• 19.11.2007 17:49

"JPM" und "JV": Formel-1-Exporte in den USA

Die Formel-1-Exporte Juan Pablo Montoya und Jacques Villeneuve, die nun in der NASCAR-Serie fahren, fühlen sich in ihrem neuen Umfeld recht wohl

(Motorsport-Total.com/Premiere) - Beim gestrigen Saisonfinale der NASCAR in Homestead äußerten sich zwei Formel-1-Champions zum Stellenwert der Königsklasse im Vergleich zu ihrer jetzigen Motorsportwelt. Amüsant dabei: Nur wenn Papa Jacques Villeneuve zu nachtschlafender Zeit von Sohn Jules zum Windelwechseln herausgekräht wurde, sah er die Formel 1 im TV!

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve

Jacques Villeneuve schaut neuerdings nur noch selten Formel 1

Während der Kanadier zum sportlichen Ergebnis der Formel-1-Saison 2007 keine Wertung abgibt, wird er sich die Übertragungen in Zukunft nicht mehr anschauen: "Es ist in diesem Jahr in der Formel 1 so viel passiert, dass für mich irgendwann der Punkt erreicht war, wo es mir viel zu viel Propaganda geworden ist", erklärte er am vergangenen Wochenende.#w1#

Formel 1 findet in den USA kaum Beachtung

Zwei Spionageaffären, eine Boxenstoppaffäre sowie die Unklarheiten um Reglementseinhaltungen sind jenseits des Großen Teichs also nur Propaganda, um die Formel 1 im Gespräch zu halten? So kann sich die Perspektive verschieben. Es kommt nur auf den Blickwinkel an. Denn die NASCAR empfindet sich selbst aufgrund der kränkelnden Formelserien in den USA nicht unbegründet als Königsklasse des Motorsports.

Bei Juan Pablo Montoya hört man hingegen zum wiederholten Mal: "Ich vermisse die Formel 1 überhaupt nicht." Doch bei den ständigen Wiederholungen klingen neue Untertöne heraus. Er sei mit Williams und McLaren bei zwei der besten Formel-1-Teams überhaupt gefahren, aber seine Zeit in dieser Rennsportserie "war einfach vorbei". Er hätte dies realisiert und als sich ihm die Chance bot, in die NASCAR zu wechseln, habe er nicht lange gezögert. Viele hätten ihn dafür kritisiert, doch jetzt sei er hier angelangt.

"Der große Unterschied ist, dass man hier eine Woche gewinnen kann und in der nächsten Woche ein Auto haben kann, das überhaupt nicht funktioniert", so der Kolumbianer. "In der Formel 1 kannst du nur mit ganz wenigen Autos wirklich um den Sieg mitfahren. Wenn das Auto in der Formel 1 gut war, dann war das Gesamtpaket gut. Hier in der NASCAR-Serie ist das Auto mal ganz gut und dann aber wieder ziemlich schlecht. Man lernt von Rennen zu Rennen. Man braucht auch viel Geduld."

Dabei muss man fragen, wer ihn für diese Entscheidung wirklich nachvollziehbar kritisiert hat? Seinen Fans, die an ihm das Kämpferherz schätzen, scheint er in der NASCAR bei Ganassi-Dodge am besten aufgehoben.

Untersteuern war Montoya ein Dorn im Auge

Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya wurde in seiner ersten vollen Saison Rookie of the Year Zoom

Wie aus dem für ihn wechselhaften Saisonverlauf ersichtlich war, hatte der Kolumbianer im Zusammenspiel mit seiner Crew um Donnie Wingo mehrmals Probleme mit heftigem Untersteuern. Diese hingen auch mit den unterschiedlichen Ansprüchen an die Fahrwerksgeometrie der NASCAR-Boliden bei den wechselnden Steigungswinkeln der Ovalkurse zusammen. Doch letztlich trifft diese Herausforderung hier das ganze Fahrerfeld, wobei die Erfahrungswerte den Ausschlag geben. Und die Bereitschaft zum Lernen scheint ihm nun gegeben.

Beim persönlichen Umfeld kommt Montoya wie bisher ins Schwärmen: "Ich komme mit den Leuten hier sehr gut aus. Es ist eine so entspannte Atmosphäre, das gefällt mir! Ich vermisse die Formel 1 überhaupt nicht."

Diese "entspannte Atmosphäre" und Geduld mit sich selbst hat er bei McLaren-Mercedes vermisst. Hinzu kam die von ihm so empfundene eindeutige Bevorzugung seines Teamkollegen Kimi Räikkönen durch Ron Dennis; die "Tennisverletzung", die doch andere Ursachen hatte, und das Gefühl, als Motorsportler aus Leidenschaft missverstanden zu werden.

Und aus diesem Blickwinkel ist Montoya mit dem Titel Rookie of the Year am vorläufigen Ziel angekommen. Zwar sieht er darin nur einen statistischen Beiwert, aber der Sieg auf der Rundstrecke in Sonoma und der Beinaheerfolg in Indianapolis machen Hoffnung auf mehr...