• 11.07.2001 13:59

Jenson Button im Interview

Der Engländer spricht über seinen Heim-Grand-Prix, seine schwere Saison, das Auto und die Testfahrten

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - In den dieses Saison bislang 10 absolvierten Grand Prix konnte Jenson Button noch keinen einzigen WM-Punkt holen und musste sich darüber hinaus neun Mal seinem Teamkollegen in der Qualifikation geschlagen geben. Wenngleich seine erste Saison mit dem Benetton-Renault-Team ganz und gar gegenteilig zu seiner Debütsaison in der Formel 1 verlaufen ist, so hat der 21-Jährige nach wie vor alle Chancen und gilt ohnehin in Formel-1-Kreisen als einer der künftigen Superstars. Nachdem er letztes Jahr als Fünfter die Ziellinie beim Großen Preis von Großbritannien überquerte, wäre Button dieses Jahr schon mit einem Platz innerhalb der Top 10 am Ende des 60 Runden langen Rennens zufrieden.

Titel-Bild zur News: Jenson Button (Benetton-Renault)

Jenson Button hofft auf eine Top 10-Platzierung am Sonntag in Silverstone

Frage: "Seit dem Großen Preis von Großbritannien im Vorjahr hat sich ja eine Menge verändert. Wie läuft es derzeit für dich?"
Jenson Button "Ich denke, dass ich nicht mehr so glücklich bin wie damals. Ich bin nach wie vor voll und ganz dabei und möchte natürlich Rennen gewinnen, jedoch ist diese Saison alles schwieriger. Ich gebe mein Bestes, aber leider stellen sich nicht immer die gewünschten Erfolge ein, insofern ist es hart. Grundsätzlich bin ich also weniger zufrieden als im letzten Jahr, jedoch hoffe ich, dass ich schon bald wieder glücklicher sein werde."

Frage: "Die Leute sprechen immer davon, dass du jetzt eine für deine Charakterbildung schwierige aber gute Phase durchmachst. Aber vermutlich hilft dir das wenig oder?"
Button: "Ich bin der Meinung, dass der Charakter durch das Siegen geformt wird. Allerdings muss man auch mit schwierigen Zeiten umgehen können, und diese Erfahrung fehlt mir derzeit noch."

Frage: "Hattest du denn jemals in der Kart-Zeit eine schwierige Phase?"
Button: "1996 war sicherlich kein gutes Jahr. Jedoch war es im Vergleich zu dem, was ich jetzt durchstehen muss, nicht so schlecht."

Frage: "Wird es deiner Meinung nach schwer sein wieder an die alte Form anknüpfen zu können?"
Button: "Nein, ich glaube nicht, dass es ein Problem sein wird. Man steigt in das Auto und dann läuft es. So etwas wie Talent verliert man nicht."

Frage: "Ist es denn in Frankreich zumindest ein wenig besser gelaufen?"
Button: "Es war definitiv besser. Wir haben zwar erneut keine Punkte holen können, jedoch waren die Startplätze 16 und 17 für uns eine Verbesserung. Ohne den neuen Motor hätten wir diese aber wohl nicht erreicht. Wir müssen zweifelsohne weitere Fortschritte machen. Hoffentlich hilft uns das neue Aerodynamikpaket in Silverstone."

Frage: "Das Rennen war ja recht ereignisreich für dich ..."
Button: "Nun, Giancarlos und mein Start waren nicht besonders toll. Jetzt, wo die Fahrer sich an die Launch-control gewöhnt haben, können Sie jedes Mal einen guten Start hinlegen, während wir manuell starten und dann hat man es natürlich verdammt schwer. Aber ich konnte kurz nach dem Start schon ein paar Plätze gut machen. Mein erster Boxenstopp war jedoch nicht gerade besonders toll. Er hat insgesamt zu lange gedauert, wobei der rechte Vorderreifen nicht fix montiert werden konnte, weil es ein Problem damit gab. Das hat mich Zeit gekostet und ich bin hinter Giancarlo zurückgefallen. Vor dem zweiten Boxenstopp hatte ich dann auch ein paar Probleme. Das Auto war ziemlich nervös und ich musste erneut an die Box, weil es Probleme mit der Benzinzufuhr gab. Dies, obwohl Giancarlo gerade seinen Boxenstopp machte. Ich stand dann hinter ihm und wartete 20 Sekunden oder so."

Frage: "Hast du bei diesem Stopp die Vorderreifen wechseln lassen oder nicht?"
Button: "Wir haben die Vorderreifen beim zweiten Stopp nicht gewechselt. Da ich durch den Stopp und die Warterei Zeit verloren hatte, begann ich eine Aufholjagd, wobei ich leider zu hart vorging und mir einen Bremsplatten vorne einfuhr. Im letzten Rennabschnitt hatte ich dadurch ziemliche Vibrationen auf der Vorderachse. Es war also ein gemischtes Rennen. Ungefähr zwei Runden vor Rennende haben die Hinterreifen dann plötzlich blockiert und das war es dann."

Frage: "Bist du in Frankreich mit dem Auto besser zurechtgekommen?"
Button: "Ich bin in der Tat besser klargekommen und denke, dass wir jetzt eine gute Basisabstimmung für mich gefunden haben. Auf dem Nürburgring im Warm Up und im Rennen haben wir ein paar Sachen gefunden, welche das Auto verbesserten, was wir aber vorher gar nicht für möglich gehalten hatten. Jetzt fühle ich mich deshalb auch im Auto wohler. Tut man das nicht, dann fällt man total weit zurück und kann auch nicht ans Limit gehen. Es wird aber jetzt wirklich besser und wir hatten zuletzt zwei gute Testtage in Barcelona. Ich war jedenfalls wirklich mit den getesteten Dingen zufrieden. Sie werden zwar keinen großen Leistungsunterschied bedeuten, jedoch sind sie positiv zu werten und hilfreich."

Frage: "Versucht ihr gegenwärtig euren Rückstand in Sachen Testfahrten aufzuholen?"
Button: Wir haben dieses Jahr auf Grund der wenigen, aber großen Probleme nur wenig testen können. Giancarlo ist bessere daran gewöhnt, hat er doch mehr Formel-1-Autos in seiner Karriere bislang fahren können und ist zudem erfahrener. Er kann deshalb einfach wesentlich schneller mit dem Auto fahren. Ich denke, der B201 ist sein fünftes Auto in der Formel 1."


Frage: "Und wenn du nur Reifen testest kannst du das Auto ja auch nicht weiterentwickeln oder?"
Button: "Richtig, genau das ist der Punkt. Wenn man Reifen testet kann und darf man das Auto nicht verändern. Wir haben jedoch nur wenige Reifentests bislang durchgeführt, die meisten davon auch mit dem alten Auto. Kürzlich haben wir aber festgestellt, dass wir da etwas tun mussten. Wir arbeiten halt so viel wir können."

Frage: "Und was gibt es brandneues von eurer Launch-control zu berichten?"
Button: "Wir haben sie getestet und dieses Tests verliefen alle gut. Ich weiß aber noch nicht genau, ob wir sie in Silverstone auch einsetzen werden. Ich denke, dass wir deshalb in Santa Pod am Donnerstag noch einmal einen Shakedown durchführen werden."

Frage: "Und wie sieht es mit der Servolenkung aus?"
Button: "In Silverstone benötigt man eine, so ist meine Meinung, denn ohne geht das ganz schön auf die Arme. Wenn wir sie einsetzen werde ich sehr glücklich sein. Ich denke schon, dass wir sie einsetzen werden. Ich konnte damit zwei Tage lange ohne Probleme fahren und wir haben auch ein paar gute Einstellungen erarbeitet. Die Servolenkung ist definitiv eine große Hilfe und ich wünschte, dass wir sie schon in Monaco gehabt hätten."

Frage: "Wie sieht es mit Silverstone aus? Denkst du, dass du im Rennen etwas mehr konkurrenzfähig sein wirst?"
Button: "Hoffentlich. In Frankreich hätten wir ja beinahe mit beiden Autos die Zielflagge gesehen, wenngleich auch außerhalb der Top 10. Ich denke, dass mit den ganzen Verbesserungen dieses Wochenende ein Platz innerhalb der Top 10 möglich sein sollte. Das wäre wirklich schön, ist es doch der Heim-Grand-Prix. Wir sind überzeugt, dass wir ein zuverlässiges Auto haben, um dies zu erreichen."

Frage: "Magst du die Strecke?"
Button: "Ja, ich liebe sie. Ich habe hier immer gute Rennen gehabt und es wird ganz sicher sehr schön, vor den eigenen Fans zu fahren."

Frage: "Letztes Jahr muss doch für dich ein unglaubliches Gefühl gewesen sein, als du als Fünfter in den Punkten gelandet bist?"
Button: "Ja, stimmt. Weil David Coulthard gewonnen hat waren alle total aus dem Häuschen. Als ich auf der Auslaufrunde war haben alle gejubelt. Das war eine wunderbare Erfahrung und ein tolles Gefühl."