w1#
Kein Frust bei Kovalainen
Frage: "Was erwartest du dir von diesem Wochenende?"
Kovalainen: "Es ist natürlich immer schwierig, Vorhersagen zu treffen. Mein Gefühl sagt mir, dass wir hier einen sehr guten Test hatten. Das Auto war sehr stark und wir konnten Fortschritte machen. Hoffentlich können wir hier um den Sieg kämpfen."
Frage: "Ist es sehr frustrierend für dich, zu Saisonmitte noch nicht den ersten Sieg eingefahren zu haben?"
Kovalainen: "Nein, überhaupt nicht. Natürlich hätte ich gerne mehr Punkte gesammelt. Ich war aber leider nicht dazu in der Lage, ein Wochenende ohne Probleme oder Vorfälle zusammenzubringen. Das Wichtigste ist es jetzt, weiterhin fokussiert zu bleiben und nach vorne zu schauen, dann wird das schon klappen. Da habe ich keine Zweifel."
Frage: "Wie stehen hier die Chancen auf deinen Premierensieg in der Formel 1, zumal du hier vor sechs Jahren deinen ersten Formel-3-Erfolg geholt hast?"
Kovalainen: "Ja, die Möglichkeit besteht freilich immer. Aber da liegt nach ein langer Weg vor uns und wir müssen in jeder Session konzentriert bleiben. Wir müssen sicherstellen, dass die Balance und das Vertrauen ins Auto auf dem Level sind, dass wir im Qualifying auf das schärfste attackieren können. Das genießt absolute Priorität."
Positives Testfazit nach Magny-Cours
Frage: "Worin unterscheiden sich deiner Meinung nach die Wagen von Ferrari und McLaren-Mercedes?"
Kovalainen: "Für mich ist das schwierig zu sagen. Wenn wir uns dieses Jahr anschauen, dann haben wir auf manchen Strecken in den langsameren Ecken auf Ferrari verloren. Gleichwohl sieht es aber so aus, als ob wir in den schnelleren Passagen etwas gewonnen haben. Aufgrund unserer Startposition konnten wir in Frankreich nicht unser volles Potential entfalten. Das ist also wirklich schwierig zu beurteilen. Wir wissen nur, dass sie überall gut aussehen werden und dass es knifflig werden wird, sie zu schlagen."
Frage: "Könnte das Potential des Wagen hier ähnlich sein wie in Magny-Cours?"
Kovalainen: "Ich denke schon. Es gibt keinen Grund zu glauben, warum das nicht der Fall sein sollte."
Frage: "Was ist dein Eindruck von den Veränderungen, die am Auto vorgenommen wurden?"
Kovalainen: "Wir haben in der vergangenen Woche sofort wieder getestet. Meiner Meinung nach haben wir nun etwas mehr Grip und möglicherweise die Effizienz auf der Geraden etwas verbessert. Das ist also ein Schritt nach vorne. Keine große Sache in Bezug auf die Rundenzeiten, aber das ist niemals der Fall. Wir sprechen hier immer nur über Zehntelsekunden. In der vergangenen Woche hatte ich mehr Grip mit dem Auto und das ist positiv."
Frage: "Könnte das auch bei der Reifennutzung helfen?"
Kovalainen: "Ja, klar. Das hilft überall. Wenn man mehr Abtrieb auf das Auto packen kann, ohne dabei Topspeed zu verlieren, dann wirkt sich das schließlich immer vorteilhaft aus. Auf eine Runde gesehen, sind das vielleicht ein, zwei Zehntel - aber am Ende des Rennens können das die entscheidenden Sekunden sein."
Wetterlage das Zünglein an der Waage?
Frage: "Glaubst du, Ferrari hat beim jüngsten Test alle Karten aufgedeckt?"
Kovalainen: "Keine Ahnung, ihre Pace war sehr unterschiedlich. Am ersten Morgen war Massa (Felipe Massa; Anm. d. Red.) 1,5 Sekunden schneller als wir, am zweiten Tag waren sie nachmittags langsamer. Ich habe die Rundenzeiten vom letzten Testtag nicht im Detail angeschaut, aber es sieht ganz so aus, als wären sie langsamer. Das deutet für mich darauf hin, dass wir beim Test verschiedene Programme hatten."
"Ich erwarte gewiss nicht, dass wir an diesem Wochenende eine Sekunde schneller sind als die Ferraris. Das wird eine enge Geschichte, aber es zeigt, wie unterschiedlich wir die Testfahrten angehen. Wir waren nicht auf schnelle Runden aus sondern sind mit normaler Spritladung unterwegs gewesen und immer unter Rennbedingungen gefahren. Diese Rundenzeiten waren recht gut."
Frage: "Die Wetterbedingungen sind nicht konstant. Inwiefern hat das einen Einfluss?"
Kovalainen: "Der Wind macht keinen großen Unterschied aus, dadurch ist es für alle nur etwas kniffliger. Letztendlich aber wird jeder damit klarkommen und seinen Fahrstil daran anpassen, sodass sich die Rundenzeiten wieder in der normalen Hackordnung befinden dürften. Sollte es aber regnen oder die Strecke nach Schauern wieder abtrocknen, dann kann das den entscheidenden Unterschied ausmachen."
"Man kann unter solchen Bedingungen gleichermaßen gewinnen als auch verlieren. Wenn es durchgängig regnet, dann ist das nicht unbedingt ein Problem, denn bei stabiler Wetterlage musst du einfach alles richtig planen. Es würde aber sicherlich helfen, wenn man sich an die Bedingungen anpassen und sich verschiedene Strategien für unterschiedliche Szenarien zurechtlegen könnte."
Kein Nummer-2-Fahrer bei McLaren-Mercedes
Frage: "Gab es teamintern eine Veränderung? Seid ihr noch immer gleichgestellt oder nimmst du jetzt eine unterstützende Rolle ein?"
Kovalainen: "Keineswegs. Für mich ist die Meisterschaft noch nicht vorbei. Für euch mag sie vielleicht schon gelaufen sein, aber nicht für mich. Es sind noch jede Menge Rennen zu fahren. Ich glaube noch immer an meine Fähigkeiten und McLaren-Mercedes hat noch nie einen Fahrer in eine Wasserträger-Rolle gesteckt. Das wird auch in diesem Jahr nicht passieren und ich würde das auch nicht tun wollen. Also pushe ich mich selbst."
Frage: "Lewis hat viel Kritik einstecken müssen. Meinst du, er hat mehr Druck und hat sich sein Verhalten geändert?"
Kovalainen: "Ich konnte bei ihm keine Veränderung feststellen. Ich weiß nicht genau, was da vor sich geht, aber er ist nach wie vor vollkommen konzentriert und erledigt seinen Job wie immer. Ich komme gut mit ihm zurrecht. Ich versuche, ihn auf der Strecke anzutreiben und tue alles dafür, ihn zu schlagen - und macht genau dasselbe. Letztendlich wollen wir das Team voran bringen und sicherstellen, dass der Rennstall schneller wird und in die richtige Richtung operiert."
Frage: "Die Teams müssen jetzt Prioritäten setzen. Konzentriert man sich bei euch auf das diesjährige oder das nächstjährige Auto?"
Kovalainen: "Wir konzentrieren uns zu einhundert Prozent auf dieses Jahr, sogar noch mehr als normal. Die gesamte technische Abteilung gibt dafür Vollgas, den diesjährigen Wagen zu verbessern und wir sind noch immer mitten im Kampf um die Weltmeisterschaften. Natürlich müssen wir uns auch den Regeländerungen für die kommende Saison widmen, aber das läuft schon eine Weile. Wir machen in gewisser Weise beides."

