• 29.07.2003 14:18

  • von Marco Helgert

Stoddart: "Wir werden gebraucht - als Verlierer"

Minardi-Teamchef Paul Stoddart erklärt, warum die kleinen Teams für die Formel 1 essenziell sind und mahnt zur Einigung

(Motorsport-Total.com) - Schon vor dem Rennen in Hockenheim ist klar, dass die Minardis auch beim Deutschland-Grand-Prix am Ende des Feldes zu finden sein werden. Das alleine ist jedoch nicht das Problem des kleinsten Formel-1-Teams. Minardi ist neben Jordan der letzte kleine Fisch, der im Haifischbecken Formel 1 mitschwimmt, andere mussten schon früher die Segel streichen: In den letzten zehn Jahren verschwanden die Teams Prost, Arrows, Forti Corse, Pacific, Simtek, Lotus, Larrousse und Tyrrell, die jedoch freiwillig an den BAT-Konzern verkauften.

Titel-Bild zur News: Paul Stoddart

Paul Stoddart hofft auf eine Einigung, um auch 2004 dabei zu sein

"Die Realität ist, dass das Starterfeld der Formel 1 eigentlich 24 Autos umfassen sollte, derzeit aber nur 20 Rennwagen da sind", erklärte Minardi-Teamchef Paul Stoddart in einem Interview mit 'Spiegel Online'. "Unter den derzeitigen ökonomischen Gegebenheiten sehe ich kein Team Nummer 11 oder Nummer 12 in die Formel 1 einsteigen - es gibt für einen unabhängigen Rennstallbesitzer einfach keinen Grund, das zu tun."

Umverteilung der TV-Einnahmen könnte eine Lösung sein

Ein Weg, den kleinen Teams wieder mehr Chancen einzuräumen, wäre "eine fairere Verteilung der Gelder allgemein", denn die "Umverteilung der TV-Einnahmen ist der einzige Weg, das Überleben der Kleinen zu sichern". Dabei stehen nicht alle Automobilhersteller diesem Weg kritisch gegenüber: "Ford rüstet mit seinen Motoren immerhin Jordan und Minardi aus. Andere stehen freilich auf dem Standpunkt: Wer sich die Formel 1 nicht leisten kann, soll eben draußen bleiben."

Dabei werden die kleinen Teams mehr gebraucht als je zuvor. Sollte es keine unabhängigen Teams mehr geben, so stünde ein Hersteller mit seinen Autos am hinteren Ende der Startaufstellung. "Und genau das ist der Zeitpunkt, an dem Marketingchefs, Vorstände und Aufsichtsräte unangenehme Fragen stellen", so der Australier. "Wir sind eine gefährdete Art, aber wir werden gebraucht - als Verlierer. Das ist kein schöner Job, aber es muss ihn geben."

Entscheidung bis Oktober - oder Minardi droht das Aus

Der Kampf der Automobilwerke, die sich zur GPWC zusammengeschlossen haben, um ab 2008 eine eigene Serie auszutragen, gegen Bernie Ecclestone ist da keine Hilfe. In den USA passierte mit der Aufsplitterung der Monoposto-Szene in ChampCar und IRL etwas recht Ähnliches, was zu Problemen in beiden Rennserien führte. "Das müssen wir verhindern", so Stoddart. "Ich sage deshalb: Setzt euch zusammen, schließt die Türen ab, sammelt die Handys ein - und kommt erst raus, wenn weißer Rauch aufgestiegen ist."

Doch die nötigen Entscheidungen über die Zukunft der Geldströme in der Formel 1 muss bald fallen. Die kleinen Teams wollen mehr Geld, um überleben zu können, die großen sehen nicht ein, warum Bernie Ecclestones SLEC das Gros der Summe zufällt. Doch die Standpunkte kennen alle Seiten nur zu genau, "was fehlt, ist eine Entscheidung. Das Leben ist ein Kompromiss. Wenn bis Oktober keine Lösung gefunden ist, haben wir 2004 keine zehn Teams mehr."