• 08.05.2011 10:06

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Kobayashi "reifenflüstert" weniger als Perez

James Key spricht über die unterschiedliche Reifennutzung der Sauber-Fahrer und lobt Kamui Kobayashi weiterhin in den höchsten Tönen

(Motorsport-Total.com) - Auch wenn es gestern im Qualifying in Istanbul wegen einer defekten Benzinpumpe nicht nach Wunsch geklappt hat, gehört Kamui Kobayashi weiterhin zu den talentiertesten Jungpiloten der Formel 1. Obwohl sein Fahrstil sehr spektakulär ist und er als neuer Überholkönig gilt, hält sich bisher auch sein Verschleiß der sensiblen Pirelli-Reifen in Grenzen.

Titel-Bild zur News: Kamui Kobayashi

Kamui Kobayashi nimmt seine Reifen härter Ran als Sergio Perez

Das liegt aber möglicherweise mehr am Sauber C30 als an Kobayashi selbst, denn Teamkollege Sergio Perez hat das "Reifenflüstern" sogar noch besser im Griff: "Wir nehmen die Reifen generell nicht besonders hart ran - Kamui vielleicht ein bisschen mehr als Sergio", analysiert Technikchef James Key. "Das kommt vielleicht daher, dass Sergio aus einer Formel kommt, in der man sehr lange mit jedem Reifensatz fahren musste. In der Formel 1 war das bisher nicht der Fall."

Aggressiv, aber nicht fehlerhaft

Doch Kobayashis Reifenverschleiß halte sich dennoch in einem vertretbaren Rahmen, sodass das Pirelli-Thema für den Japaner kein limitierender Faktor ist: "Kamui blockiert die Räder nicht oft, handelt sich auch nicht mehr Bremsplatten ein als andere", lobt Key. "Seine Hinterreifen bauen ein bisschen ab, wenn er pusht oder sich gegen jemanden verteidigt. Nichts Dramatisches, aber man kann da manchmal einen Unterschied sehen."

Ansonsten habe sich der 24-Jährige bisher als Teamleader bewährt: "Aus Fahrersicht muss er das", spricht Key die Situation an, dass Sauber zwei extrem junge Fahrer unter Vertrag hat, von denen Kobayashi mit nur einer vollen Saison auf dem Buckel schon die Führungsrolle einnehmen muss. In den ersten drei Rennen seien "beide Fahrer gut gefahren. Kamui knüpft genau dort an, wo er vergangenes Jahr aufgehört hat."


Fotos: Sauber, Großer Preis der Türkei


"Er hatte schon ein paar Rad-an-Rad-Duelle, aber die sind immer sauber ausgegangen. Das kann er sehr gut", gibt der Brite zu Protokoll und spricht dem Japaner auch aus Ingenieurssicht ein Kompliment aus: "Sein Feedback und seine technische Unterstützung funktionieren sehr gut. Schon beim Testen hat er uns mit seinen Vergleichen zwischen den Bridgestone- und Pirelli-Reifen sehr geholfen. Für einen Fahrer mit so wenig Erfahrung ist er schon sehr reif."

Qualifying als Schwachstelle

Die vielleicht größte Schwäche des Sauber-Teams ist im Moment noch die schnelle Einzelrunde - dass die Reifen nicht sofort auf Temperatur kommen, hilft im Rennen, schadet aber im Qualifying. "Als Team müssen wir ein bisschen am Qualifying arbeiten", gibt Key zu, "denn unsere Rennleistungen sind schon viel besser - und damit meine ich nicht einmal zwingend heute." Gestern errangen Perez und Kobayashi nämlich nur die Startplätze 15 und 23.

James Key

Technikchef James Key ist mit Kamui Kobayashi mehr als zufrieden Zoom

Auffällig war allerdings, dass Perez mit 322,6 km/h mit Abstand schnellster Mann auf den Geraden war. Zum Vergleich: McLaren kam auf 319, Red Bull auf 312 und HRT auf 309 km/h. "Für den Flügel, den wir hier dabei haben, fahren wir schon maximalen Anpressdruck", sagt Key. "Es ist der gleiche Flügel wie in Schanghai und Malaysia, aber es gibt ein paar andere Modifikationen am Auto, die sich auf den Topspeed auswirken."

Trotzdem geht die berühmt-berüchtigte Kurve acht mit ihren vier Scheitelpunkten mit dem C30 voll: "Am Freitag war Webbers Red Bull das einzige Auto, das in Kurve acht schneller war als wir. Das zeigt uns, dass unsere Highspeed-Performances wie schon im Vorjahr weiterhin gut sind", sagt der Sauber-Technikchef nicht ohne Stolz, räumt aber ein: "Wo uns Red Bull noch überlegen ist, sind niedrige Geschwindigkeiten." Genauer gesagt hapert es an der Traktion.