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Überraschung am Freitag: Alonso vor Buemi

Alle WM-Anwärter im Spitzenfeld, aber die Freitagsbestzeit in São Paulo sicherte sich Fernando Alonso vor dem Schweizer Sébastien Buemi

(Motorsport-Total.com) - Mit einer großen Überraschung endete heute Nachmittag das zweite Freie Training zum Grand Prix von Brasilien. Denn in Interlagos vor den Toren der Millionenmetropole São Paulo hatte am Freitag keiner der drei WM-Anwärter die Nase vorne, sondern - wie übrigens schon vor einem Jahr - Ex-Champion Fernando Alonso.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso kam nicht ganz an seine 2008er-Freitagsbestzeit heran

Beide Renault-Piloten gingen in der zweiten Session des Tages erst spät auf die Strecke und hinkten der Konkurrenz zunächst deutlich hinterher. Im letzten Run tankten Alonso und sein Stallgefährte Romain Grosjean (11./+ 0,492/27 Runden) jedoch Benzin ab und loteten einmal aus, was für sie möglich ist. Prompt setzte sich Alonso im letzten gestoppten seiner 27. Umläufe mit einer Bestzeit von 1:12.314 Minuten an die Spitze des Feldes.#w1#

Keine Sensation durch Buemi

Auch Grosjean markierte bei seinem letzten Anlauf absolute Bestzeit im ersten Sektor, im Gegensatz zu Alonso konnte es der Franzose jedoch nicht über die Runden bringen. Somit blieb Sébastien Buemi (Toro-Rosso-Ferrari/+ 0,043/45 Runden) nach einer starken Vorstellung immerhin der zweite Platz. Bis kurz vor Schluss roch es schon fast nach einer kleinen Freitagssensation durch den jungen Schweizer, der noch am Vormittag in den Leitplanken geklebt war.

Lokalmatador Rubens Barrichello (Brawn-Mercedes/+ 0,145/38 Runden) lag vor seinem vorletzten Run noch an 19. Stelle, verbesserte sich dann aber zunächst auf Rang elf und dann sogar auf Rang drei. Damit war der Brasilianer heute schnellster der drei WM-Anwärter. Sein Teamkollege Jenson Button (+ 0,209/45 Runden) lag zwischenzeitlich sogar in Führung, musste sich am Ende aber mit Position fünf begnügen.

Sébastien Buemi

Am Vormittag in den Reifenstapeln, am Nachmittag Zweiter: Sébastien Buemi Zoom

Sebastian Vettel (7./Red-Bull-Renault/+ 0,297/45 Runden) hinterließ - wie die gesamte Red-Bull-Flotte - einen sehr starken Eindruck, obwohl er nach knapp einer halben Stunde in der vierten Kurve einmal neben der Strecke war. Dass er im Finish nicht mehr zulegen konnte, lag weniger an seinem fahrerischen Potenzial als vielmehr am ständigen Nachzüglerverkehr, durch den er den Grip seiner weichen Reifen nicht maximal nutzen konnte.

Fisichellas Session vorzeitig beendet

Zuvor hatte sich Vettel hervorgetan, als er während einer kurzen Tröpfelregenphase der einzige Fahrer war, der sich auf die Strecke wagte, um für solche Bedingungen zu trainieren. Alle anderen amüsierten sich köstlich an der Box, weil sich die Streckenposten bei der Bergung des Ferrari von Giancarlo Fisichella (20./+ 0,961/38 Runden) denkbar ungeschickt anstellten. Fisichella war am Boxenausgang beim Üben eines Starts stehen geblieben.

Der Italiener marschierte anschließend zu Fuß zur Box zurück und ärgerte sich über seinen letzten Platz. Beeindruckend: Zwischen der Bestzeit von Alonso und Fisichella lagen auf der 4,309 Kilometer langen Strecke nur 0,961 Sekunden - selbst in dieser so hart umkämpften Formel-1-Saison ein Novum! Das bedeutet auch, dass morgen im Qualifying schon der kleinste Fahrfehler massiv abgestraft werden könnte.


Fotos: Großer Preis von Brasilien, Freitag


Nicht ganz so stark wie angenommen präsentierten sich die mit KERS ausgestatteten Silberpfeile von Lewis Hamilton (10./+ 0,435/39 Runden) und Heikki Kovalainen (17./+ 0,678/39 Runden). Aber: "Ich glaube nicht, dass man nur die Reihenfolge angucken darf. Zu den Brawns sind es für uns knappe drei Zehntel. Wir haben uns mit seriösem Gewicht auf das Rennen vorbereitet, was nicht bei allen der Fall war. Wir sind gut dabei", analysierte Mercedes-Sportchef Norbert Haug.

Sutil wieder in den Top 10

Das kann auch Adrian Sutil (9./Force-India-Mercedes/+ 0,406/35 Runden) von sich behaupten, der bei der Premiere von Neo-Betriebsdirektor Otmar Szafnauer konstant in den Top 10 mitmischte und sich damit hinter Vettel als zweitbester Deutscher etablierte. Nico Rosberg (8./Williams-Toyota/+ 0,319/42 Runden) landete zwar vor ihm, hinterließ aber keinen konstanten Eindruck, und von Nick Heidfeld (15./BMW Sauber F1 Team/+ 0,634/38 Runden) fehlte ein Glanzlicht.

Stark präsentierte sich dafür Timo Glocks Ersatzmann Kamui Kobayashi (+ 0,555/40 Runden): Der Japaner im zweiten Toyota leistete sich keine nennenswerten Fehler und erreichte als 13. ein respektables Ergebnis. Auf seinen starken Teamkollegen Jarno Trulli (6./+ 0,291/37 Runden) büßte er weniger als drei Zehntelsekunden ein. Nach einer schwachen GP2-Saison ist das Balsam auf den Wunden des Nachwuchspiloten.

Kamui Kobayashi

Solide Premiere: Kamui Kobayashi hielt gut mit seinem Teamkollegen mit Zoom

Was den WM-Kampf angeht, so hat Button heute den Grundstein für eine mögliche Entscheidung gelegt, denn er steht im Gegensatz zu Barrichello und Vettel nicht unter dem Druck, das Rennen gewinnen zu müssen - ein dritter Platz reicht ihm auf jeden Fall zur Entscheidung. Positiv für den Briten auch, dass er seit langem wieder einmal mit den weichen Reifen zurechtkommt, die in Interlagos im Übrigen zwei schnelle Runden am Stück zulassen...