• 08.04.2011 16:33

  • von Dieter Rencken

Karthikeyan: "Wir müssen es in das Rennen schaffen"

Narain Karthikeyan im Interview: Wie man ein Ausscheiden im Qualifying verhindern will und welche zwei Bereiche am F111 Probleme machen

(Motorsport-Total.com) - Narain Karthikeyan verblüffte beim zweiten freien Training in Sepang alle, als er seinen HRT F111 in den letzten Sekunden der Session bis auf 6,3 Sekunden an die Bestzeit von Mark Webber heranfuhr. Damit gelang es im um eine halbe Sekunde, innerhalb der 107-Prozent-Zeit zu bleiben - in Anbetracht dessen, dass man kaum Erfahrung mit dem unbekannten Boliden hat und der Inder vor mehr als fünf Jahren sein letztes Formel-1-Rennen gefahren war, eine starke Leistung. Im Interview spricht Karthikeyan über die Fortschritte bei seinem Rennstall, die Herangehensweise an das Qualifying und ob man genug Ersatzteile dabei hat.

Titel-Bild zur News: Narain Karthikeyan

Narain Karthikeyan deutete im Training an, dass die Chance für HRT lebt

Frage: "Narain, du bist eine Zeit innerhalb von 107 Prozent der Bestzeit gefahren. Gehst du jetzt zuversichtlicher ins Qualifying?"
Narain Karthikeyan: "Ich bin recht zuversichtlich, aber eine halbe Sekunde auf oder ab kann den Ausschlag geben - alles kann passieren. Zumindest sind wir heute ein paar Runden gefahren, auch wenn es nicht so viele wie erhofft waren, weil beide Autos unterschiedliche Probleme hatten. Dennoch können wir darauf aufbauen, wir tappen nicht komplett im Dunkeln, müssen aber trotzdem vorsichtig sein. Es wäre jetzt nicht richtig zu sagen, dass wir uns locker qualifizieren. Aber es sieht okay aus."

Frage: "Welchen Eindruck hast du vom Auto?"
Karthikeyan: "Beim Bremsen ist es viel besser als letztes Jahr, aber wir haben ein paar Probleme mit dem Heck. Wir müssen die Traktion besser hinbekommen - wir haben zu wenig Traktion. Wir verwenden nicht das gleiche Heck wie letztes Jahr, es ist also für alle neu, wie es reagiert. Vielleicht müssen wir auch das Setup ändern, aber bis jetzt hatten wir nicht genug Zeit."


Fotos: HRT, Großer Preis von Malaysia


Frage: "Warum hat dein Auto geraucht?"
Karthikeyan: "Nur ein bisschen zu viel Öl."

Frage: "Was ist euer Fokus im dritten freien Training? Kümmert ihr euch nur darum, auf eine Runde schnell zu sein?"
Karthikeyan: "Ja. Wir müssen es ins Rennen schaffen, damit wir auf Kilometer kommen. Dann lernen wir mehr. Das ist aber eine harte Strecke. Wir brauchen viel Abtrieb - diese Strecke und Barcelona sind schwierig. Aber es ist nicht alles schlecht. Das Team scheint gute Arbeit zu leisten und wenn sie so weitermachen, dann sollten wir nicht so schlecht aussehen. Das ist mein Gefühl."

Frage: "Könnt ihr im Qualifying Marussia-Virgin schlagen?"
Karthikeyan: "Ganz ehrlich: Nicht an diesem Wochenende. Marussia-Virgin sind im Vergleich zu Australien nicht so schlecht unterwegs, sie sind viel näher dran."

Frage: "Ist euer neuer Frontflügel eine spürbare Veränderung?"
Karthikeyan: "Ja, das ist er. Die Front ist im Moment definitiv zu stark."

Frage: "Das Einlenken in die Kurve funktioniert also gut, aber in der Kurvenmitte habt ihr eine Schwäche?"
Karthikeyan: "Ja. Wir benötigen mechanischen Grip und ein bisschen mehr muss vom Heck in den schnellen Kurven kommen. Das sind die zwei großen Bereiche, in denen wir Zeit verlieren."

Frage: "Im Qualifying wird es auf jeden Fall eng. Es könnte davon abhängen, auf welchen Reifen man in Q1 unterwegs ist. Macht ihr euch Sorgen, dass Red Bull in Q1 bereits die weichen Reifen verwenden könnte, weil sie die harten im Rennen brauchen und somit die 107-Prozent-Hürde erhöhen?"
Karthikeyan: "Ja, das macht uns Sorgen. Wenn sie schneller sind, ist es schwieriger für uns. Heute hat aber jeder die weicheren Reifen benützt, also haben wir morgen im Qualifying eine realistische Chance."

Frage: "Hast du bereits das Vertrauen ins Auto, damit du hundertprozentig attackieren kannst?"
Karthikeyan: "In der Formel 1 muss man pushen, es ist nie einfach. Es ist sogar schwierig, aus dem Red Bull alles herauszuholen. Man muss alles geben, dabei am besten keine großen Fehler machen und dann alles miteinander verbinden."

Frage: "Wie sieht es mit Ersatzteilen aus?"
Karthikeyan: "Wir haben genügend Ersatzteile. Jedes Auto hat Ersatzflügel und Ersatz-Unterböden. Das hätte alles schon im Januar passieren sollen, daher hinken wir etwas hinterher. Wir haben aber alle Überhitzungsprobleme aus Melbourne gelöst, die Karosserie passt jetzt und das Team hat nach Australien die Kurve gekriegt. Jetzt können wir uns konzentrieren, denn das Team hat heute Nacht etwas mehr Daten."

Frage: "Konntet ihr mit dem Setup etwas spielen?"
Karthikeyan: "Leider nicht, weil ich viel Zeit verloren habe. Es gibt noch Dinge, die wir ausprobieren wollen."