• 07.01.2002 08:56

  • von Marcus Kollmann

Irvine: "Toyota könnte uns gefährlich werden"

Der Jaguar-Pilot spricht über seine Erwartungen an die Saison, den neuen Jaguar und verrät wie gefährlich er Toyota einstuft

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Nach der Präsentation des neuen Jaguar R3 am letzten Freitag stellt sich alle Welt die Frage wie gut der neue Bolide wirklich ist. Eine Antwort darauf kann man frühestens nach den ersten Testfahrten im Januar erwarten, doch schon jetzt ist sicher: Jaguar Racing steht unter Druck. Vor allen Dingen Eddie Irvine, Ende 1999 von Ferrari zu den Raubkatzen mit großen Hoffnungen gewechselt, erwartet einiges. Im Rahmen der Vorstellung seines neuen Boliden erklärte der allgemein als offen und direkt seine Meinung äußernde Nordire, dass der R3 der erste richtige Jaguar sei. Welche Erwartungen der 36-Jährige an sein neues Dienstgefährt und die Saison 2002 knüpft, was er für Ziele hat, erfahren Sie im nachfolgenden Interview.

Titel-Bild zur News: Eddie Irvine

Irvine hofft, dass dem Team mit dem R3 ein gutes Auto gelungen ist

Frage: "Eddie, welche grundlegenden Erwartungen hast für diese Saison?"
Eddie Irvine: "Wir müssen in der Startaufstellung nach vorne kommen. Wenn wir nicht daran glauben würden dies schaffen zu können, so bräuchten wir ehrlich gesagt gar nicht erst mit der Arbeit beginnen. Der R3 ist eine Kombination aus den Stärken des 2000er und 2001er-Autos, wovon eines in der Qualifikation seine Stärken hatte und das andere im Rennen. Wenn das neue Auto tatsächlich sowohl in der Qualifikation als auch im Rennen gut ist, dann haben wir gute Arbeit geleistet und werden eine Menge Punkte holen können. Ganz abgesehen von dem konservativem Design war die Zuverlässigkeit des letztjährigen Autos auch nicht gerade gut."

Frage: "Letzte Saison schient ihr vor allem in der Qualifikation große Probleme zu haben. Weißt du was genau die Ursache dafür war?"
Irvine: "Um ehrlich zu sein, nein, wir sind nicht hundert Prozent sicher was die Probleme in der Qualifikation verursachte. Wir verstehen das einfach nicht. Das neue Auto ist jedoch so konstruiert, dass es überall, in der Qualifikation als auch im Rennen, schneller sein sollte. Das war alles was wir tun konnten. Unser diesjähriges Auto ist leichter und generiert mehr Abtrieb, es ist effizienter und leistungsfähiger. Mit dem uns demnächst zur Verfügung stehenden Windtunnel haben wir dann bald auch all die Dinge zur Verfügung die man benötigt wenn man Leistungen abliefern will. Ich glaube aber nicht, dass wir in Melbourne groß beeindrucken können werden. Jedoch denke ich, dass wir mit diesem Auto weiter nach vorne in der Startaufstellung kommen und am Ende des Jahres mehr Punkte zu Buche stehen werden."

Frage: "Wenn du den R3 mit seinem Vorgänger vergleichst, wo genau sind dann die Unterschiede?"
Irvine: "Das Auto ähnelt dem Ferrari der Saison 1999. Es hat eine hohe Nase und das Heck wird besser liegen, was wir aus meinen Ferrari-Tagen wissen. Ich denke, dass wir in allen Bereichen den richtigen Weg eingeschlagen haben, allerdings müssen wir abwarten wie gut die anderen Teams gearbeitet haben. Vor dem ersten Rennen haben wir noch einige Arbeit zu erledigen. Der R3 ist der erste richtige Jaguar und ich glaube, dass er im Laufe besser und besser wird."

Frage: "Glaubst du, dass der frühe Zeitpunkt der Präsentation euch in Sachen Vorbereitungen auf Melbourne hilft?"
Irvine: "Wenn während der Testfahrten Probleme mit der Zuverlässigkeit des Autos zu Tage treten sollten und wir diese bis zum ersten Rennen in den Griff bekommen können dann ist das eine gute Sache, ja, aber wenn der Speed nicht da ist sieht die Geschichte ganz anders aus. Vielleicht wäre es besser gewesen noch ein wenig am Auto zu arbeiten und es später vorzustellen, jedoch kann man das nie wirklich wissen. Alles was ich dazu sagen kann ist, dass ein neues Team für dieses Auto verantwortlich war und dieses Team mit jedem Jahr das sie zusammenarbeiten besser wird. Ich denke, dass wir ein gutes Management haben was das Team nach vorn bringen wird."

Frage: "Was hältst du davon, dass dein Teamchef, Niki Lauda, sich selbst hinters Steuer setzen will?"
Irvine: "Nun, ich denke, dass es gut ist selbst einmal das Auto zu fahren und mitzubekommen wie es reagiert und was wir meinen wenn wir darüber sprechen."

Frage: "Was für eine Leistung erwartest du von Newcomer Toyota? Meinst du, dass sie eine Gefahr werden könnten?"
Irvine: "Ich habe da wirklich keine Ahnung. Wenn man sich anschaut was sie so für Mittel haben und bisher auf die Beine stellten, dann könnten sie schon eine große Gefahr für uns werden. Sie besitzen alles was man benötigt um ein Top-Team der Formel 1 zu sein, außer vielleicht das erfahrene Personal. Man kann annehmen, dass sie nicht das Tempo von McLaren oder Ferrari mitgehen können werden, jedoch haben sie ihren eigenen Windkanal und ich bin sicher, dass sie diesen Tag und Nacht benutzen werden. Ihr Entwicklungspotenzial wird also sehr groß sein und sie werden schnell Fortschritte mache."

Frage: "Zuletzt wurde öfters über dein mögliches Karriere-Ende gesprochen. Siehst du in dieser Saison ein Jahr entscheidendes Jahr was das anbelangt?"
Irvine: "Jedes Jahr ist entscheidend. Ich muss einfach Leistungen bringen und wenn ich dies tue werde ich bleiben, wenn nicht werde ich gehen. So funktioniert es in der Formel 1 nun einmal. Die Entscheidung liegt jedoch bei Niki. Wenn er denkt ich bin gut genug, so bleibe ich, denkt er das nicht, dann sind meine Tage bei Jaguar gezählt."