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  • 09.05.2011 13:04

"König" Vettel: Dominant wie einst Schumacher

Drei Siege in vier Rennen: Weltmeister Sebastian Vettel dominiert die Formel 1 derzeit scheinbar nach Belieben - Konkurrenz streckt fast schon die Waffen

(Motorsport-Total.com/SID) - Die Formel 1 erlebt ihre verrückteste Saison aller Zeiten, doch Weltmeister Sebastian Vettel setzt alle (neuen) Regeln außer Kraft. Unbeirrt von Rückschlägen, Taktikspielchen und Psychoduellen fuhr der 23-Jährige auch in Istanbul die Konkurrenz in Grund in Boden. Während Fans und Medien dem "einzigen König der Formel 1" ('Repubblica') huldigen, streckt die Konkurrenz nach einem Fünftel der Saison schon resigniert die Waffen.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Weltmeister Sebastian Vettel ist derzeit in der Formel 1 kaum zu packen

"Er ist einfach zu schnell", sagt Ex-Champion Lewis Hamilton, der Vettel in Shanghai die einzige Saisonniederlage zufügte, dabei aber von einem taktischen Fehler bei Red Bull profitierte. "Es ist im Moment hart, gegen ihn zu kämpfen", meint Vize-Weltmeister Fernando Alonso. Und selbst Vettels ihm nicht immer wohlgesonnener Teamkollege Mark Webber gestand nach dem Doppelsieg in der Türkei neidlos an: "Er ist nahe am Maximum."

Die Königsklasse des Motorsports spielt nach den Regeländerungen verrückt. Unglaubliche 68 Überholmanöver in China, nun die Rekordmarke von 82 Boxenstopps. Der wahre Stand des Rennens ist kaum noch zu durchschauen, nur eines ist immer klar: Wo Vettel ist, ist vorne.

Die Zeitung 'Sport' aus Spanien schreibt von einer "beleidigenden Dominanz". Für 'El Pais' ist der Deutsche "der Goldjunge des aktuellen Automobilsports", für den 'Corriere della Sera' aus Italien "immer mehr der Alleinherrscher der Formel 1" und für die 'Daily Mail' aus Großbritannien schlicht "zu gut für die Konkurrenz". Die 'Times' vermutet: "Seine Rivalen werden den direkten Weg zur Hausbar eingeschlagen haben, um sich einen starken Drink zu mixen." Die 'Sun' sieht "eine Tracht Prügel" für die Rivalen.

Sebastian Vettel

Sebastian Vettel fuhr am Sonntag seinen dritten Saisonsieg ein Zoom

"Mehr als Sebastian rausholt kannst du nicht rausholen. Wenn das so weitergeht, sind wir nach der halben Saison fertig", sagt Ex-Weltmeister Niki Lauda, nachdem der Hesse die Vettel-Festspiele trotz Unfall-Schock im Training und fehlender Werte in einem runderneuerten Unfallwagen um eine Aufführung erweitert hatte.

"Man darf sich darauf einstellen, dass Sebastian Weltmeister wird. Wenn einer so dominant ist, geht das nicht von heute auf morgen verloren", versichert Christian Danner, wie Lauda 'RTL'-Experte: "Der größte Konkurrent für Vettel ist Webber, und das ist eigentlich kein Konkurrent." Und Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko stellte klar: "Das war kein Glück. Sebastian ist einfach fehlerfrei gefahren."

Der frühere Vize-Weltmeister David Coulthard fühlt sich gar an die Dominanz von Rekord-Weltmeister Michael Schumacher erinnert, der zwischen 2000 und 2004 fünfmal in Serie den Titel holte. "Er kann genauso dominant werden wie Schumacher", sagt Coulthard. "Außerdem ist es toll, wie er mit den Fans und seinem Team umgeht. Er ist ein hervorragender Botschafter für die Formel 1."

¿pbvin|512|3656||0|1pb¿Anders als der gerade in seinen erfolgreichsten Zeiten oft verbissen wirkende Schumacher gibt sich Vettel nach außen oft locker. Den Sieg in Istanbul feierte er tanzend und Champagner spritzend, stets hat er einen lockeren Spruch auf den Lippen. Andererseits besitzt er offenbar dieselbe Fähigkeit, sich zu konzentrieren und Rückschläge wegzustecken, die schon den seit dem Comeback hinterherfahrenden Rekord-Champion Schumahcer auszeichnete.

Von einer Vorentscheidung im Titelrennen will Vettel selbst nichts wissen. "Sobald man anfängt, sich für unschlagbar zu halten, bekommt man einen Tritt in den Hintern", meint er schmunzelnd. "Irgendwann kommt der Tag, an dem dir jemand eine Lektion erteilt und dich in die Schranken verweist."

Dies scheint zumindest langfristig derzeit unvorstellbar. Dass Vettel den Rekord Schumachers aus dem Jahr 2002 in Sachen vorzeitige Titelverteidigung knackt, ist aber ebenfalls illusorisch. 141 weitere Punkte Vorsprung müsste er in den nächsten acht oder neun Rennen herausfahren, bei der neuen Punktewertung ist das praktisch nicht möglich. Dennoch: Der zweite WM-Titel für den blonden Deutschen scheint nur eine Frage der Zeit.