• 19.04.2009 15:15

Glock: Vom Sehen und Ahnen

Timo Glock über seine großen und kleinen Probleme auf dem Weg zu Rang sieben, die Kollision mit Nick Heidfeld und die schwierigen Verhältnisse

(Motorsport-Total.com/Premiere) - Frage: "Sie haben heute ein fantastisches Rennen hingelegt. Sie sind zweibester Deutscher geworden, nachdem Sie aus der Box gestartet sind. Warum sind Sie eigentlich aus der Box gestartet?"
Timo Glock: "Wir hatten gestern einen Wetterbericht, der erst sehr spät im Rennen den Regen angekündigt hat. Wir haben dann heute Morgen festgestellt, dass der Regen deutlich früher kommen wird. Daher haben wir entschieden, die Spritmenge zu erhöhen. Wir waren eigentlich leicht und wollten im Trockenen eine aggressive Strategie fahren und mit dem leichten Auto auf den weichen in den ersten zehn bis 15 Runden viele Plätze gutmachen."

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock hatte kein einfaches Rennen in Schanghai

"Wir haben uns dann bei dem Regen entschieden, der heftig war, aus der Box zu starten und das Auto vollzumachen. Hinter dem Safety-Car war es für uns ohnehin kein Problem. Ich glaube, das war eine gute Strategie. Ich konnte nur schwer nachvollziehen, warum man das Rennen schon so früh gestartet hat. Ich habe da hinten gar nichts gesehen, ich konnte nur erahnen, wo auf der Strecke ich war."#w1#

"Ich denke, man hat Sebastian Vettel an der Spitze gefragt, ob die Sicht okay ist. Der hatte natürlich keine Probleme. Aber alle dahinter haben sich extrem schwer getan, es war ein reiner Blindflug. Dadurch, dass man nichts gesehen hat, war es auch im Rennen extrem schwierig. Mittendrin hat man teilweise gar nichts mehr gesehen. Vielleicht hätte man das eine oder andere Mal das Safety-Car rausgeholt. Ich weiß nicht, ob sich jemand per Funk beschwert hat, aber ich habe mich mehr auf das Fahren konzentriert. Im Endeffekt haben wir es aber überstanden."

"Nichtsdestotrotz gratuliere ich dem Sebastian Vettel. Er hat seine Sache toll gemacht und er wird mit Red Bull sicher noch ein schönes Fest feiern."

Deutsch-deutsche Begegnung

Frage: "In Runde 13 kollidierten Sie mit Nick Heidfeld. Was ist genau passiert?"
Glock: "Das Hauptproblem war da wieder die Sicht. Ich bin da im Blindflug gewesen und wusste nicht, wo Nick ist und wie weit er weg ist. Ich habe nicht einmal mehr das rote Licht gesehen. Ich dachte, er wäre relativ weit weg. Beim Anbremsen sind dann die Räder leicht stehen geblieben."

"Ich musste die Bremse wieder aufmachen, habe dabei zu Nick in der Kurve aufgeschlossen. Ich dachte er sieht, dass ich mich verbremse, und lässt mir ein bisschen Platz. Er hat dann zugemacht, aber es war ja mein Fehler. Ich hab ihn dann leider berührt und meinen Frontflügel noch kaputt gemacht und mich damit selbst bestraft."


Fotos: Timo Glock, Großer Preis von China


Frage: "Hat der Eindruck getäuscht, oder hat gegen Ende des Rennens der Regen wieder zugenommen?"
Glock: "Ja, deutlich."

Frage: "Was war schwieriger, das Wasser auf der Piste oder die fehlende Sicht?"
Glock: "Das Schlimme ist, dass du das Wasser auf der Piste nicht siehst, wenn die Sicht schlecht ist. Die Sicht war eben das Problem."

Trockensetup mit Berechnung

Frage: "Habt ihr vor dem Start das Auto noch auf Regen umgebaut?"
Glock: "Nein, die Abstimmung haben wir gar nicht geändert, wie haben alles so gelassen, nur den Frontflügel etwas angepasst. Insgesamt war das aber eine Trockenabstimmung."

Frage: "Warum habt ihr nicht umgebaut?"
Glock: "Wir haben einfach nur gesagt, dass wir das Auto voll machen. Wir waren uns auch nicht sicher, dass es durchregnet - auch wenn das eine halbe Stunde vor dem Rennen schon ziemlich deutlich war. Wir haben dennoch sagt, dass wir das Auto so lassen, weil wir auch in den Wintertests schon gesagt haben, dass wir teilweise mit einer Trockenabstimmung ins Rennen gehen müssen. Wir waren da mit dem Auto zufrieden. Das hat sich auch heute gezeigt. Wenn ich freie Fahrt hatte, konnte ich eine gute Pace gehen. Sobald man im Verkehr war und die Sicht schlecht wurde, konnte man nur noch abschätzen, wo das Wasser steht."

"Dirty Air" im Regen

"Wir müssen sehen, dass wir das Auto schon am Freitag ein bisschen besser in die richtige Richtung kriegen." Timo Glock

Frage: "Nach dem Boxenstopp und dem Nasenwechsel konnten wie sehen, wie viel Spaß Ihnen das Fahren gemacht hat. In Runde 39 haben Sie Kimi Räikkönen überholt."
Glock: "Als wir einen neuen Frontflügel drauf hatten, habe ich sofort gemerkt, dass das Auto deutlich besser war. Aber es war sehr schwierig, auch hinter Kimi. Ich muss sagen, dass man selbst im Regen gemerkt hat, dass es man sofort den Anpressdruck verliert, wenn man relativ nah am Vordermann ist. Das hat es noch schwieriger gemacht. Zudem war ich noch schwer, aber ich habe Druck ausgeübt und versucht, ihn in einen Fehler zu treiben. Irgendwann kam ich dann besser aus Kurve 13 heraus auf die lange Gerade und konnte mich vorbeiquetschen. Das war ganz gut gelungen, aber es hat sehr lang gedauert."

Frage: "Dafür war Ihr Boxenstopp mit Nasenwechsel sensationell schnell..."
Glock: "Ja, da haben sich die Mechaniker über den Winter sehr, sehr viel Gedanken gemacht und ein gutes System entwickelt. Das zeigt einfach, wie weit sich das Team entwickelt hat. Die Ideen, die wir haben, sind sehr gut. Wir müssen sehen, dass wir das Auto schon am Freitag ein bisschen besser in die richtige Richtung kriegen."