Konsortium will Minardi komplett übernehmen
Teamchef Paul Stoddart verhandelt intensiv mit einem potenziellen Kaufinteressenten aus Saudi Arabien
(Motorsport-Total.com) - Der irische Geschäftsmann Brendan McGuiness möchte zusammen mit einem Konsortium das Minardi-Team komplett übernehmen: "Die Verhandlungen sind am laufen und hoffentlich werden wir schon sehr bald eine Einigung finden", wird Guiness von der britischen Presse zitiert. "Wir haben das Geld, um Minardi nach vorne zu bringen", so McGuiness. Das Geld könnte der saudische Prinz Al-Waleed aufbringen, der vergangenes Jahr als möglicher Käufer des Prost-Rennstalls gehandelt wurde und schon seit Jahren ein großes Interesse an der Formel 1 zeigte.

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Paul Stoddart will sein Formel-1-Team nach nur einem Jahr wieder verkaufen
Das Minardi-Team von Paul Stoddart kämpft in dieser Saison mit großen Finanzierungslücken, teilweise war sogar die Rede von einer vorzeitigen Aufgabe, bevor das Team von Bernie Ecclestone die Fernsehgelder erhielt, die eigentlich Prost zugestanden hätten. Wegen des Geldmangels steht die Entwicklung des Autos seit Ende März praktisch still. Stoddart, Besitzer einer privaten Fluglinie, kämpft auch abseits der Formel 1 mit wirtschaftlichen Problemen und kann das Team nicht länger privat aufpäppeln.
Der Australier hat bestätigt, dass man unter anderem mit McGuiness spreche, der einer der größten Autoimporteure Saudi Arabiens ist. Sollte ein Deal zustande gekommen, würde der Name Paul Stoddart mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit aus der Formel 1 verschwinden: "Es wäre eine komplette Übernahme", so McGuiness. "Ich habe eine Menge Respekt vor Paul und um ehrlich zu sein würde er uns wohl sowieso nicht im Weg stehen wollen. Die Gespräche sind noch nicht an diesem Punkt angekommen, aber wenn wir etwas tun, dann wird es eine komplette Übernahme sein."
Hinter McGuiness steht als Geldgeber der saudische Prinz Al-Waleed. Laut der Zeitschrift 'Forbes' ist sein Vater der sechstreichste Mensch der Welt. Sein Geld verdient Prinz Al-Waleed bin Talal bin Abd-al-Aziz Al-Saud ? wie er mit ausführlichem Name heißt ? allerdings nicht nur mit Öl, sondern mit zahlreichen Firmenbeteiligungen. Wenn Vater Al-Waleed nach Deutschland kommt, dann kann er in seinen eigenen Hotels nächtigen, denn die "Mövenpick"- und "Vier Jahreszeiten"-Gruppe gehört zum Teil ihm. Und auch an der insolventen Kirch-Gruppe, die selbst stark in der Formel 1 involviert ist, ist Al-Waleed beteiligt.
Die Liste jener Unternehmen, an denen Al-Waleed ebenfalls beteiligt ist, ist lang: AOL, Apple, Netscape, Motorola, diverse Satelliten-Betreiber, Time Warner, Citibank, United Saudi Bank, Disneyland Paris, Daewoo, Proton ? um nur einige zu nennen. Der reichste Mann außerhalb der USA versucht gleichzeitig, mit Hilfsprojekten in seiner arabischen Heimat die Kritik an seinen Geschäften in der westlichen Welt zu zügeln. So finanzierte er einst den Wiederaufbau eines libanesischen Kraftwerks, das von israelischen Kampfflugzeugen zerstört worden war und er engagiert sich bei der Verbesserung der Infrastruktur in Palästina. Des Weiteren ist er einer jener Mitgründer des Fonds, der den Aufkauf von Gebäuden und Grundstücken im arabischen Teil Jerusalems durch radikale Siedler aus Israel und den USA verhindern soll.
Der Vater hätte also genügend Geld, um Sohn Khaled Al-Waleed das Abenteuer Formel 1 zu ermöglichen ? natürlich nicht, ohne daraus einen eigenen Nutzen zu ziehen. In den 80er-Jahren sponserte Vater Al-Waleed das Williams-Team, damals sollten zahlreiche arabische Firmen in die Formel 1 geführt werden. Man könnte so jene Unternehmen über ein Engagement bei Minardi bewerben, an denen man Anteile hält. Al-Waleed gilt unter Brancheninsidern als erfahrener Retter strauchelnder Unternehmen und besitzt die finanzielle Basis für solche Geschäfte.

