• 23.02.2005 12:02

Keith Saunt: Der Herr der Produktionsabteilung

Der Leiter der Renault-Produktionsabteilung muss schnell auf Ausnahmefälle reagieren, stets auch das Unvorhergesehene einplanen

(Motorsport-Total.com) - Stillstand bedeutet Rückschritt: Um in der Formel 1 Erfolg zu haben, müssen die Produktionsstätten der Formel-1-Teams stets unter Hochdruck arbeiten. Der RenaultF1-Workshop in Enstone macht in dieser Beziehung selbstverständlich keine Ausnahme.

Titel-Bild zur News: Renaults Chef der Produktionsabteilung Keith Saunt

Keith Saunt an einer der unzähligen Maschinen bei RenaultF1

Keith Saunt leitet die Produktionsabteilung im so genannten 'Whiteways Technical Centre' und überwacht von seinem Büro aus die Arbeit an den insgesamt 3.000 Einzelteilen, aus denen sich der Renault R25 zusammensetzt.#w1#

Auch wenn ein neuer gelb-blauer Monoposto fertig gestellt ist, hört Saunts Arbeit nicht auf: Sein Team ist über das gesamte Jahr unter anderem mit der Produktion von Teilen zum Auffüllen der Bestände, der Herstellung von Prototypen für die Forschungs- und Entwicklungsabteilung sowie mit Problemlösungen und Optimierungsmaßnahmen beschäftigt.

Saunts Faszination für die Formel 1 entstand bereits während seiner Kindheit: Als der junge Keith im Alter von sechs Jahren den berühmten John Frankenheimer-Film "Grand Prix" mit James Garner und Yves Montand im Fernsehen sah, war es um ihn geschehen. "Ich dachte, alles was ich sah, wäre echt", erinnert er sich.

In der Folgezeit trat seine Leidenschaft für den Fußball immer mehr in den Hintergrund. Stattdessen griff Saunt - jüngstes von fünf Geschwistern - immer öfter zu den Auto- und Motorsportzeitschriften seiner beiden älteren Brüder. "Die vielen Stunden, die ich mit unserer Carrera-Bahn verbrachte, halfen mit Sicherheit auch", verrät Saunt lächelnd.

Bis er wirklich mit der Königsklasse in Berührung kam, dauerte es natürlich noch ein paar Jahre. Seinen ersten Grand Prix erlebte er 1988: Als Mitglied des Lotus-Teams schnupperte er beim Großen Preis von Deutschland erstmals Formel-1-Luft. Kurz zuvor hatte er seinen Job bei der Bezirksregierung seiner Heimat aufgegeben, um sich mit einer Firma für Projektmanagement selbstständig zu machen.

Als er aber das Angebot von Lotus erhielt, zögerte er nicht eine Sekunde. "Ich habe diese Entscheidung nie auch nur im Ansatz bereut", blickt Saunt zurück. Seine Aufgabe bei dem britischen Rennstall bestand darin, ein neues Finanzsystem zu implementieren und die Einkaufsabteilung zu leiten.

Inzwischen hat sich Saunt voll und ganz den ehrgeizigen Zielen von RenaultF1 verschrieben. "Die Leistungsfähigkeit, der Siegeswille und das Teamwork des Teams motivieren mich ungemein", erzählt er. Seine tägliche Arbeit besteht vor allem darin, zu planen und zu organisieren.

"Unsere Arbeit beginnt in dem Moment, in dem die Entwicklungsphase für einen neuen Rennwagen anläuft", beschreibt Saunt. "Wir erstellen zunächst einen Zeitablauf für die Produktion jedes einzelnen Teils. In regelmäßigen Meetings mit den Ingenieuren stimmen wir unsere Arbeit mit der Entwicklungsabteilung ab. Sobald dann das endgültige Design für den neuen Monoposto feststeht, zeichnen wir dafür verantwortlich, dass sämtliche Komponenten zur Verfügung stehen, um die Autos zu bauen, zu testen und schließlich Rennen fahren zu können."

Daneben beschäftigt sich Saunt intensiv damit, die Produktivität und Effizienz der Produktionsabteilung weiter zu verbessern. Er arbeitet derzeit auch an einem Buch über dieses Thema: "Dynamisches Programm-Management - Die Leitung von Projekten nach Formel 1-Art" erscheint im kommenden Jahr.

Die Leitung von Projekten und die Lösung von Problemen zählen zu den Hauptaufgaben von Saunt. "Ich suche stetig nach Verbesserungsmöglichkeiten und entwickle Strategien, um Herausforderungen zu meistern", fasst er zusammen. "Wir müssen jeden Tag wichtige Entscheidungen über die Produktion von Teilen fällen. Dabei verändern sich die Anforderungen täglich. Mein Job besteht darin, mit diesen konstanten Veränderungen umzugehen."

Damit tragen Saunt und seine Mitarbeiter einen wichtigen Teil zum Ziel des RenaultF1-Teams bei: den leistungsfähigsten Rennwagen der gesamten Formel 1 zu bauen. Das bedeutet, dass die Entwicklung niemals stillsteht und stetiger Fortschritt gesucht wird. In Zahlen ausgedrückt: Bis die "Equipe Jaune" in dieser Woche gen Melbourne aufbricht, werden Keith Saunt und sein Team mehr als 50.000 Teile für den Renault R25 produziert haben. Eine unendliche Geschichte...