• 23.11.2008 14:14

  • von Roman Wittemeier

Ist Indien wirklich der "schlafende Formel-1-Riese"?

Force-India-Teamchef Vijay Mallya und Formel-1-Boss Bernie Ecclestone fiebern dem ersten Grand Prix in Indien entgegen: Wie willkommen ist die Königsklasse?

(Motorsport-Total.com) - Wenn im Jahr 2011 - mit einem Jahr Verspätung - tatsächlich der erste Formel-1-Grand-Prix auf der neuen Strecke in Neu Delhi über die Bühne geht, dürften sich Bernie Ecclestone und die involvierten Hersteller die Hände reiben. Indien ist mit seinen über 1,1 Milliarden Einwohnern ein gigantsicher Markt - damit sind die Voraussetzungen für die Durchführung eines Formel-1-Laufs erst einmal perfekt.

Titel-Bild zur News: Vijay Mallya

Vijay Mallya investiert jährlich viele Millionen Euro in seinen Formel-1-Traum

Honda, Mercedes, Toyota und Co. haben es vor allem auf die über 50 Millionen Menschen der indischen Mittelschicht abgesehen, die mit ihrer wachsenden Kaufkraft irgendwann ihren PS-Durst stillen wollen. "Einfach aufgrund der schieren Größe Indiens und der boomenden Wirtschaft muss das Land im Formel-1-Kalender vertreten sein", stellte Force-India-Besitzer Vijay Mallya klar.#w1#

Wie weit es mit dem boomenden Markt Indien her ist, wird sich mehr und mehr in den kommenden Monaten unter dem Druck der weltwirtschaftlichen Situation zeigen. Gerüchten zufolge soll Mallya selbst mit seiner bisher florierenden Fluglinie 'Kingfisher' in argen Problemen stecken, viele Verbindungen wurden zuletzt rigoros aus dem Flugplan gestrichen. Dennoch: Der indische Milliardär rollt mit seinem Engagement der Königsklasse den roten Teppich in seiner Heimat aus.

Seit der Übernahme des ehemaligen Spyker-Teams und der Umbenennung in Force India ist das Interesse der indischen Öffentlichkeit an der Königsklasse merklich gestiegen. Zwar wird man am indischen Volkssport Cricket kaum vorbeiziehen können, doch im Windschatten von Force India zog es vor allem viele der rund 500 Millionen jungen Inder unter 25 Jahren regelmäßig an den Formel-1-Wochenenden vor den Fernseher.

Ein Formel-1-Rennen in Neu Delhi wird angeblich von den öffentlichen Behörden unterstützt, der Staat steuert offenbar reichlich zur Finanzierung bei. Das Projekt könnte sich schnell rechnen, denn immerhin geht man davon aus, dass die Formel-1-Fans über 130 Millionen Euro zusätzlichen Umsatz bringen sollen. Der Grand Prix soll nach aktuellen Schätzungen fast 10.000 zusätzliche Arbeitsplätze am Rande der Hauptstadt schaffen.

Teambesitzer Vijay Mallya stellte Force India als Nationalmannschaft auf Zoom

"Das Formel-1-Rennen in Indien wird große Scharen von Fans befriedigen, die bisher nur Fernsehen schauen konnten, oder sich vor großen Videoleinwänden trafen", blickte Narain Karthikeyan positiv in die Zukunft. Der 31-Jährige war 2005 der erste Inder, der es als Pilot in die Königsklasse schaffte. Nach Ansicht von Karthikeyan sei die Nation auf dem Wege, eine echte Formel-1-Nation zu werden. Seiner Meinung nach habe Force India daran großen Anteil, weil es mittlerweile als motorsportliche Nationalmannschaft betrachtet werde.

Mallya steckt viele Millionen Euro in seinen Rennstall, bislang jedoch ohne großen Erfolg. Mit einem Budget, welches nicht einmal einem Drittel des Jahresetats von Ferrari entspricht, holt man in der Formel 1 nur selten viele Zähler. Das soll sich jedoch 2009 ändern. Mallya schloss einen spektakulären Deal mit McLaren-Mercedes. Die Kooperation mit dem Team von Weltmeister Lewis Hamilton geht weit über die Lieferung technischer Pakete hinaus.

"Ich bin großer Hoffnung, dass wir 2009 eine signifikant bessere Leistung zeigen werden", sagte der Teamchef. "Dann wird das Interesse der heimischen Fans noch weiter ansteigen." Das Hauptproblem liegt nach wie vor in der Cockpitbesetzung. Die Inder brauchen einen Landsmann (oder eine Landsfrau) am Steuer des Force-India-Boliden. Mallya ist sich dieser Tatsache bewusst: "Wir haben gesagt, dass wir einen indischen Piloten finden wollen, den wir auf seinem Weg in die Formel 1 im Kartsport und später in der GP2 fördern werden. Hoffentlich klappt das innerhalb von fünf Jahren."