• 03.10.2009 06:04

  • von Dieter Rencken

Interview: US F1, Ferguson und Heidfelds Marktwert

US-F1-Sportchef Peter Windsor bestätigt die Verpflichtung von Bernard Ferguson und den Vertrag mit Cosworth und spricht über die Fahrerplanung

(Motorsport-Total.com) - Allen Unkenrufen zum Trotz schreiten bei US F1 die Planungen für die kommende Saison voran. Zwar werden Sportchef Peter Windsor und sein Partner Ken Anderson von manchen Herren im Fahrerlager gezielt in Verruf gebracht, aber davon lassen sie sich nicht irritieren, schließlich sind sie das einzige von allen neuen Teams, das schon seit Jahren am Formel-1-Einstieg arbeitet.

Titel-Bild zur News: Peter Windsor

Sportchef Peter Windsor versteht die Zweifel am US-F1-Projekt nicht

In einem exklusiven Interview mit 'Motorsport-Total.com' bestätigt Windsor nun, dass es ihm gelungen ist, den früheren Cosworth-Direktor Bernard Ferguson unter Vertrag zu nehmen. Außerdem wischt er Gerüchte vom Tisch, wonach US F1 den Cosworth-Motorenvertrag platzen lassen könnte, um zu Toyota zu wechseln. In Sachen Fahrermarkt kann der ehemalige Williams-Teammanager und Ferrari-Mitarbeiter hingegen noch keine Neuigkeiten vermelden.#w1#

Ferguson kommt zu US F1

Frage: "Peter, stimmt es, dass ihr Bernard Ferguson von Cosworth für US F1 verpflichtet habt?"
Peter Windsor: "Das stimmt. Ken und ich hatten vor einem Jahr mehrere Meetings mit Bernard, als wir lustigerweise noch dachten, dass der Cosworth-Motor ein toller Motor sein würde. Damals war ja Stand der Dinge, dass Cosworth unser exklusiver Partner werden soll. Wir gingen zu Bernard, um zu sehen, wo sie mit dem Motor stehen. Das war lange vor der ganzen Sache mit dem Ermutigen von neuen Teams, der Budgetobergrenze und so weiter - lange davor."

"Ken und ich haben damals das Team geplant und wir dachten: Das ist ein großartiger Motor - schauen wir mal, ob wir den bekommen können. Dann hatten wir einige Meetings mit Bernard. Das zeigt, wie intensiv wir uns mit Bernard - und nicht nur mit ihm - beschäftigt haben. Cosworth ist eine fantastische Firma. Wir sind sehr glücklich, dass Bernard frei verfügbar war und nun mit uns arbeiten wird. Für uns und unsere Liaison mit Cosworth ist das eine gute Nachricht."

"Wir hören, dass der Cosworth-Motor sehr gut sein wird." Peter Windsor

Frage: "Das deutet darauf hin, dass ihr zu eurem Vertrag mit Cosworth steht."
Windsor: "Absolut. Wir haben einen Vertrag. Wir hören, dass der Motor sehr gut sein wird, dass sie gute Arbeit leisten und viele Leute von anderen Firmen zurückgeholt haben. Ich bin schon gespannt darauf."

Frage: "Cosworth hat einen amerikanischen Eigentümer. Damit passen sie perfekt zu eurem Slogan 'Made in America', nicht wahr?"
Windsor: "Ja. Kevin Kalkhoven hat eine große Geschichte im Motorsport, besonders in Amerika. Die Tatsache, dass er Cosworth besitzt, ist interessant."

"Er kam uns vor einer Weile besuchen, als wir mit der ganzen Arbeit noch nicht fertig waren. Ich bin mir sicher, dass es für sie damals schwierig gewesen sein muss, zu verstehen, wie US F1 einmal sein wird. Ich freue mich schon darauf, sie wieder einzuladen und ihnen zu zeigen, was wir jetzt haben und wie gut ausgestattet unser Hauptquartier ist, in dem wir unser Formel-1-Auto designen."

Noch kein Fahrer unter Vertrag

Frage: "Hier in Suzuka herrscht rege Bewegung auf dem Fahrermarkt. Wie weit seid ihr in der Fahrerfrage?"
Windsor: "Wir sind aktiv, haben aber noch niemanden unter Vertrag genommen. Wir stehen nicht unter Druck, morgen schon jemanden verpflichten zu müssen - aus zwei Gründen: Erstens gibt es noch jede Menge gute Fahrer verschiedenster Art - erfahrene Piloten, die noch entschlossen sind, junge Piloten, die sehr viel Talent haben, junge Piloten, die talentiert sind und Budget mitbringen können. Da gibt es viele verschiedene Typen. Das ist der erste Grund."

"Die Auswirkungen des Fallouts sind noch nicht klar." Peter Windsor

"Zweitens ist schwierig abzusehen, wie sich der Fallout der Wirtschaftskrise auswirken wird, die die Formel 1 2009 überschattet hat. Viele der Wechselbewegungen, die wir gerade erleben - ob nun Fahrer oder Sponsoren -, sind Teil der bestehenden Formel-1-Industrie. Es gibt aber auch die neuen Teams, die ohne Geschichte in die Formel 1 kommen. Diesbezüglich sind die Auswirkungen des Fallouts noch nicht klar."

"Ich glaube nicht, dass irgendjemand weiß, ob 2010 zehn Prozent weniger Geld da sein wird, 20 Prozent, vielleicht sogar mehr - und die Fahrer wissen das auch nicht. Da müssen wir abwarten, wie viel ein talentierter und erfahrener Formel-1-Pilot heutzutage wert ist. Es würde mich zum Bespiel interessieren, welchen Marktwert Nick Heidfeld hätte, sollte er keinen Platz im neuen Sauber-Team bekommen. Das ist schwierig einzuschätzen."

Frage: "Es gibt unglaublich viele junge Fahrer, aber von denen ragen nur ganz wenige wirklich heraus, nicht wahr?"
Windsor: "Das stimmt. Ich bin ehrlich gesagt auch bestürzt über eine Aussage von Mark Webber. Ich mag Mark sehr, aber er hat kürzlich gesagt, dass die Formel 1 kein Trainingsgelände ist, keine Serie für Junge, die noch lernen müssen, sondern ein Schlachtfeld. Er sagt, wenn ein Fahrer in die Formel 1 kommt, kommt er zum Militär - und plötzlich wird er mit einem Gewehr in der Hand und mit Munition in den Krieg geschickt."

"Das ist eine furchterregende Aussage, finde ich. Es gibt vier neue Teams, also kommen möglicherweise bis zu acht neue Fahrer mit null Formel-1-Erfahrung. Es wird spannend, ein Qualifying in Monte Carlo mit 28 Autos und acht neuen Fahrern zu erleben. Das ist eine ganz neue Welt."