• 24.09.2008 16:30

  • von Roman Wittemeier

Jordan: "Hamilton ist zu ungestüm"

Ex-Formel-1-Teamchef Eddie Jordan hält die Hamilton-Bestrafung aus Belgien für falsch, warnt aber auch: "Er muss sich etwas zurücknehmen"

(Motorsport-Total.com) - Aus Sicht von Eddie Jordan steht es zurzeit 4:1. Der ehemalige Formel-1-Teamchef hat die bisherigen Strafen, die in der laufenden Saison gegen Lewis Hamilton ausgesprochen wurden, analysiert und kommt zu dem Ergebnis: vier Mal wurde der Brite zurecht bestraft, nur ein einziges Mal lagen die Kommissare aus seiner Sicht falsch. Die umstrittene Zeitstrafe von Belgien, die von den Berufungsrichtern der FIA gestern noch einmal bestätigt worden war, habe möglicherweise fatale Signalwirkung. "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht das Überholen ganz verbieten", sagte der Ire gegenüber 'Setanta'.

Titel-Bild zur News: Eddie Jordan

Eddie Jordan mahnt Lewis Hamilton zu Geduld, Gelassenheit und Ruhe

"Überholmanöver sind ohnehin schon selten genug", sagte Jordan weiter. "Es gibt in einigen Rennen sowieso zu wenig Aufregung, also müssen wir aufpassen, dass wir die anderen wenigstens in Zukunft schützen." Bezüglich der strittigen Rennsituation in Spa-Francorchamps, die letztlich zur Zeitstrafe von Hamilton führte, sagte der leidenschaftliche Hobby-Musiker: "Aus meiner Sicht war die Strafe ein Fehler. Er hat Räikkönen deutlich vorbeigelassen und der hatte klar ein schlechteres Auto. Alle wissen, dass Ferrari bei solchen Bedingungen nicht einmal in der Nähe von McLaren liegt."#w1#

"Wenn man kritisch sein will, dann kann man sich fragen, warum er nicht einfach auf der normalen Linie hinter Räikkönen durch die Schikane gefahren ist. Hätte er auch dann den Schwung gehabt, um an ihm vor La Source vorbei zu ziehen? Ich denke: Ja, hätte er. Warum musste er also unbedingt die Schikane abkürzen? Die McLaren-Autos sind bei solchen Bedingungen phänomenal. Für mich war Hamilton zu hastig, jedenfalls ein bisschen."

Jordan fügte allerdings zur Verteidigung des britischen Superstars an: "Man weiß doch nicht, was einem Fahrer in solchen Situationen durch den Kopf geht. Ich würde ihn in dieser Geschichte schützen und unterstützen." Der irische Ex-Teamchef gehört trotz der Kritik am aktuellen Urteil keinesfalls zu den Verschwörungs-Theoretikern, die eine Benachteiligung von McLaren-Mercedes befürchten. "Er ist in diesem Jahr fünf Mal bestraft worden. Wenn man ehrlich ist, geschah es ihm vier Mal völlig zurecht."

Der junge Pilot sei auf seiner Jagd nach dem Titel manchmal zu ungestüm, sagte Jordan weiter: "Wenn ich sein Teamchef wäre, dann würde ich ihn zur Seite nehmen und sagen: 'Lewis, du bist der beste Mann im Auto. Sei vorsichtig und vertraue auf deine Talente im Auto. Du musst nichts überstürzen'. Alle erwarten von ihm den Titel. Er ist ein riesiges Talent und er erinnert mich an die größten Piloten wie Michael Schumacher - er ist einfach brillant. Wir müssen aber sicherstellen, dass er nicht die Regeln bricht, nur um zu gewinnen. Er muss sich zurücknehmen und sollte nichts erzwingen."