• 08.04.2011 16:14

  • von Roman Wittemeier & Dieter Rencken

Malaysia: Wenn Gummi der Haftung schadet

Am ersten Tag in Sepang klagten viele Piloten über Gummibrocken abseits der Ideallinie: Wer wagt, verliert - Pirelli konnte solche Situationen nicht simulieren

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Strecke in Sepang ist besonders großzügig ausgelegt. Das Asphaltband ist in vielen Bereich bis zu 16 Meter breit, sodass dort theoretisch viele Fahrzeuge nebeneinander fahren könnten. Doch aufgrund des massiven Reifenabriebs verjüngt sich die Fahrbahn auf nutzbare zwei Meter. Abseits der Ideallinie geht im neuen Pirelli-Zeitalter so gut wie nichts.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher rutschte im Training auch mal neben die Ideallinie

"Abseits der Ideallinie gibt es viel Reifenabrieb, das ist problematisch", berichtet Nico Rosberg nach den Freitagstrainings. "Vor allem am Ende der zweiten Session war es schlimm. Bist du mit nur einem Rad abseits der Linie, dann bekommst du große Probleme." Die Fahrzeuge rutschen dann nicht nur erheblich, sondern sammeln die kleinen Gummiwürste regelrecht auf. Es dauert einige Kurven, bis der Pneu wieder schmutzfrei ist.

"Das war wirklich schlimm", stimmt Nick Heidfeld zu. "Leider war es nicht so, wie Pirelli es eigentlich angekündigt hatte. Normalerweise sollte sich bei dieser Hitze eine schöne Gummischicht auf der Bahn entwickeln. Aber das ist ganz eindeutig nicht der Fall. Bremsen wird schwierig. Wenn du mal von der Ideallinie gehen musst, verlierst du mit schmutzigen Reifen sehr viel Zeit."

Schwarzes Gold in Wurstform: Der sogenannte "Pickup" bringt Sorgen Zoom

"Die Asphaltschicht ist komisch", erklärt Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery. "Es ist fast wie Beton. Solche Pisten kennt man eigentlich eher aus den USA." Der Reifenverschleiß ist in Sepang ganz besonders hoch. Der Abrieb tritt zur Überraschung von Pirelli in besonderer Form zutage. "Wir hatten auch beim Testen mal Gummiteilchen, viele sogar. Aber die waren anders. Diese Würste hier werden eher vom Reifen aufgesammelt", so Hembery.

"Die Bahn ist so breit, sodass sich der Abrieb hoffentlich noch etwas weiter verteilt", sagt der Brite. "Ich schätze, es wird im Rennen kein großes Problem sein." Genau dies sehen einige Piloten jedoch ganz anders. Es werden vor allem dann Probleme erwartet, wenn im Rennen beim Überrunden der lästige Gummimüll auf den Reifen landet. Durch viele Ausweichmanöver könnten die Gummiwürste außerdem auf die Ideallinie befördert werden.

"Für uns ist das nicht so einfach, denn unser einziger Anhaltspunkt sind Testfahrten mit einem einzigen Toyota", sagt Hembery. "Wir werden zu Fuß um die Strecke gehen und uns die Situation noch einmal genauer anschauen. Wo Abrieb stattfindet - und hier ist er besonders hoch -, da fallen auch Gummistückchen an. Irgendwo muss der Arieb schließlich hin. Das kann nicht alles auf der Ideallinie kleben bleiben."