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Interview mit Pascal Vasselon (Michelin)
Michelins Manager des Formel-1-Engagements, Pascal Vasselon, spricht über die Herausforderungen der neuen Saison
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Pascal Vasselon, erzählen sie uns etwas über das Entwicklungsprogramm im Winter und die Testfahrten ..."
Pascal Vasselon: "Die Hauptaufgabe bestand darin, das Maximum aus unserem Reifensortiment herauszuholen, welches wir in der zweiten Hälfte 2002 eingeführt haben. Darauf hat sich unsere Entwicklung konzentriert und wir konnten einige gute Ergebnisse erzielen. Zur gleichen Zeit haben wir auch an zwei neuen Reifenkonstruktionen gearbeitet ? auch diese scheinen viel versprechend."

© Michelin
Pascal Vasselon (links) schätzt Michelin in diesem Jahr stärker ein
Frage: "Wie sieht es mit der Reifenauswahl aus?"
Vasselon: "Unser ganzes Entwicklungsprogramm geht mit unseren Partner-Teams in die gleiche Richtung, und wir haben ein gewinnbringendes Testprogramm aufgestellt. Es haben sich zwischen uns einige ermutigende Erkenntnisse ergeben, die es erlaubten, uns auf eine Auswahl von Reifen zu konzentrieren. Diese enthält eine ausgedehnte Bandbreite von Typen, von weich bis hart, und wir werden fünf verschiedene Reifentypen mit nach Melbourne bringen, auch wenn wir erwarten, dass einige unserer Partner mit den gleichen Mischungen fahren werden."
Frage: "Wie viele Informationen geben sie ihren Teams über ihre weiteren Partner?"
Vasselon: "Die Teams wissen nicht, welche Reifen die Konkurrenten gewählt haben. Auch wenn all unsere Partner sich in das Testprogramm einbringen, weil es in der Natur der diesjährigen Reifenauswahl liegt, so ist es während der Saison doch anders und eine Vertrauensbasis wird zu jedem Grand Prix garantiert."
Frage: "Was passiert wenn es regnet? Konnte Michelin hier einen Schritt nach vorne machen?"
Vasselon: "Wir haben auch einige positive Fortschritte in dieser Richtung gemacht. In diesem Jahr ist es wichtiger als je zuvor sicherzustellen, dass die Regenreifen gut funktionieren, weil man nur noch eine Mischung pro Rennen mitbringen darf. Wir mussten einen Reifen entwickeln, der jedem unserer Partner angenehm ist. Nur ein Typ eines Reifens kann nie die optimale Leistung in allen Situationen bringen, und die Nässe kann sehr verschieden sein. Dies ist keine glasklare Angelegenheit und bringt immer Kompromisse mit sich. Für Melbourne bringen wir einen Reifen mit, der konstruiert wurde, um in vielen Bedingungen gut zu funktionieren, von einer extrem feuchten Strecke bis hin zu einer abtrocknenden Fahrbahn. Es versteht sich von selbst, dass wir im Laufe der Saison verschiedene Regenreifen entwickeln werden, die optimal zu verschiedenen Strecken passen."
Frage: "Wie sieht die genaue Zuteilung der Reifen aus?"
Vasselon: "Jeder Fahrer bekommt zehn Sätze eines bestimmten Rillenreifentyps und sieben Sätze Regenreifen pro Wochenende. Teams, die am Freitag die Testmöglichkeit nutzen, bekommen dafür sechs Reifensätze pro Fahrer. Dadurch, dass sich die Auswahl der Regenreifentypen in diesem Jahr von drei auf eine reduziert hat, wird Michelin 1.200 Reifen zu jedem Grand Prix mitbringen."
Frage: "Wie weich getraut ihr euch die Reifen zu machen?"
Vasselon: "Wir wissen nicht, wie wichtig das Qualifying am Freitag werden wird. Wird es wichtig sein, dass man die schnellste Zeit setzt, um am Samstag der Letzte auf der Strecke zu sein? Es hängt von den einzelnen Strategien der Teams ab und davon, mit wie viel Benzin sie fahren, aber der weichste Reifen wird nicht unmittelbar der schnellste sein. Eine extraweiche Mischung könnte schon vor dem Ende der Qualifying-Runde abbauen, wenn das Auto viel Benzin an Board hat ? und das wird sich vor allem auf Strecken auswirken, welche die Reifen stark beanspruchen."
Frage: "Was sind eure Zeile für die Saison 2003?"
Vasselon: "Ich würde gerne sehen, dass diese Meisterschaft zu einer angenehmen Erfahrung wird. Das heißt, wir wollen Reifen haben, die Rennen gewinnen können. Seit Mitte der Saison 2002 verfolgen wir andere, längerfristigere Ziele. So konnten wir im Winter mit ein paar innovativen Lösungen glänzen und große Fortschritte erzielen. Diese Reifen sind das Resultat eines kontinuierlichen und erweiterten Entwicklungsprozesses. Sie basieren auf der Grundlage, die wir erstmals in der letzten Saison in Monza und Indianapolis eingesetzt haben. Die Regeländerung, dass Hersteller nun auf jeden Partner abgestimmte Reifen entwickeln dürfen, sollte kein Problem sein. Jeder wird sich über die Vorteile eines guten Formel-1-Reifens freuen."
Frage: "Was wäre ihrer Meinung nach der ideale Formel-1-Reifen?"
Vasselon: "Der beste Reifen ist der, der die meisten Vorteile aus den gültigen Regeln zieht. Die Regeln sind für alle gleich, und es ist aufregend, die Regeln für sich arbeiten zu lassen. Meiner Meinung nach ist der beste Reifen ein Produkt von exzellentem Wissen und Technologie. Es ist der Reifen, der sich genauso wie vorhergesagt verhält, der die Fähigkeiten seines Entwicklers offen legt. Bei den Rillenreifen musste Michelin ein neues Konzept erlernen. Die Rillen sind ein sehr guter Weg, die Haftung des Reifens zu vermindern, was ja auch der Sinn dieser Regel ist. Es ist nichts Unsinniges; es ist eine Schwierigkeit, mit der man umgehen muss. Es braucht etwas Zeit ein solches Konzept zu verstehen. Selbst ein Athlet, der das Potential besitzt, der Beste der Welt zu sein, kann sich nicht in sechs Monaten auf die Olympischen Spiele vorbereiten. Wir haben nun die Änderungen vorgenommen, welche die Rillen(reifen) benötigen, und wir sind bereit für den Kampf."
Frage: "Was ist die schönste Erinnerung in ihrer Karriere?"
Vasselon: "Der Gewinn des ITR Gold Cups (Internationale Rennen der DTM; Anm. d. Red.) 1994. Jörg van Ommen fuhr einen privaten Mercedes-Michelin and schnappte sich den Titel vor den großen offiziellen Teams, die mit einem anderen Reifenfabrikat fuhren. Teamwork, eine große Herausforderung und der Antrieb zu siegen ? das ist die Philosophie von Michelin in Kürze."

