• 29.07.2005 19:50

Klien: "Trinken bis zu acht, neun Liter am Tag"

Christian Klien verrät im Interview die Mitbringsel eines Hitzerennens und spricht über seine recht guten Chancen am Ungarn-Wochenende

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Christian, es hatte heute mehr als 35 Grad. Das muss im Cockpit mörderisch gewesen sein, oder?"
Christian Klien: "Es ist wirklich hier fast noch extremer als in Malaysia. Es ist sehr heiß, aber die Strecke ist fast noch anspruchsvoller. Man hat fast keine Zeit, sich einmal kurz auszuruhen, weil einfach keine lange Gerade drin ist und wirklich Kurve nach Kurve kommt. Es war sehr hart zu fahren. Das Auto war aber an und für sich sehr gut auf eine Runde, wobei wir auf den Long-Runs mit alten Reifen noch an der Balance arbeiten müssen. Da sind wir noch sehr nervös auf der Hinterachse, und wir müssen versuchen, das morgen zu verbessern."

Titel-Bild zur News: Christian Klien

Christian Klien weiß, dass er gerade in Ungarn viel Wasser trinken muss...

Frage: "Es steht eine Hitzeschlacht bevor. Worauf muss man da besonders aufpassen?"
Klien: "Viel Wasser trinken! Wir trinken bis zu acht, neun Liter am Tag."#w1#

Die Fahrer schwitzen so viel, müssen kaum auf das WC

Frage: "Aber du kannst nicht mit neun Litern Wasser einsteigen..."
Klien: "Man muss halt viel auf das Klo gehen - und zwar am besten vor dem Freien Training. Im Freien Training geht es ja noch, weil da kann man vorher oder nachher schnell auf das Klo gehen, aber man schwitzt eigentlich eh im Auto so viel raus, dass man fast nicht auf das Klo muss."

Frage: "Wie macht man das im Rennen, wenn man gewisse Bedürfnisse verspürt?"
Klien: "Man trinkt eigentlich das Meiste vor dem Rennen und geht davor noch einmal auf das Klo. Aber wie gesagt: Man schwitzt so viel, dass man eigentlich nicht auf das Klo muss."

Frage: "Wie funktioniert bei euch die Wasserflasche?"
Klien: "Wir haben eine kleine Pumpe, die man über einen Knopf am Lenkrad betätigen kann. Da bekommt man dann die Flüssigkeit."

Frage: "Hattest du damit auch schon mal Probleme?"
Klien: "In Hockenheim war sie defekt. Das heißt eigentlich war sie nicht defekt, sondern der Trainer hat vergessen, den Schlauch an den Helm anzumachen. Dann hatte ich nichts zu trinken."

Infusionsbeutel wie im Krankenhaus als Trinkbehälter

Frage: "Steht die Flasche bei euch neben dem Sitz?"
Klien: "Es ist keine Flasche, sondern so ein Beutel, wie man ihn im Krankenhaus hat. 0,7 Liter, mehr gibt es nicht..."

Frage: "Was trinkst du da?"
Klien: "Elektrolyte."

Frage: "Mit den vielen Kurven hattet ihr hier vergangenes Jahr massive Schwierigkeiten. Ist das diesmal auch so?"
Klien: "Letztes Jahr war das ein großes Problem. Dieses Jahr haben wir das Auto über den Winter schon ein bisschen verbessert. Es fühlt sich dieses Jahr auch besser an, ganz klar. Auf einer Runde, wenn die Reifen neu sind, hast du einfach mehr Grip. Da ist das kein Problem. Aber wie gesagt: Mit alten Reifen ist es immer noch ein bisschen ein Problem. Das versuchen wir morgen auszubalancieren."

Frage: "Michelin kommt bei Hitze in der Regel gut zurecht, auch Red-Bull-Cosworth..."
Klien: "Ja. Unser Auto ist bei Hitze sehr gut, weil es standfest ist. Bei den Long-Runs müssen wir aber erst sehen, wo wir im Vergleich mit den Anderen stehen. Ich denke, im Qualifying können wir - ähnlich wie in Hockenheim - eine relativ gute Position herausfahren, aber ich hoffe nur, dass wir dann im Rennen auch gleich stark sein werden."

"Versuche, hier einen möglichst guten Job zu machen"

Frage: "Für dich ist dieses Rennen ja besonders wichtig, weil danach entschieden wird, wer danach im zweiten Cockpit neben David Coulthard Platz nehmen darf. Da brauchst du dringend ein Ergebnis, nicht wahr?"
Klien: "Entscheidend war dieses Jahr jedes Rennen, nicht nur dieses in Ungarn. Ich versuche aber, hier einen möglichst guten Job zu machen - auch im Rennen, das ist klar."

Frage: "Baut sich dadurch Druck auf, dass du weißt, dass nach diesem Rennen eine Entscheidung fallen wird?"
Klien: "Es war ja dieses Jahr schon einmal so. Jedes Rennen zählt gleich viel - und ich muss jedes Rennen probieren, einen guten Job zu machen. Es werden alle Rennen angeschaut und nicht nur das eine hier."

Frage: "Angenommen, du darfst in Istanbul nicht mehr fahren, was wären dann die übrigen Strecken, auf denen du gerne zum Einsatz kommen würdest?"
Klien: "Am liebsten würde ich auf jeder Rennstrecke fahren, das ist klar, wobei mir Spa sehr gut gefällt von der Rennstrecke her, weil ich letztes Jahr auch sehr schnell unterwegs war. Brasilien ist auch eine coole Strecke, aber ich würde natürlich am liebsten alle Rennen bestreiten."

Gutes Freies Freitagstraining für Klien

Frage: "Du warst heute schneller als David Coulthard. Was bedeutet das jetzt für deine weiteren Aussichten, für die nächsten Rennen?"
Klien: "Ich denke, dass heute das erste Freie Training sehr gut war. Ich war relativ gut unterwegs im Vergleich zum David, aber im Endeffekt zählt das Qualifying - da muss ich vor dem Teamkollegen stehen und vor möglichst vielen anderen Fahrern."

Frage: "Was erhoffst du dir für morgen?"
Klien: "Ich denke schon, dass wir eine Möglichkeit haben, um Platz zehn im Qualifying zu stehen. Das werde ich versuchen."

Frage: "Ungarn ist so etwas wie ein Ersatzheimrennen der Österreicher. Stellt das für dich eine besondere Motivation dar?"
Klien: "Schön ist natürlich, dass sehr viele österreichische Fans hier sind. Das motiviert einen natürlich. Hoffentlich bekomme ich dadurch ein umso besseres Rennen hin."

Noch sind Klien keine österreichischen Flaggen aufgefallen

Frage: "Sind dir auch schon rot-weiß-rote Flaggen aufgefallen?"
Klien: "Bis jetzt habe ich noch keine gesehen, aber ich habe mich ja auch noch nicht auf die Tribünen konzentriert, sondern mehr auf die Strecke."

Frage: "In drei Wochen sind wir in Istanbul. Was denkst du über die Strecke? Hast du sie schon gesehen oder bist du sie auf der PlayStation schon mal abgefahren?"
Klien: "Eigentlich noch nicht. Ich habe sie mir noch gar nicht richtig angeschaut, aber ich habe das Streckenlayout schon gesehen - und das sieht ziemlich interessant aus. Ich habe auch gehört, dass es ziemlich bergauf und bergab geht. Der Höhenunterschied vom höchsten bis zum tiefsten Punkt beträgt 48 Meter. Das könnte ganz toll zu fahren sein."

Frage: "Hast du eigentlich immer einen speziellen Glücksbringer dabei?"
Klien: "Gar nichts, nein. Ich vertraue auf meine eigenen Kräfte."