• 19.04.2009 15:32

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Jetzt hat Red Bull Lust auf mehr

Während sich Konsulent Helmut Marko schon auf den neuen Diffusor freut, jubelt Teamchef Christian Horner noch über den Doppelsieg in Schanghai

(Motorsport-Total.com) - Eines vorweg: Die beiden Red-Bull-Autos waren im Qualifying benzinbereinigt noch immer die Nummer zwei hinter Brawn, doch gerade deswegen ist der heutige Doppelsieg in Schanghai besonders hoch einzuschätzen. Sebastian Vettel und Mark Webber haben jeweils eine fantastische Leistung gezeigt und damit ein historisches Ergebnis nach Hause gebracht.

Titel-Bild zur News: Mark Webber, Christian Horner und Sebastian Vettel

Die Red-Bull-Jungs wissen eben, wie man eine Party richtig feiert...

In der Weltmeisterschaft ist Vettel jetzt Dritter und das Team sogar Zweiter; auf die Spitze fehlen elf beziehungsweise 16,5 Punkte. Wenn man bedenkt, dass Vettel in Australien einen Podestplatz und in Malaysia sichere Punkte liegen gelassen hat und dass auch Webber in Malaysia auf Podiumskurs war, ehe alles auf den Kopf gestellt wurde, dann dämmert einem langsam, was Gerhard Berger schon gestern angedeutet hat: Red Bull ist 2009 WM-Kandidat!#w1#

Pace kommt nicht aus dem Nichts

"Wir waren auch in den vergangenen zwei Rennen schnell, aber das wurde in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen", meinte Red-Bull-Konsulent Helmut Marko nach dem heutigen Rennen gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Aufgrund widriger Umstände oder von Fehlern haben wir nur nicht die richtigen Resultate eingefahren. Ich glaube, wir sind sehr wettbewerbsfähig - und wir arbeiten Vollgas weiter. Adrian Newey ist aus diesem Grund nicht hier."

¿pbvin|512|1466||1pb¿Der Stardesigner hat am Mittwoch seinen Flug nach Schanghai storniert, als bekannt wurde, dass die FIA die mehrstöckigen Diffusoren von Brawn, Toyota und Williams endgültig für legal erklärt hat. Newey bunkerte sich stattdessen sofort in der Fabrik in Milton Keynes ein, um an einem eigenen Design zu arbeiten. Wie man hört, soll bis Barcelona eine Vorstufe fertig werden, ein paar Wochen später dann auch ein richtiger Doppeldecker.

"Wir sind sicher, dass unser Auto noch konkurrenzfähiger wird", kündigte Marko selbstbewusst an. Auch Teamchef Christian Horner scheint langsam zu riechen, dass nach vier mageren Jahren im fünften Anlauf wesentlich mehr gehen könnte, als alle gedacht haben: "Das ist fantastisch", jubelte der Brite. "Wir haben ein gutes Auto, ein gutes Team - und für einen einfachen Diffusor sind wir nicht schlecht dabei! Da kommt noch mehr."

Neben Wunderknabe Vettel fuhr heute auch Webber ein starkes Rennen, doch man wird den Eindruck nicht los, dass sich die Hierarchien im Team langsam zu Ungunsten des routinierten Australiers verschieben. Markos Lob dürfte nicht mehr als ein schwacher Trost sein: "Webber ist super gefahren, ein fehlerfreies Rennen. Er musste früher an die Box, dadurch hat er etwas verloren, aber beide sind außerordentliche Regenfahrer."

Fünf-Euro-Defekt im Training

Christian Horner

Christian Horner durfte die Pokale nach der Siegerehrung davontragen Zoom

Bemerkenswert auch, dass die im Training noch fehlerhafte Antriebswelle im Rennen klaglos funktionierte: "Wir konnten das Problem gestern Nacht identifizieren", so Horner. "Die Komponente war beschädigt - wahrscheinlich war es ein Problem des ganzen Produktionsstapels. Es handelt sich dabei um eine Fünf-Euro-Komponente. Natürlich pocht das Herz dann immer besonders schnell, aber das Team hat gute Arbeit geleistet."

Für Marko war es in der Box "das längste Rennen meines Lebens", sodass er anschließend gleich nach dem Hörer griff und Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz anrief: "Er ist sehr glücklich", berichtete der ehemalige Formel-1-Pilot. Er selbst fühle sich "befreit" - und insgeheim wahrscheinlich auch ein bisschen stolz darauf, dass "sein" Junior Vettel nach Toro Rosso nun auch das A-Team "entjungfert" hat, was das Siegertreppchen angeht.

"Wir haben ein Juniorenprogramm, das funktioniert. Da sind auch einige andere in den Startlöchern, von denen wir sehr bald hören werden", lobt Marko seine Talente. "Wir müssen unseren Junioren aber sagen, dass sie nicht die eigenen Autos attackieren dürfen! Heute hatten wir das mit Buemi, in Japan 2007 hatten wir es mit Vettel. Es sind 16 andere Autos im Rennen, warum wollen sie immer in unsere führenden hinein? Dieser Fehler hätte uns den Sieg kosten können."