powered by Motorsport.com
  • 25.10.2012 14:24

Konzentrierter Vettel: Diesmal kein Sinn für Kultur

WM-Leader Sebastian Vettel wirkt vor dem Indien Grand Prix sehr konzentriert und geht den Ablenkungsversuchen der Konkurrenz aus dem Weg

(Motorsport-Total.com/SID) - Neue indische Wörter hat Sebastian Vettel seit dem vergangenen Jahr nicht gelernt. Und Zeit, um zum Taj Mahal zu fahren, hat er in diesem Jahr auch nicht. Zwar ist Indien für den Formel-1-Weltmeister weiterhin "immer eine Reise wert", doch nach Kultur steht dem 25-Jährigen aktuell nicht der Sinn.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel möchte bis zum Ende der Saison Fehler vermeiden Zoom

Im spannenden Titelrennen gibt es so viele Baustellen abseits der Strecke, dass die Konzentration aufs Fahren schon schwer genug fällt. Ferrari hatte offenbar versucht, ihn mit gestreuten Gerüchten über einen Wechsel zu verunsichern, Teamkollege Mark Webber pocht noch auf seine eigenen Rechte und redet sogar Vettels Rivalen Fernando Alonso stark.

Im Vorjahr war Vettel schon als feststehender Weltmeister nach Indien gekommen und hatte außer durch seine überragende Vorstellung auf der Strecke mit Pole Position, Sieg und schnellster Rennrunde auch mit einem indischen Satz die Herzen der 1,2 Milliarden Menschen gewonnen - und hier vor allem der Frauen: "Dhanyawaad... Aap ki aankhen bohot khoobsurat hai!", sagte er scheinbar akzentlos - "Danke, ihr habt wundervolle Augen."

Diesmal klingen Vettels Aussagen in Neu-Delhi ungewohnt monoton und unemotional. Er wolle "das Momentum ausnutzen", so lautet nach dem Rollenwechsel vom Jäger zum Gejagten seine forscheste Aussage vor einem "für die WM extrem wichtigen Rennen". Ansonsten predigte er wieder und wieder, "kleine Schritte" gehen zu wollen, "nur auf uns schauen" und dann "sehen, was passiert".

Selbst mit der Möglichkeit, erstmals in seiner Karriere ein viertes Rennen in Folge gewinnen zu wollen - was in der mehr als 60-jährigen Formel-1-Geschichte in allen 16 Fällen jeweils eine Titel-Garantie war - hat er sich angeblich nicht beschäftigt. "Ich zähle nicht mit", bemerkt Vettel humorlos: "Ich weiß, Ihr wollt eine andere Antwort hören, aber wenn die Ampel angeht, beschäftigt man sich nicht mit so etwas. Wir sind in einer guten Position, aber in keiner, wo wir uns zurücklehnen können."


Fotos: Großer Preis von Indien, Pre-Events


Webber schreibt Alonso nicht ab

Und auch in keiner, wo er sich der Unterstützung seines Teamkollegen sicher sein kann. Denn Webber sieht trotz seiner 63 Punkte Rückstand bei noch 100 zu vergebenen Zählern nicht den Zeitpunkt für eine Stallorder gekommen. "Das sehen wir, wenn wir an diesem Punkt angelangt sind", antwortet der Australier auf die Frage, ob er Vettel helfen werde: "Momentan ist er aber noch nicht gekommen, die Ausgangsposition hat sich noch nicht geändert."

Dabei glaubt wohl auch der 34-Jährige, dass der neun Jahre jüngere Stallrivale Unterstützung gebrauchen könnte. "Ich denke, dass Fernando eine sehr gute Chance hat, dieses Jahr den Titel zu gewinnen", schildert er zum Erstaunen vieler. Vier Rennen vor dem Saisonende hat Alonso sechs Punkte Rückstand auf Vettel.

Doch der zweifache Weltmeister nimmt außer der Führung und seiner Fokussierung auf das Wesentliche auch das Selbstvertrauen der beiden WM-Jahre mit in die letzten vier Rennen. "Ich denke, das kann helfen", sagt er: "Der erste Titel war eine große Erleichterung. Es geht zwar in jedem Jahr wieder bei Null los, aber danach hatte ich mir selbst bewiesen, dass ich es kann."

Spekulationen über die Zukunft

Nun kann er zum dritten Mal Weltmeister werden, zum dritten Mal mit Red Bull. Die Berichte über einen unterschriebenen Vertrag bei Ferrari für das Jahr 2014 waren deshalb zum jetzigen Zeitpunkt wohl nicht mehr als ein kalkuliertes Störfeuer. "Ich muss Ferrari und alle anderen enttäuschen", erklärt Red-Bull-Berater Helmut Marko der 'Sport Bild': "Sebastian hat einen kugelsicheren Vertrag bei uns bis einschließlich 2014. Es gibt weder eine Option noch irgendwelche Ausstiegsklauseln, und die hat es auch nie gegeben."

Marko sieht sowieso eher die Silberpfeile als größeren Rivalen bei möglichen Abwerbeversuchen. "Mercedes wollte Sebastian schon 2009 haben", meint er: "Es ist doch logisch, dass sie es auch weiterhin versuchen."