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  • 03.06.2001 12:38

  • von Marcus Kollmann

Jaguars Chefrenningenieur spricht über seine Arbeit

Mark Ellis, der Chefrenningenieur des Jaguar-Teams, äußerte sich über seine Arbeit

(Motorsport-Total.com) - Seit dem Großen Preis von Spanien arbeitet Mark Ellis als Chefrenningenieur bei Jaguar Racing. In einem Gespräch mit Willem Postema von 'www.jaguar-racing.com' äußerte er sich über seine Aufgaben im Team und das Besondere an seiner Arbeit. Nach seinem Abschluss an der Universität von Southampton widmete sich Ellis zusammen mit seinen Freunden der Konstruktion von Autos für die Teilnahme an der Club Rallye. Als Hobby pflegte der Engländer das Fallschirmspringen, welches auch eine Wende in seiner beruflichen Karriere mit sich brachte.

Titel-Bild zur News: Jaguar-Team bei der Arbeit

Mark Ellis koordiniert auch die Aufgaben des Renn- und Testteams

Nach einem Unfall beim Fallschirmspringen hatte Ellis plötzlich viel Zeit, um über seine weitere Karriere nachzudenken und fand schließlich einen Weg, wie er sein Hobby zum Beruf machen konnte. Zunächst arbeitete er in der britischen Tourenwagenmeisterschaft, wo er am Entwurf des Renault Laguna beteiligt war, der 1997 die BTCC dominierte. Anschließend arbeitete er für das an der World Rallye Championship teilnehmende Prodrive-Team. Vier Jahre verbrachte der Engländer bei Williams, wo er den jetzigen Chefdesigner von Jaguar Racing, John Russell, kennen lernte. Nach einem Kurzeinsatz bei British American Racing, wo er Leiter der mechanischen Entwicklungsabteilung war, ist Ellis nun seit dem Großen Preis von Spanien für Jaguar Racing als Chefrenningenieur tätig.

Ellis größte Leistung in den Anfangstagen seiner Motorsportkarriere war aber wohl die Entwicklung eines aktiven Differenzials für die an der Weltmeisterschaft teilnehmenden Rallye-Autos, welche er unter großen Zeitdruck bewältigte.

Ein typischer Arbeitstag für den heutigen Chefrenningenieur des Jaguar-Teams beginnt in der Woche um Punkt 7 Uhr mit einer Besprechung mit allen Mitarbeitern, in der die Aufgaben des Tages festgelegt und verteilt werden. Den Rest des Tages kümmert sich der Engländer dann um das Testprogramm, welches zwischen den einzelnen Grand Prix stattfindet und so wichtig für die Weiterentwicklung des Autos ist.

Ellis sieht seine Rolle als eine Brücke zwischen dem Renn- und Testteam sowie den Designern, was bedeutet, dass er sich auch vergewissern muss, dass das Programm kontinuierlich weitergeführt wird und alle relevanten Daten gesammelt werden. Das bringt es zwangsläufig mit sich, dass er Einfluss in mehreren verschiedenen Bereichen üben muss, was mitunter ein schwer zu bewältigender Balanceakt sein kann: "Mann muss aufpassen, dass man die Dinge nicht aus den Augen verliert oder einfach übertreibt. Sonst riskiert man die spontanen Qualitäten und Ideen der eigenen Leute zu ersticken", sagt der zweifache Familienvater über die Bedeutung seiner Aufgabe.

Soweit es Mark Ellis betrifft, besteht die größte Herausforderung in der Formel 1 ohnehin darin, ein gutes Team zu einer sehr guten Einheit zu formen. Als Chefrenningenieur ist sein technisches Grundwissen Vorraussetzung, um im Fall das etwas hakt, schnell und richtig reagieren zu können.

"Vom technischen Standpunkt gesehen muss ich in der Lage sein, schnell zu verstehen was ein Auto schnell macht. Manche Leute wissen das, andere nicht. Darüber hinaus muss man aber auch mit dem Budget des Teams Haus halten, denn viele Leute vergessen, dass man nicht unendlich viel Geld zur Verfügung hat."

Vor allem Ellis frühere Erfahrungen beim Bau der Autos für die Teilnahme an der Club Rallye sind ihm in dieser Hinsicht heute sehr nützlich, versteht er es doch, mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen gut umzugehen. Die Situation, in der er sich ständig befindet und aus der er das Beste machen muss, beschreibt der Engländer so: "Man hat eine gewisse Anzahl an Leuten, ein gewisses Budget und die notwendige Ausrüstung. Mit diesen Dingen muss man nun ganz einfach das Beste aus der Sache machen."

Dass er dazu in der Lage ist, beweist das Lob von Eddie Irvine: "Seit Mark bei uns ist, hat das Team zum ersten Mal überhaupt an der Optimierung des Potenzials unseres Autos gearbeitet. Ich schätze ihn sehr als unseren Chefrenningenieur."