• 07.03.2006 17:42

  • von Fabian Hust

Jordan: Hersteller haben die Formel 1 "total missbraucht"

Für Ex-Formel-1-Teamchef Eddie Jordan steht fest, dass die Automobilhersteller keine Rücksicht auf die kleinen Teams nehmen, die die Basis des Sports bilden

(Motorsport-Total.com) - Immer stärker drängen die Automobilhersteller in die Formel 1, gleichzeitig verschwinden mehr und mehr Privatiers, die sich ohne die Unterstützung der Werke kaum im Sport halten können. Parallel dazu kämpfen die in der 'GPMA' vertretenen Autobauer mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone um mehr Macht und Geld, auch wenn angeblich eine Einigung noch vor dem ersten Saisonrennen in Bahrain möglich zu sein scheint.

Titel-Bild zur News: Eddie Jordan

Eddie Jordan kann das Verhalten der Automobilkonzerne nicht gutheißen

Ex-Formel-1-Teamchef Eddie Jordan, der sein dahinsiechendes Team verkaufen musste, ist von den Automobilherstellern "enttäuscht", wie er in einem Interview mit dem 'Daily Express' erklärte: "Sie nehmen keine Rücksicht auf die einzelnen Teams. Sie sind in eine Meisterschaft gekommen, die von Privatteams und mit deren Geld aufgebaut und betrieben worden ist und haben sie total missbraucht."#w1#

Der Ire kritisiert, dass die Hersteller bei den Testfahrten umgerechnet rund 420 Millionen Euro pro Jahr "verbrennen", ohne dass die Fans etwas davon hätten: "Das müssen sie sofort begreifen. Es ist undenkbar, dass ein Team ohne das richtige Budget ein Rennen gewinnen kann. Es ist noch gar nicht so lange her, als ein Privatteam siegen konnte - Jordan 1998 - aber diese Tage sind vorbei."

"Was sie im Moment tun, grenzt an Dummheit, es ist gierig und egoistisch." Eddie Jordan

Leute wie Alexander Shnaider und Dietrich Mateschitz sind nicht gerade arm, aber ob sie in der Formel 1 gegen die großen Konzerne Erfolg haben können, bezweifelt Eddie Jordan: "Da denkt niemand an das Wohl des Sports. Was sie im Moment tun, grenzt an Dummheit, es ist gierig und egoistisch", so der 57-Jährige in Bezug auf die Verhandlungen der 'GPMA' mit Ecclestone.

Jordan warnt, dass die Hersteller die Formel 1 eines Tages verlassen werden und fragt sich, welche Teams dann noch in der "Königsklasse des Motorsports" unterwegs sein werden: "Da applaudiere ich Ferrari, die seit Langem und ständig involviert sind. Alles, was sie bekommen, verdienen sie. Aber ich bin verärgert, dass sich keine junge Person den Einstieg leisten kann, so wie ich das tun konnte. Wenn die Wahnsinnigen kontrolliert werden können, dann hätte ich jeden Grund, wieder in die Formel 1 zurückzukehren."

Die Hersteller sollten sich laut Jordan lieber um die Verbesserung der Schau in der Formel 1 konzentrieren: "Niemand sieht bessere Rennen, niemand. Die ausgeklügelte Aerodynamik, die sie bei den Tests erarbeiten, macht das Überholen unmöglich. Die Fans wollen ein aufregendes Rennen. Ich sage: 'Jungs, seid realistisch und übernehmt Verantwortung'."

All die aktuellen Probleme in der Formel 1 seien auch der Grund, warum er die Formel 1 im Moment nicht vermisse: "Ich weiß, dass sich die Umstände in den letzten Jahren so dramatisch deutlich verändert haben, dass ich nicht hätte weitermachen, schon gar nicht bei der Musik hätte sein können."