• 05.06.2013 12:23

Kanada: Realitäts-Check für Rosberg und Mercedes

Mit Spannung wird erwartet, ob die Silberpfeile auch auf "normalen" Strecken konkurrenzfähig sind - Ein Erfolg könnte unangenehme Fragen mit sich bringen

(Motorsport-Total.com/SID) - Nico Rosbergs Triumph von Monaco wirkte nach, ohne Zweifel. Nach Monaten voller Enttäuschungen hatte der Sieg im Fürstentum viele Funktionen für Mercedes, er war Erlösung, Genugtuung und Mutmacher zugleich - doch die wichtigste Frage, die konnte er nicht beantworten. "Erst am kommenden Wochenende", sagt Motorsportchef Toto Wolff, "erhalten wir einen aussagekräftigeren Hinweis darauf, wie groß die Fortschritte wirklich waren." Der Große Preis von Kanada am Sonntag wird nach dem berauschenden Monaco-Erfolg zum Kniff in den Arm, zum großen Realitäts-Check für Rosberg und Co.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Sollte Mercedes auch in Kanada gewinnen, würde noch mehr Medienrummel folgen Zoom

Denn was der nicht unerwartete Sieg im Leitplanken-Labyrinth für die Leistung auf "normalen" Rennstrecken bedeutet, bleibt abzuwarten. Die Ausgangssituation sei nun zwar eine bessere, sagt Rosberg, "aber Kanada ist eine ganz andere Strecke, sie beansprucht die Reifen viel mehr." Der verschwenderische Umgang des W04 mit den Pneus war stets das große Problem an den Rennsonntagen, und eben dieses fiel auf der langsamen Strecke in Monaco kaum ins Gewicht. Der erste Sieg nach vier Pole-Positions in Serie war die Folge.

Um diesen jedoch einzuordnen, bemüht Wolff eine Sportlerweisheit von Baseball-Legende Babe Ruth. "Yesterday's homeruns don't win today's games", sagt der 41-Jährige Wolff - Erfolge von gestern sind heute nichts mehr wert. Eine Floskel, die nach dem Sieg in Monaco besondere Berechtigung hat. Auffällig langsam waren Rosberg und Teamkollege Lewis Hamilton an der Spitze des Feldes unterwegs, um die Reifen zu schonen. Mit "zwei Reisebussen auf Ausflugsfahrt" hatte Weltmeister Sebastian Vettel die Silberpfeile verglichen. Auf dem engen Stadtkurs konnten sie es sich erlauben, Überholmanöver waren kaum möglich.

Andere Voraussetzungen bietet der Circuit Gilles Villeneuve in Montreal - auch wenn die Strecke grundsätzlich nicht nachteilig scheint für die Silberpfeile. Relativ langsame Kurven wechseln sich ab mit langen Vollgasabschnitten. "Eine solche High-Speed-Strecke", sagt Wolff, "sollte unserem Mercedes-Motor liegen." Im Qualifying könnten die Stärken damit erneut zur Geltung kommen, eine fünfte Mercedes-Pole in Folge wäre nicht unwahrscheinlich. Kaum nützen dürfte dies allerdings, wenn am Sonntag die Reifen einbrechen.

Wird Montreal dagegen der nächste Schritt nach vorne für Mercedes, könnte sich ein anderes, ein weniger sportliches Problem auftun. Denn die Silberpfeile stehen unter Sonderbeobachtung. Der Streit um den möglicherweise illegalen Reifentest mit Pirelli vor dem Monaco-Rennen ist längst nicht ausgestanden. Mercedes sieht sich nach wie vor zu Unrecht beschuldigt, man dürfe sich daher "nicht ablenken lassen", findet Hamilton: "Wir müssen uns auf unsere Aufgaben auf der Strecke konzentrieren, dann ist auch ein gutes Ergebnis drin", sagt der Brite bei 'Sky Sports F1'.


Fotos: Mercedes-Pirelli-Test in Barcelona


Auch er weiß, dass nach einem erfolgreichen Sonntag Fragen aufkommen würden. Dass Mercedes, wie beteuert, tatsächlich keinen Vorteil aus den Tests vor drei Wochen zog, wäre der Konkurrenz so noch schwieriger zu vermitteln. Egal wie es also ausgeht, so scheint es, offene Fragen werden bleiben für Mercedes - auch nach dem Großen Preis von Kanada.