• 02.08.2002 13:11

  • von Fabian Hust

Frentzen sucht neues Team – Arrows auf Fahrersuche

Mitten im "Sommerloch" wird es spannend: Wo unterschreibt Frentzen und wer sitzt in Ungarn im Arrows?

(Motorsport-Total.com) - Mit seiner Kündigung bei Arrows hat Heinz-Harald Frentzen das Kapitel Arrows für sich nach zwölf Rennen abgeschlossen. Damit ist es mehr als wahrscheinlich, dass der Mönchengladbacher auch in der kommenden Saison für die Pfeile nicht fahren wird. Dass sich der Mönchengladbacher mitten in der Saison mit Teamchef Tom Walkinshaw auf eine Trennung geeinigt hat, kann nur zwei Hauptgründe haben: Zum einen die Tatsache, dass Frentzen vom Team kein Gehalt erhalten haben dürfte aber viel eher ist noch die Variante, dass Frentzen schon einen Vertrag bei einem anderen Team unterschriftsreif vorliegen hat.

Titel-Bild zur News: Heinz-Harald Frentzen

Heinz-Harald Frentzen: Sein Handy dürfte dieser Tage kaum unbenutzt bleiben...

Dass Heinz-Harald Frentzen in Hockenheim sein letztes Formel-1-Rennen gefahren hat, das schließen die Experten aus. Trotz aller Pleiten, Pech und Pannen der letzten Jahre hat der 35-Jährige bewiesen, dass er all das hat, was ihn für die Teams interessant macht: Ein großes Rennfahrerherz, eine riesige Erfahrung, Speed und technisches Verständnis.

Wahrscheinliche Variante 1: Rückkehr zu Jordan

Am wahrscheinlichsten ? so verrückt wie das auch klingen mag ? ist für die Experten im Moment eine Rückkehr Frentzens zu Jordan, auch wenn Frentzen deutlich gemacht hat, dass er sich schwer vorstellen könnte, wieder mit Eddie Jordan zusammen zu arbeiten, der ihn vor rund einem Jahr rausschmiss. Eddie Jordans öffentliches Eingeständnis, mit der Entlassung Frentzens einen Fehler gemacht zu haben, dürfte ernsthafte Hintergründe haben, nicht umsonst nennt er sich vor laufenden Kameras den "bösen Buben", der Frentzen zu Unrecht entlassen hat.

Dem Iren stehen zwei Probleme bevor: Erstens, die Honda-Motoren sind für 2003 noch nicht garantiert, womit er mehr Geld bräuchte. Zweitens, die Deutsche Post droht mit dem Rückzug aus dem Team, da man zu wenig Erfolg hat, sich das Engagement nicht rechnet. Es ist kein Geheimnis, dass die Deutsche Post Frentzen in Magny-Cours gerne als Ersatz für den außer Gefecht gesetzten Giancarlo Fisichella im Auto haben wollte.

Frentzen hat zugegeben, dass er gerne für Jordan gefahren wäre und er auch eine Rückkehr in Betracht zieht, da das Team "gute Leute" habe und er "ja nicht direkt mit Eddie Jordan zusammenarbeiten müsste". Erste Verhandlungen mit dem Jordan-Team soll es bereits gegeben haben, angeblich waren diese an unterschiedlichen Gehaltsvorstellungen zunächst gescheitert. Das Problem: Frentzen müsste eigentlich Ende des Jahres gegen Eddie Jordan vor Gericht ziehen, da er sein Gehalt für 2001 und 2002 einklagen möchte, das ihm nach dem Vertragsbruch zusteht. Frentzen dürfte auf ein hohes Gehalt pochen, um sich gütlich einigen zu können.

Das Szenario bei Jordan ist in sich im Moment am schlüssigsten. Cosworth würde Jordan beim Verlust Hondas Motoren zur Verfügung stellen, da man gerne den Namen Ford neben Jaguar wieder in die Formel 1 bringen möchte. Es ist sogar die Rede vom Team "Ford-Jordan". Die Kosten für den Motor würde zum einen Honda aufbringen, die sich nur auf BAR konzentrieren wollen, einen weiteren Teil wäre angeblich die Deutsche Post bereit zu zahlen, wenn Frentzen kommt. Und Frentzen würde den enttäuschenden Takuma Sato ersetzen, den das Team loswerden kann, wenn man nicht mehr mit Honda-Motoren fährt.

Wahrscheinliche Variante 2: Wechsel zu Toyota

In Hockenheim meinte Heinz-Harald Frentzen viel sagend "Nichts ist unmöglich", und dass die Entscheidung für die Saison 2003 "bis zur nächsten Vollmondnacht" wohl gefallen ist. Im Prinzip hätte der Deutsche gleich sagen können, dass Toyota eine Option ist, denn der Spruch ist bekanntlich der Werbeslogan der Japaner und diese wollen bis Ende August eine Fahrerwahl gefällt haben. Vielleicht hat Frentzen aber bewusst Toyota nicht beim Namen genannt. Angeblich soll es laut Toyota gar keine Gespräche mit Frentzen geben, da könnte "HHF" clever wie er ist, gezielt durch seine Aussage das Gerücht in die Welt gestreut haben, mit Toyota zu verhandeln, um seinen Marktwert nach oben zu treiben.

Die Gerüchte, Allan McNish werde noch in dieser Saison durch Frentzen ersetzt, dementierte Toyota mit einer gesonderten Pressemitteilung. Dass sowohl Mika Salo als auch Allan McNish für kommende Saison nicht gesetzt sind, heißt jedoch, dass für Frentzen ein Platz vorhanden ist. Mögliches Szenario: Frentzen wird für den Rest der Saison Testfahrer, lernt so das Team kennen und kann intensiv an der Entwicklung des nächstjährigen Autos mitarbeiten und steigt dann gut vorbereitet in Melbourne 2003 in den TF103. Nach Informationen der 'Welt' ist mit Toyota schon alles fix.

Möglich aber unwahrscheinlich: Wechsel zu Jaguar

"Man muss ihn auf jeden Fall mit in Betracht ziehen", meinte kürzlich Jaguar-Teamchef Niki Lauda. Auch die Grünen wären eine Möglichkeiten für den leidgeplagten Rennfahrer. Allerdings weiß ein Heinz-Harald Frentzen, dass ein Team wie Jordan-Honda über ein wesentlich besseres technisches Personal verfügt als Jaguar. Die Grünen würden Frentzen zwar mit Sicherheit mehr bezahlen, aber das Risiko, dass Frentzen dem Feld hinterherfährt wäre ausgesprochen groß.

Angedacht aber sehr schwierig: Rückkehr zu Sauber

Nach Informationen der 'motorsport aktuell' wäre es sogar denkbar, dass der Mönchengladbacher in Ungarn statt Felipe Massa im Sauber sitzt: "Das würde nur dann Sinn machen, wenn wir ihn auch nächstes Jahr unter Vertrag nehmen könnten", so Teamchef Peter Sauber, der keine Unruhe in sein Team bringen möchte. Sauber mahlt sich aus, dass Frentzen im Kampf um den vierten Platz für das Team Gold wert sein könnte.

Doch das Team dürfte auf ein ernsthaftes Problem stoßen. Die Verpflichtung von Jos Verstappen als Testfahrer scheiterte Anfang das Jahres, da das Team den 1,75 Meter großen Holländer nicht im Sauber unterbrachte, der auf den größten Fahrer im Team, Felipe Massa mit seinen 1,66 Meter, maßgeschneidert wurde. Wie will man da einen Frentzen unterbringen, der sogar noch drei Zentimeter größer ist?

Und auch die Sponsoren dürften wenig begeistert sein, wenn nicht nur zwei Deutsche sondern auch noch zwei Mönchengladbacher in ein und demselben Team fahren. "Zwei deutsche Fahrer, das geht nicht", meint Peter Sauber. Und da Heidfeld für 2003 schon als gesetzt gilt und Sauber Frentzen nur dann für 2002 noch verpflichten würde, wenn dieser auch kommendes Jahr fährt, gilt dieses Szenario ebenfalls als sehr unwahrscheinlich.

Arrows auf Fahrersuche

Als Geheimtipp auf das Cockpit von Heinz-Harald Frentzen gilt im Moment Jos Verstappen. Der Holländer will unbedingt in die Formel 1, lehnte diese Tage erst ein Angebot des Minardi-Teams ab. Wegen seines Rausschmisses bei Arrows vor der Saison, als ihn Walkinshaw durch Frentzen ersetzte, könnte man einige Wogen außerhalb von Gerichten glätten. Damit wäre das Team der letzten Saison, bestehend aus Bernoldi und Verstappen, wieder komplett. Auch der Einsatz jüngerer Fahrer, wie Formel-3000-Pilote Sébastien Bourdais, der vor kurzem für das Team testete, wäre denkbar.