James Penrose: Der Schutzengel von Montréal

James Penrose war federführend bei der Entwicklung des HANS-Systems und rettete damit Robert Kubica in Montréal das Leben

(Motorsport-Total.com) - Dass Robert Kubica nach seinem fürchterlich aussehenden Unfall am Sonntag in Montréal gestern wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte, grenzt an ein Wunder. Und tatsächlich hatte der Pole so etwas wie einen Schutzengel: James Penrose, Sicherheitsingenieur in der Formel 1 und Mitentwickler des HANS-Systems.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Robert Kubica hatte in Montréal einen Schutzengel: James Penrose

HANS steht für "Head and Neck Support" und bezeichnet jene schwarze Einheit im Cockpit, die einerseits den Oberkörper stützt und gleichzeitig den Helm mittels zweier Seile stabilisiert, so dass dieser bei einem Aufprall nicht wie bei Mika Häkkinen 1995 in Adelaide ans Lenkrad schlagen kann. Der Finne hatte infolgedessen damals nämlich seine Zunge verschluckt und konnte nur durch einen Luftröhrenschnitt von Sid Watkins noch an Ort und Stelle gerettet werden.#w1#

Trotz 28 g Verzögerung fast unverletzt

Als Kubica am Sonntag mit fast 300 km/h gegen eine Betonmauer krachte und sich anschließend auch noch überschlug, war sich selbst Dr. Ronald Denis, zuständiger Arzt für das Formel-1-Wochenende in Montréals Sacré-C?ur-Krankenhaus, sicher: "Das hat er nicht überlebt!" Doch wie durch ein Wunder zog sich der BMW Sauber F1 Team Pilot dank der modernen Sicherheitsvorkehrungen nur ein gestauchtes Fußgelenk und eine Gehirnerschütterung zu.

Penrose weiß aber, dass Kubica in erster Linie Glück hatte, denn: "Wir dürfen uns keinen Illusionen hingeben. Irgendwann wird der Tod in die Formel 1 zurückkehren." Eben aus diesem Grund wird er von den PS-Akrobaten auch nur selten aufgesucht - weil sie durch ihn an ihre Verwundbarkeit erinnert werden, wie der Sicherheitsingenieur glaubt. Nur Fernando Alonso und Ralf Schumacher haben sich nach schweren Unfällen bei ihm bedankt.

"Fernando Alonso ist mal zu mir gekommen und hat gesagt, dass er ohne Hans wohl nicht so glimpflich davon gekommen wäre bei seinem Unfall 2003 in Brasilien, als er in eine Mauer krachte. Auch Ralf Schumacher hat sich nach seinem letzten Unfall in Indianapolis bei mir gemeldet. Aber im Lager der Fahrer werde ich sonst eher gemieden", erklärte Penrose im Interview mit der 'Morgenpost'.

Sicherheitsmaßnahmen funktionierten

HANS

Das HANS-System hat im Motorsport schon viele Leben gerettet Zoom

Kubica habe am Sonntag großes Glück gehabt: "HANS sorgt für eine kontrollierte Verzögerung des Kopfes und schützt den Nacken vor Überdehnung. Das Monocoque bewahrte Kubica vor Beinbrüchen. Beim zweiten Aufprall in die Leitplanke waren die Füße des Piloten bereits im Freien, weil es den vorderen Teil des Monocoques eingedrückt hatte. Der Stoß schob die Füße nach hinten. Das war sein Glück", sagte er.

Die Sicherheitsmaßnahmen haben also voll gegriffen - und doch beschwerten sich einige Fahrer im Nachhinein darüber, dass an der Einschlagstelle keine Reifenstapel standen. Nico Rosberg beispielsweise kündigte an, dass man sich darüber innerhalb der Fahrergewerkschaft sicherlich unterhalten müsse, während Alexander Wurz ebenfalls Verbesserungsbedarf sieht, das nicht zu eliminierende Grundrisiko von Stadtkursen aber akzeptiert.