Mosley: "Hersteller sollten ein Dankschreiben schicken"

FIA-Präsident Max Mosley beharrt weiterhin auf seinen umstrittenen Ideen, um so die Formel 1 vor einer "finanziellen Selbstzerfleischung" zu bewahren

(Motorsport-Total.com) - Nach einem relativ friedlichen Winter ist im großen Formel-1-Streit wieder die Hölle los, seit Max Mosley bei einem Mediendinner in London einige neue Vorschläge für das zukünftige Reglement von sich gegeben hat. In einem Interview mit der 'Welt am Sonntag' feuerte er nun weitere Verbalschüsse in Richtung der Automobilhersteller ab.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Max Mosley kämpft weiterhin für eine Senkung der Kosten in der Formel 1

Der FIA-Präsident bekräftigte darin neuerlich seine bekannten Ideen, mit denen er die Kosten ab 2008 drastisch senken will, um die Formel 1 auch für unabhängige Teams wieder attraktiver zu machen. Dazu zählt unter anderem der radikale Vorschlag, die Motorenentwicklung künftig für Dreijahresperioden einzufrieden. Außerdem setzt Mosley die Mitglieder der Herstellervereinigung GPMA unter Druck, indem er die Einschreibfrist für die Saison 2008 bereits im April 2006 enden lassen möchte.#w1#

Sechs Teams haben das Concorde Agreement unterschrieben

"Drei von fünf haben die Chance, an neuen Regelvorschlägen mitzuarbeiten." Max Mosley

"Wir haben bisher sechs Teams, drei weitere haben eine ziemlich verbindliche Zusage angekündigt", so der Brite. "Da aus logistischen und Sicherheitsgründen nur zwölf Teams ab 2008 starten, sind noch drei Plätze für fünf Hersteller frei. Drei von fünf haben also die Chance, an neuen Regelvorschlägen mitzuarbeiten - oder sie boykottieren weiter die größte Veränderung der Formel-1-Geschichte."

"Die Hersteller haben mit ihren Budgets von 200 bis 400 Millionen Dollar in den letzten Jahren eine Rüstungsspirale in Bewegung gesetzt, die weder technisch noch sportlich Sinn macht und die kleine Teams an die Wand drückt. Bevor endgültig ein Massenexodus einsetzt, muss Schluss damit sein! Wenn die Formel 1 überleben will, müssen wir eine technische und finanzielle Balance der Kräfte aufbauen, die für alle einen offeneren Wettbewerb und für die Zuschauer mehr Spannung besorgt", fuhr er fort.

"Aus diesem Grund liegt jetzt der FIA-Vorschlag auf dem Tisch, ab 2008 technisch gezielt abzurüsten und damit die enormen Kosten für eine Saison pro Team zu reduzieren. Ziel ist es, die Budgets von derzeit 400 Millionen Dollar auf maximal 100 Millionen einzufrieren", so Mosley, dessen Vision es ist, dass auch ein Team mit einem geringeren Budget Weltmeister werden kann, denn: "Bei Olympia starten ja auch nicht nur Milliardäre, sondern ambitionierte Sportler auf hohem Niveau."

Gibt Cosworth nur 20 Millionen Euro aus?

"Cosworth hat gerade für 20 Millionen Euro einen ebenso konkurrenzfähigen Motor produziert wie Mercedes oder BMW." Max Mosley

Dass ihm aus diesem Grund besonders unabhängige Organisationen wie Williams oder Cosworth am Herzen liegen, ist kein Geheimnis: "Der britische Motorenbauer Cosworth hat gerade für 20 Millionen Euro einen ebenso konkurrenzfähigen Motor produziert wie Mercedes oder BMW. Dort gibt man aber 180 Millionen dafür aus. Das ist für mich Verschwendung", stichelte Mosley in Richtung der beiden deutschen Automobilhersteller.

"Statt mich und die FIA zu bekämpfen, sollten die uns ein Dankschreiben schicken! Wir bewahren uns alle vor einer Art finanzieller Selbstzerfleischung", fügte er an. "Im Gegensatz zu Bernie Ecclestone war ich immer der Meinung, dass eine Herstellerserie nicht zustande kommt. Zu viele unterschiedliche Positionen. Renault möchte eine drastische Kostenreduktion nach FIA-Format, Honda und Toyota möchten weiter unlimitiert weiterrüsten. Wie will man einen Konsens finden?"

Allerdings überrascht, dass sich die GPMA seit Mosleys neuesten Vorschlägen noch nicht zu Wort gemeldet hat, was darauf hindeutet, dass hinter den Kulissen intensiv verhandelt wird und man deshalb die Atmosphäre nicht trüben möchte. Seit die Investmentgruppe 'CVC' die Mehrheit der Formel-1-Holding SLEC übernommen hat, stehen die Automobilhersteller Ecclestone und Mosley ja etwas offener gegenüber.