• 23.12.2001 11:38

  • von Fabian Hust

Jenson Button im Interview

Der Benetton-Renault-Pilot über die Saison 2001, das harte Fitnesstraining und seine Ziele für die kommenden Jahre

(Motorsport-Total.com) - Vier Wochen Fitnesstraining hat Jenson Button hinter sich gebracht. Nach eigenem Bekunden mit viel Ehrgeiz hat der Renault-Pilot das Konditions- und Krafttraining absolviert, denn in der kommenden Saison möchte er nach der enttäuschend abgelaufenen Saison wieder angreifen. Kurz vor Weihnachten tankte der Brite bei einem Treffen mit seinem Fanclub noch einmal Kraft auf, wo er die immer noch anhaltende Unterstützung zu spüren kam. Doch auch hier kam er nicht darum herum, ein paar unangenehme Fragen zu beantworten.

Titel-Bild zur News: Jenson Button (Benetton-Renault)

Jenson Button will in der kommenden Saison weiter vorne mitfahren

Frage: "Jenson, du hast nun zwei Formel-1-Saisons absolviert, die erste mit BMW-Williams und die zweite mit Benetton-Renault. Kann man sagen, dass dies zwei sehr unterschiedliche Jahre gewesen sind?"
Jenson Button: "Sehr verschiedene Jahre! Klar sind die Rennen und all dies dieselben, aber abgesehen davon war alles sehr anders. Es brauchte eine Weile, um mich an das neue Team zu gewöhnen und zu Beginn der Saison sah es nicht besonders gut aus. Ich denke, dass dies die Zeit war, in der Giancarlo seine Erfahrung ausspielen konnte und dass dies der Grund war, warum ich im Vergleich zu ihm den Kürzeren zog. Es war ein hartes Jahr aber wir machten das ganze Jahr über Fortschritte und die letzten Rennen waren gut."

Frage: "Es sah für die Außenstehenden danach aus, als war es nicht leicht, zu Saisonbeginn mit dem Benetton umzugehen ? wie sah es aus der Sicht des Fahrers aus?"
Button: "Es war sehr schwierig. Ich denke, es war nach Hockenheim, als wir einen neuen Frontflügel und andere neue aerodynamische Teile bekamen, die uns zwar nicht wirklich mehr Abtrieb gaben, dafür das Auto aber deutlich fahrbarer und stabiler machen, besonderes in den Kurven und beim Anbremsen. Das Team hat da wirklich sehr gut gearbeitet, ich war beeindruckt. Es ist nicht leicht, mitten in der Saison ein Auto so sehr zu verändern, aber wir gewannen durch diese Änderungen anderthalb Sekunden. Es war eine sehr harte Saison aber die Hauptsache war, dass das Auto zu Saisonende gut war und es wirklich Spaß machte, mit ihm zu fahren."

Frage: "Gegen Ende der Saison, als das Benetton-Paket entwickelt wurde, wurde das Auto da besser und besser?"
Button: "Ich denke, dass wir uns in jedem Rennen im Qualifying verbessert haben, was großartig war. Das hilft deinem Vertrauen und motiviert jeden im Team, sich noch weiter zu verbessern. Wir sehen der kommenden Saison positiv entgegen. Ich denke, dass wir nach all der harten Arbeit über den Winter hinweg ? besonders im Windkanal ? für die Arbeit belohnt werden und das Auto schneller werden wird. Das Auto wird gut sein."

Frage: "Schauen wir einmal auf die Saison 2001 zurück. Der Große Preis von Deutschland in Hockenheim war für dich wie im letzten Jahr ein gutes Rennen gewesen. Ist es eine Strecke, die du magst?"
Button: "Ich hatte dort eine Platzierung in den Punkten nicht eingeplant! Ich glaube in diesem Jahr bin ich von Platz 18 losgefahren und im letzten Jahr war es der letzte Platz, da ich vor dem Start den Motor abgewürgt hatte. Ich mag den Kurs wirklich sehr. Die Leute sagen, dass es kein Fahrerkurs ist, da er nur aus langen Geraden und Bremsmanövern besteht, aber ich denke, dass er großartig ist und sich sehr von den anderen Strecken unterscheidet, da man mit sehr wenig Flügel fährt. Das macht es beim Anbremsen knifflig. Es ist ein guter Kurs mit Überholmöglichkeiten, die man in der Formel 1 nicht überall hat. Hoffentlich können wir nächstes Jahr genauso gut oder besser sein."

Frage: "Glaubst du, dass mit so vielen jungen Fahrern, dir eingeschlossen, die sich in der Formel 1 miteinander messen, es der Beginn einer neuen Ära ist?"
Button: "Wir werden sehen, was da in den nächsten Jahren noch kommt. Ich denke, dass dies in gewisser Weise schon vor mir gekommen ist, als jüngere Fahrer wie zum Beispiel Ralf Schumacher in die Formel 1 gekommen sind. Es ist meiner Meinung nach normal, dass jetzt so viele junge Fahrer dabei sind. Meiner Meinung nach kommen nun eine Menge junger Fahrer, die scheinbar sehr schnell lernen und dann gibt es keinen Grund, warum man sie nicht nehmen sollte. Viele der Fahrer, die sich nun verabschieden, sind schon eine Weile dabei gewesen, da ist es an der Zeit, dass ein wenig junges Blut in die Formel 1 kommt."

Frage: "Die Traktionskontrolle hat das Vergnügen, den Autos auf der Strecke beim Fahren zuzusehen, ein wenig geschmälert. Wie siehst du das als Fahrer?"
Button: "Natürlich muss man immer noch fahren können, aber es nimmt dir als Fahrer etwas weg. Man muss deutlich mehr am PC an der technischen Seite arbeiten, denn man kann es nicht mit einem Straßenwagen vergleichen, in den man einsteigt und dann sofort losfahren kann. Man muss sehr viel testen und das perfekte System finden. Wir haben das perfekte Setup für unser Auto das ganze Jahr über nicht gefunden und ich denke, dass das bei vielen Teams ebenfalls der Fall gewesen ist. Das ist eine schwierige Sache und ich habe lieber auf der Strecke meinen Spaß als an der Traktionskontrolle arbeiten zu müssen. Aber das ist für alle von uns das Gleiche."

Frage: "Und wie bereitest du dich persönlich auf die Rennen vor?"
Button: "Normalerweise zweieinhalb Stunden am Tag an sechs Tagen in der Woche und ich mache verschiedene Dinge, damit es mir nicht langweilig wird. Zum Beispiel könnte ich an einem Tag, wenn ich in Monaco bin, zwei Stunden in den Bergen Mountainbike fahren, was schön ist, da das Wetter gut ist. Am Morgen könnte ich zur Mittagszeit ein wenig Joggen und dann am Nachmittag vielleicht ein wenig Kanu fahren oder ein wenig Gymnastik machen. Im Winter trainieren wir mehr als im Sommer, da wir hier Rennen fahren müssen. Es ist harte Arbeit und wir machen ständig etwas anderes, um es interessant zu halten."

Frage: "Ein Teil deines Trainings findet weit weg statt, du kommst gerade von Norwegen und Kenia?"
Button: "Es war das erste Mal, dass ich in Norwegen Langlauf gelaufen bin, das war interessant. Es war etwas seltsam, eine ziemlich neue Erfahrung. Ich meine, wenn man mit 300 Sachen unterwegs ist und dann Langlauf fährt, so ist das doch seltsam. Man hat keine Balance oder besser gesagt, ich hatte keine Balance und ich brauchte eine Weile, bis ich mich daran gewöhnt hatte."

Frage: "Und auch der Trip nach Kenia war wegen der Fitness?"
Button: "Wir waren acht Tage lang in Kenia. Es war anders als in Norwegen. Wir sind eine Menge geklettert. Das klingt zwar langweilig, macht aber Spaß. Für deine Fitness ist das sehr, sehr gut."

Frage: "Was sind deine Stärken als Fahrer?"
Button: "Ich bin sehr entschlossen. Ich versuche an jedem Aspekt zu arbeiten. In meinem ersten Jahr in der Formel 1 realisierte ich nicht, wie viel Anstrengung man in die fahrerische und technische Seite stecken muss. Aber nun würde ich sagen, dass es meine Stärke ist, hart mit dem Team zu arbeiten, um Probleme aus der Welt zu schaffen. Ich weiß, wie wichtig das ist, denn ein kleines Problem kann dich ein oder zwei Zehntel in der Qualifikation kosten. In der Formel 1 sind diese kleinen Details sehr wichtig."

Frage: "Was sind deine Hoffnung für 2002 und danach?"
Button: "Es wäre schön, ein Rennen zu gewinnen und zwar ein Rennen aus eigener Kraft, nicht dadurch, dass andere ausfallen. Das ist das Ziel. Ich möchte konkurrenzfähig sein und mit einem Top-Team vorne mitfahren. Das ist unser Ziel und es wäre toll, wenn wir das Team in der Konstrukteurswertung ein paar Positionen nach vorne bringen könnten."