Jordan: "Fisico" ist einfach nur fantastisch
Der Teamchef spricht über seine Piloten, den Österreich-GP, Honda und warum es bald schon aufwärts gehen kann
(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Für Eddie Jordans Team hat die Saison 2002 nach fünf Nullnummern eigentlich erst in Österreich begonnen, wo Giancarlo Fisichella als Fünfter zwei wichtige Punkte für den Rennstall holen konnte. Doch auf dem A1-Ring gab es am Rennsonntag nicht nur Grund zur Freude, denn lange Zeit bangte der Jordan-Teamchef um den Gesundheitszustand von Takuma Sato. Der Japaner war in einen schweren Rennunfall verwickelt, zog sich dabei jedoch keine ernsthaften Verletzungen zu, sodass er auch in Monaco starten können wird. Im nachfolgenden Interview verrät der Ire, was die zwei WM-Punkte für seinen Rennstall bedeuten, weshalb die Formel-1-Teams in Sachen Kostenreduzierung an einem Strang ziehen müssen und wie es in puncto Motorenpartner für 2003 steht.

© Jordan
Jordan ist äußerst zufrieden Fisichella im Team zu haben
Frage: "Wenn Ihnen jemand vor dem Österreich-GP erzählt hätte einer Ihrer Fahrer würde Fünfter werden, was hätten Sie darauf geantwortet?"
Eddie Jordan: "Ich hätte demjenigen die Beine gebrochen, bevor er wegrennen hätte können!"
Frage: "Und Takuma Satos glimpfliches Davonkommen beim Unfall war eine weitere gute Nachricht für Sie oder?"
Jordan: "Das Auto muss sehr widerstandsfähig sein, sonst wäre es wohl anderes ausgegangen, denn es war ein heftiger Unfall. Ein seitlicher Einschlag ist das Schlimmste was man sich vorstellen kann."
Jordan: "Monaco ist ein wichtiges Rennen"
Frage: "Bedeutet das Ergebnis von Österreich, dass Sie nun das Ruder herumgerissen haben?"
Jordan: "Nein, denn wir sind noch immer ziemlich langsam. Jedoch machen zwei WM-Punkte schon einen Unterschied. Nicht zuletzt nehmen sie etwas von dem Druck weg. Das Auto ist aber auch besser geworden. Zum Beispiel haben die kleinen Veränderungen an der Aerodynamik dazu geführt, dass das Auto im Rennen besser zu fahren ist. Jetzt müssen wir uns nur noch besser qualifizieren."
Frage: "Schon irgendwelche Gedanken an das Rennen in Monaco?"
Jordan: "Monaco ist ein wichtiges Rennen. Wir werden sehen was passiert. Es kann entweder ein gutes oder schlechtes Rennen werden, doch dort passiert immer etwas Unübliches. Ich hoffe, dass wir Giancarlo ein besseres Auto zur Verfügung stellen können."
Frage: "Vor kurzem haben Sie die Belegschaft reduziert. Welche Überlegungen standen hinter dieser Entscheidung?"
Jordan: "Es war eine Entscheidung von der ich denke, dass sie getroffen werden musste. Jordan musste sich umstrukturieren. Oder anders ausgedrückt: Wir mussten wieder zu den Grundlagen zurückkehren die uns damals Ergebnisse und Rennsiege beschert haben. Das war ja vor 2 Jahren der Fall. Wenn man sich die Fakten seit dieser Zeit anschaut, dann zeigt das ganz deutlich, dass wir uns wieder verschlanken mussten. Es ist die Rückkehr zu einer Zeit in der die Passion und die Moral des Teams, gepaart mit starkem Einsatzwillen, unser Erfolgsgeheimnis waren. Es gab auch keine anderen Alternativen, um wieder dorthin zu gelangen wo wir schon einmal waren, um wieder gute Ergebnisse zu erreichen."
Frage: "In den letzten Jahren war der Trend zweifelsohne so, dass die Teams immer größer und größer geworden sind. Glauben Sie, dass jetzt genau das Gegenteil als Reaktion auf diese Entwicklung eintritt?"
Jordan: "Nun, wir können uns in eine Rezession hinein und auch hinaus reden. Ich glaube nicht grundsätzlich, dass wir eine Rezession haben, doch ich denke, dass weltweit weniger Geld in die Werbung gesteckt wird - in Bezug auf die Popularität des Sports im Allgemeinen und die Summen die verfügbar sind. Ich möchte mein Team ordentlich und besonnen führen und wieder dahin zurückkehren als wir eine bessere Erfolgsquote hatten. Davon wird gleichzeitig auch die finanzielle Struktur profitieren. Beide scheinen ohnehin eng miteinander verbunden. Und jetzt ist genau die richtige Zeit für Veränderungen, nicht erst wenn es zu einem Problem wird - wenn es denn zu einem Problem wird.
Durand soll dem Team helfen Fortschritte zu machen
Frage: "Wie wichtig ist es die Kosten zu minimieren?"
Jordan: "Das ist absolut notwendig. Die Formel 1 ist schließlich nicht immun gegen die Veränderungen und keine andere Sportart ist davor gefeit. Natürlich gibt es einige Teams die diese Änderungen nicht verspüren oder sehen, weshalb diese auch keine Veränderungen ihrer gegenwärtigen Struktur vornehmen müssen. Jordan ist ein privates Team, welchem nur das Geld zur Verfügung steht was wir einnehmen. Wir können es auch nur einmal ausgeben, weshalb wir sicherstellen müssen, dass wir für unsere Investitionen den besten Gegenwert bekommen. In anderen Teams kann das ganz anders aussehen und den Teams mit Herstellerunterstützung kann man nur Glück wünschen."
Frage: "Bislang ist es für Ihr Team eine schwere Saison gewesen. Was ist das Hauptproblem gewesen?"
Jordan: "Ganz offensichtlich ist das Auto nicht so gut wie es sein sollte. Wir brauchen mehr PS, zumindest würden das die Fahrer sagen, doch wir benötigen mehr Leistung vom Auto an sich. Es ist keine einseitige Sache oder so. Es wäre unfair nur Jordan oder nur Honda dafür verantwortlich zu machen, denn es ist eine Kombination aus beidem. Honda arbeitet jedoch unermüdlich, um den Motor besser zu machen, und für uns gilt dasselbe. Ich glaube wirklich, dass wir Veränderungen sehen werden. Ich weiß, dass Honda uns für Kanada einen neuen Motor zur Verfügung stellen will und wir haben auch einige Entwicklungen in der Pipeline. Wir haben einen neuen Chefdesigner und neuen Aerodynamikchef in Henri Durand. Er hat so viel Erfahrung, dass ich mir sicher bin, dass er uns das benötigte kleine Extra geben kann. Der Abstand zwischen dem Sechstplatzierten und den Startplätzen 12 oder 14 beträgt nur den Bruchteil einer Sekunde. Wenn wir also Fortschritte machen können, dann wird das sofort in Form unserer Startplätze festzustellen sein."
Zusammenarbeit mit Honda ist sehr wichtig
Frage: "Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit Honda was die Zukunft von Jordan anbelangt?"
Jordan: "Selbstverständlich sind sie für uns sehr wichtig. Im Moment sind sie unser Partner. Wir hatten zuletzt Gespräche in denen wir fragten was sie machen damit es besser wird, und sie erklärten uns wie wir ihnen dabei helfen könnten. Es wird nicht leicht, denn durch die Rückkehr der großen Automobilkonzerne ist es momentan ein sehr, sehr hartes Business."
Frage: "Sind Sie glücklich darüber Giancarlo dieses Jahr wieder zurück im Team zu haben?"
Jordan: "Ja, denn er ist einfach nur fantastisch. Ich denke, dass jedermann weiß wie gut er ist. Wenn wir beurteilen was gut und was schlecht ist, dann taucht sein Name immer ganz oben auf der Seite der guten Dinge auf."
Frage: "Und wie steht es mit Takuma?"
Jordan: "Im Moment läuft es nicht so gut, denn er ist in der Qualifikation noch nicht so gut unterwegs wie er es sein sollte. Er ist unglaublich talentiert und sehr schnell. Doch in der Formel 1 herrscht nun einmal ein großer psychologischer Krieg. Er befand sich zunächst in der Situation gut in die Saison gestartet zu sein, doch dann hatte er ein paar Probleme mit seinem Teamkollegen in Malaysia, doch die sind mittlerweile längst Geschichte. Er benötigt einfach ein gutes Rennen, sodass er wieder dort anknüpfen kann wo er sich schon einmal befand."

