• 30.07.2003 12:31

  • von Marco Helgert

Jordan: Die Formel 1 steht unter Zeitdruck

Eddie Jordan mahnt zur Einigkeit - den unabhängigen Teams in der Formel 1 muss geholfen werden, damit sie weiterhin existieren

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 steht zweifelsohne vor einer schwierigen Phase. Immer weniger Fans finden den Weg zur Rennstrecke, die Einschaltquoten stagnieren und große Sponsoren sind zur Mangelware geworden. "Unter den heutigen ökonomischen Gegebenheiten ist die Ära der unabhängigen Teams vorbei", bestätigt auch Eddie Jordan in einem Interview mit 'Spiegel Online'. "Wenn du heute einen guten Sponsor, einen guten Techniker oder einen guten Fahrer hast, wird er dir abgeworben."

Titel-Bild zur News: Eddie Jordan

Teamchef Eddie Jordan tappt bei den Absichten der GPWC im Dunkeln

Dabei wäre ein Verschwinden der kleinen Teams für die Formel 1 katastrophal. Experimente kann sich ein Automobilhersteller nicht leisten, zu groß ist der Druck der Chefetage und des Vorstandes. Schlechte Leistungen werden nicht über einen längeren Zeitraum mit einem gezwungenen Lächeln hingenommen. "Die großen Teams übernehmen niemals das Risiko, einen jungen Fahrer zu engagieren", fügte der Ire an.

Die GPWC ist keine wirkliche Hilfe

Die in der GPWC engagierten Hersteller haben bereits Vorschläge gemacht, wie man günstige Kundenmotoren bereitstellen könnte, um den größten Kostenfaktor der unabhängigen Teams zu entschärfen, doch für Jordan sind dies nur "Absichtserklärung", die erst noch Realität werden müssen. "Mercedes, Renault und BMW beliefern keinen Rennstall. Ich finde, dass eine Firma wie BMW die Verantwortung hat, aus der Formel 1 nicht nur ein phantastisches emotionales Marketing herauszuziehen, sondern auch etwas geben sollte."

Auch die Variante, dass ein Automobilhersteller ein zweites Team quasi als B-Team etabliert, stößt beim irischen Teamchef auf wenig Gegenliebe, weil dabei die Authentizität der Teams verloren gehe. "Glauben Sie, dass sich irgendeiner eine Mütze von uns aufsetzen würde, wenn wir das B-Team von BMW wären? Wir hätten keinen eigenen Charakter mehr, keinen Stil, keine Persönlichkeit. Das funktioniert nicht."

Einigung muss bald erfolgen

Die GPWC sorgt derzeit ohnehin für Stirnrunzeln. "Wir wissen nicht, was läuft", beschreibt Jordan die Situation. "Toyota und Honda, den Werken, die der GPWC nicht beigetreten sind, geht es genauso." Dabei sind die Pläne der GPWC alles andere als sicher. "Mein Vater hat immer gesagt: Wenn etwas sehr lange dauert, um es zustande zu bringen, war es vielleicht von Anfang an nicht die richtige Idee."

"Sie kriegen keine Einigung mit den Banken hin", so Jordan, der daher an eine Einigung mit Bernie Ecclestone glaubt. "Ich glaube daher, dass Bernie Ecclestone einen Mittelweg finden wird für eine Lösung. Aber wir haben Zeitdruck. Wir brauchen eine Lösung, bevor die Gläubigerbanken der Teams der Sache generell ein Ende bereiten."