• 30.07.2002 10:59

  • von Fabian Hust

Heinz-Harald Frentzen zeigt Härte

Frentzen soll bei Arrows ein Machtwort gesprochen haben und mit einer Kündigung vielleicht seine Zukunft gesichert haben

(Motorsport-Total.com) - Heinz-Harald Frentzen wird langsam aber sicher zum Dreh- und Angelpunkt im Fahrerkarussell. Vor der Saison einigten sich Tom Walkinshaw und der Mönchengladbacher auf eine Zusammenarbeit, nachdem Frentzens neues Team Prost nach dem Rauswurf bei Jordan Pleite gegangen war. Mittlerweile hat "HHF" zugegeben, dass er schon bei der Vertragsunterzeichnung wusste, dass Arrows finanziell instabil dasteht, aber er erhielt von "Major Tom" das Versprechen, dass er zur Not selbst in die Presche springen würde, um das Team am Überleben zu halten, was zuletzt wohlweißlich nicht immer der Fall war.

Titel-Bild zur News: Heinz-Harald Frentzen

Heinz-Harald Frentzen: Ein oftmals als "zu weich" bezeichneter Fahrer zeigt Härte

Angeblich hat Heinz-Harald Frentzen erst in Hockenheim seinen ersten Gehaltscheck erhalten. Es geht das Gerücht um, dass beide Fahrer sich weigerten, am Sonntag an den Start zu gehen, weil sie vom Team kein Geld erhielten. Schon vor Hockenheim hat demnach Frentzen seinen Vertrag mit Arrows gekündigt, was angesichts der Vorkommnisse im Team kein Problem gewesen sein dürfte. Stattdessen fährt der ehemalige Vize-Weltmeister auf Einzelvertragsbasis pro Rennen. Er könnte also jederzeit seinen Overall gegen jenen eines anderen Teams austauschen.

Comeback im Sauber noch 2002?

Nach Informationen der 'motorsport aktuell' wäre es sogar denkbar, dass der Mönchengladbacher in Ungarn statt Felipe Massa im Sauber sitzt: "Das würde nur dann Sinn machen, wenn wir ihn auch nächstes Jahr unter Vertrag nehmen könnten", so Teamchef Peter Sauber, der keine Unruhe in sein Team bringen möchte. Da Frentzen die Möglichkeit haben soll, jederzeit das Team zu wechseln, "müsste man eine Lösung finden, wenn das stimmt", wie Sauber meint. "Frentzen ist bei uns immer schon ein Thema gewesen."

Sauber mahlt sich aus, dass Frentzen im Kampf um den vierten Platz für das Team Gold wert sein könnte. Doch das Team dürfte auf ein ernsthaftes Problem stoßen. Die Verpflichtung von Jos Verstappen als Testfahrer scheiterte Anfang das Jahres, da das Team den 1,75 Meter großen Holländer nicht im Sauber unterbrachte, der auf den größten Fahrer im Team, Felipe Massa mit seinen 1,66 Meter, maßgeschneidert wurde. Wie will man da einen Frentzen unterbringen, der sogar noch drei Zentimeter größer ist? Und auch die Sponsoren dürften wenig begeistert sein, wenn nicht nur zwei Deutsche sondern auch noch zwei Mönchengladbacher in ein und demselben Team fahren.

Toyota-Verhandlungen?

In Hockenheim meinte Heinz-Harald Frentzen viel sagend "Nichts ist unmöglich", und dass die Entscheidung für die Saison 2003 "bis zur nächsten Vollmondnacht" wohl gefallen ist. Im Prinzip hätte der Deutsche gleich sagen können, dass Toyota eine Option ist, denn der Spruch ist bekanntlich der Werbeslogan der Japaner und diese wollen bis Ende August eine Fahrerwahl gefällt haben. Vielleicht hat Frentzen aber bewusst Toyota nicht beim Namen genannt. Angeblich soll es laut Toyota gar keine Gespräche mit Frentzen geben, da könnte "HHF" clever wie er ist, gezielt durch seine Aussage das Gerücht in die Welt gestreut haben, mit Toyota zu verhandeln, um seinen Marktwert nach oben zu treiben.

Jordan-Comeback ist realistisch

Am wahrscheinlichsten ? so verrückt wie das auch klingen mag ? ist für die Experten im Moment eine Rückkehr Frentzens zu Jordan, auch wenn Frentzen deutlich gemacht hat, dass er sich schwer vorstellen könnte, wieder mit Eddie Jordan zusammen zu arbeiten, der ihn vor rund einem Jahr rausschmiss. Eddie Jordans öffentliches Eingeständnis, mit der Entlassung Frentzens einen Fehler gemacht zu haben, dürfte ernsthafte Hintergründe haben, nicht umsonst nennt er sich vor laufenden Kameras den "bösen Buben", der Frentzen zu Unrecht entlassen hat.

Dem Iren stehen zwei Probleme bevor: Erstens, die Honda-Motoren sind für 2003 noch nicht garantiert, womit er mehr Geld bräuchte. Zweitens, die Deutsche Post droht mit dem Rückzug aus dem Team, da man zu wenig Erfolg hat, sich das Engagement nicht rechnet. Es ist kein Geheimnis, dass die Deutsche Post Frentzen in Magny-Cours gerne als Ersatz für den außer Gefecht gesetzten Giancarlo Fisichella im Auto haben wollte.

Frentzen hat zugegeben, dass er gerne für Jordan gefahren wäre und er auch eine Rückkehr in Betracht zieht, da das Team "gute Leute" habe und er "ja nicht direkt mit Eddie Jordan zusammenarbeiten müsste". Erste Verhandlungen mit dem Jordan-Team soll es bereits gegeben haben, angeblich sind diese an unterschiedlichen Gehaltsvorstellungen zunächst gescheitert. Das Problem: Frentzen müsste eigentlich Ende des Jahres gegen Eddie Jordan vor Gericht ziehen, da er sein Gehalt für 2001 und 2002 einklagen möchte, das ihm nach dem Vertragsbruch zusteht. Frentzen dürfte auf ein hohes Gehalt pochen, um sich gütlich einigen zu können.

Jordan: Vielleicht klingt alles schon zu schlüssig

Das Szenario bei Jordan ist in sich im Moment am schlüssigsten. Cosworth würde Jordan beim Verlust Hondas Motoren zur Verfügung stellen, da man gerne den Namen Ford neben Jaguar wieder in die Formel 1 bringen möchte. Die Kosten für den Motor würde zum einen Honda aufbringen, die sich nur auf BAR konzentrieren wollen, einen weiteren Teil wäre angeblich die Deutsche Post bereit zu zahlen, wenn Frentzen kommt. Und Frentzen würde den enttäuschenden Takuma Sato ersetzen, den das Team loswerden kann, wenn man nicht mehr mit Honda-Motoren fährt.

Frentzens Formel-1-Zukunft scheint relativ sicher

Die Zukunft von Heinz-Harald Frentzen ist noch lange nicht gesichert, auch wenn sie schon in vier Wochen klare Formen annehmen soll. Dass der mittlerweile schon 35-Jährige am Ende ohne ein Cockpit dastehen könnte, daran glaubt keiner mehr. Zu sehr hat Frentzen bewiesen, dass er immer noch zu den besten Fahrern in der Formel 1 gehört. "Man muss ihn auf jeden Fall mit in Betracht ziehen", meinte kürzlich Jaguar-Teamchef Niki Lauda. Auch die Grünen wären eine von vielen Möglichkeiten für den leidgeplagten Rennfahrer.

Ob Frentzen in Ungarn im Arrows sitzen wird, das weiß im Moment keiner. Sollte sich kurzfristig keine andere Variante finden, dürfte Frentzen wohl erneut mit dem Team einen Vertrag abschließen, vorausgesetzt, Teamchef Tom Walkinshaw zahlt ihm das Gehalt. Der Abgang des Schotten als Teamchef soll übrigens schon besiegelt sein. "Ich bin bei Arrows draußen", soll der Schotte nach Informationen von 'auto, motor und sport' in Hockenheim zu Renault-Teamchef Flavio Briatore gesagt haben. Als neuer Teamchef wird Ex-BAR-Teamchef Craig Pollock gehandelt.