Reifenreglement: Mosley gesteht Fehler ein
FIA-Präsident Max Mosley gibt zu, dass das Verbot der Reifenwechsel in der vergangenen Saison - im Nachhinein betrachtet - wohl ein Fehler war
(Motorsport-Total.com) - 2006 dürfen die Reifen im Rennen wieder gewechselt werden, doch in der vergangenen Saison war dies nicht möglich. Die FIA hatte eine Regel eingeführt, wonach jeder Fahrer für Qualifying und Rennen nur noch einen Satz Pneus verwenden darf - doch der Präsident des Automobilweltverbandes, Max Mosley, gesteht nun ein, damit einen Fehler gemacht zu haben.

© xpb.cc
Kimi Räikkönens Unfall am Nürburgring wurde von den Reifen verursacht
"Der ursprüngliche Grund, weshalb wir die Regel eingeführt haben, war, dass wir die Autos langsamer machen wollten", erklärte der Brite diese Woche in London. "Wir taten dies beim Motor, der nun zwei statt einem Rennen überstehen musste, und wir taten es in der Aerodynamik, wo die Teams allerdings schon im Winter den gesamten Abtrieb wieder aufholten. Dann ließen wir uns auch die Reifenregel für Qualifying und Rennen einfallen - und das hat die Autos ja auch tatsächlich eingebremst."#w1#
Räikkönens Unfall am Nürburgring als Warnsignal
Allerdings sorgten die in Kurven minimal reduzierten Geschwindigkeiten nicht für mehr Sicherheit, sondern eher für den einen oder anderen schweren Unfall - so zum Beispiel bei Kimi Räikkönen am Nürburgring, als der McLaren-Mercedes-Pilot in der letzten Runde am Ende der Start- und Zielgeraden wegen einer von Vibrationen weichgeklopften Radaufhängung abflog. Spätestens zu jenem Zeitpunkt forderten die meisten Teams eine Wiedereinführung der Reifenwechsel im Rennen.
Mosley: "Die Reifenfirmen hätten einen soliden Reifen für die gesamte Distanz bauen sollen, aber stattdessen gingen sie voll ans Limit", so der FIA-Präsident. "Dadurch kam es erst zu Indianapolis, aber auch zu Montoya in Monza, als sein linker Hinterreifen schon sehr stark angeschlagen war. Wenn sein Reifen in die Luft gegangen wäre - und früher oder später wäre das sicher passiert -, hätte es ordentlich gekracht. Dafür hätte man uns die Schuld gegeben."
"Außerdem sagten viele Leute, dass das Spektakel nicht so gut war, dass die Show zerstört wurde", fuhr Mosley fort. "Ursprünglich hatte ich - naiv, wie ich bin - gedacht, dass nicht mehr 24 Leute um das Auto herum stehen müssen, wenn die Reifen nicht mehr gewechselt werden dürfen, aber natürlich standen stattdessen weiterhin 24 Leute um das Auto, nur dass sie halt nichts mehr zu tun hatten." Der Kostenfaktor konnte also ebenfalls nicht wie gewünscht ausgespielt werden.
Reifenregel führte zu intensivierten Testfahrten
Der gravierendste Nachteil der 2005er Reifenregel war allerdings, dass das Testvolumen der Teams eher noch gestiegen ist: "Ich gebe zu, dass es eigentlich meine Aufgabe gewesen wäre, das vorherzusehen", gestand der Brite, "denn wenn man einen Reifen hat, der 350 Kilometer durchhalten muss, dann wird man als Team natürlich bei jedem Test mindestens 350 Kilometer fahren. Also haben wir dazu beigetragen, dass die Testfahrten intensiviert wurden."
Angesichts all dieser Faktoren sei es die richtige Entscheidung gewesen, Reifenwechsel im Rennen wieder zuzulassen. Dieser Beschluss wäre übrigens beinahe von den Michelin-Teams gekippt worden, weil diese natürlich einen Vorteil für Bridgestone fürchteten, doch Red Bull stimmte entgegen des eigenen Wettbewerbsinteresses für das Comeback der Reifenwechsel - und war letztendlich das ausschlaggebende Zünglein an der Waage...

