• 04.04.2003 23:30

Interview mit Michael Schumacher

Der Ferrari-Star im Interview über das heutige Qualifying, das Rennen am Sonntag, den neuen Ferrari und die neuen Regeln

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Das Verbot der Fahrhilfen wurde auf nächstes Jahr verlegt. Was sagst du dazu?"
Michael Schumacher: "Ich finde es großartig."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher wirkte auch heute überaus selbstsicher

Frage: "Du hast nach dem heutigen Training nach einem zweiten Regenreifen-Typ gefordert. Was werden die Teamchefs dazu sagen?"
Schumacher: "Ich hoffe, dass sie das auch unterstützen werden. Von unserer Seite her ist das so. Nach dem heutigen Training werden diejenigen, die damals dafür gestimmt haben, nur noch einen Regenreifen einzusetzen, sicher die Komplikationen dieser Entscheidung verstehen und ihre Meinung dazu ändern."

Frage: "Du warst im Qualifying relativ früh dran. Wie waren da die Bedingungen?"
Schumacher: "Ich denke, sie haben ein bisschen variiert. Vielleicht wäre es nicht ganz richtig zu behaupten, dass ich den schlimmsten Regen hatte, aber es gab sicher trockenere und ein bisschen nassere Phasen. Es war aber noch akzeptabel zu fahren, denn heute Morgen waren die Bedingungen am Ende des Trainings viel schlimmer."

"Es war nur Aquaplaning ? schon ist man weg"

Frage: "Du hast dich einmal gedreht. Hast du da das Limit gesucht?"
Schumacher: "Nein, es war nur Aquaplaning ? schon ist man weg."

Frage: "Es war also viel Wasser an der Stelle..."
Schumacher: "Ich denke, es gab zwei Gründe. Zuerst einmal war da Wasser ? genug, um mich in den Dreher zu zwingen, und dann auch diese Werbepause, denn deswegen fuhr vor mir kein anderes Auto auf der Strecke, also war es komplett nass und das hat es noch schwieriger gemacht."

Frage: "Es gibt Gerüchte, dass ihr in Imola schon einen neuen Ferrari einsatzbereit haben könntet. Wie ist der Stand der Dinge?"
Schumacher: "Wir werden versuchen, zwei oder sogar drei einsetzen zu können."

Frage: "Wie dringend braucht ihr dieses Auto?"
Schumacher: "Natürlich würde ich lieben, damit zu fahren. Wenn man ein neues Auto hat, weiß man, dass es schneller als das alte ist. Andererseits glaube ich aber, dass wir mit dem F2002 ein Auto haben, das noch immer Rennen gewinnen kann. Wir waren schnell in Australien, vielleicht nicht in Malaysia, aber jetzt werden wir sehen."

"Manchmal ist sogar das Safety-Car zu schnell"

Frage: "Wir sollte am Sonntag vorgegangen werden, wenn es noch einmal solche Bedingungen gibt? Dann steht die Formel 1 ja wegen des Fernsehens unter Beobachtung."
Schumacher: "Es wird so laufen wie in Magny-Cours vor ein paar Jahren. Damals hatten wir auch katastrophale Bedingungen, aber wenigstens noch richtige Regenreifen. Wenn der Regen zu stark wird, muss das Safety-Car rausgeschickt werden ? ob es jetzt am Anfang, in der Mitte oder am Ende des Rennens ist. Manchmal ist bei solchen Bedingungen ja sogar das Safety-Car zu schnell für uns."

Frage: "Findest du es fair, dass bei einer strittigen Wettersituation am Sonntag die Rennleitung entscheiden wird, aber ihr Fahrer eigentlich die Risiken zu tragen habt?"
Schumacher: "Solange die Leute, die die Entscheidungen treffen, unsere Meinung berücksichtigen, ist das okay so. Wir haben ja auch das Fahrerbriefing, in dem wir uns mit den Stewards absprechen werden. In letzter Zeit hatten wir immer Mitspracherecht. Verglichen vor der früheren Situation ist das ein gewaltiger Fortschritt."

Frage: "Wie groß wäre der Unterschied gewesen, wenn doch echte Regenreifen zur Verfügung gestanden wären?"
Schumacher: "Am Vormittag hat es so stark geregnet, da glaube ich ehrlich gesagt nicht, dass uns andere Reifen wirklich geholfen hätten."

Schumacher würde gerne mehr an Details arbeiten

Frage: "Kannst du uns erklären, wie sich die Vorgehensweise deines Teams mit dem neuen Format geändert hat?"
Schumacher: "Es hat sich einiges geändert, weil man jetzt schon am Samstag entscheiden muss, wie man im Qualifying ein gutes Setup haben kann und gleichzeitig aber auch eine vernünftige Pace im Rennen. Das Setup ist eine komplizierte Sache, zumindest das Renn-Setup. Die Elektronik kann man immer noch verändern, aber die Zeit für so etwas in sehr limitiert. Grundsätzlich muss nach dem Qualifying alles stehen. Damit hat man einen ganzen Tag weniger zur Verfügung als früher."

Frage: "Die Teamchefs treffen sich nächste Woche, um die neuen Regeln zu debattieren. Wenn du eine aussuchen könntest, die verändert werden sollte, welche wäre das?"
Schumacher: "Mehr Zeit für die Arbeit am Auto zu haben. Damit meine ich auch, dass man nach dem Qualifying Zeit haben sollte, um das Auto auf das Rennen vorzubereiten. Man sollte sich wieder detaillierter auf Qualifying und Rennen konzentrieren können. Früher war das immer eine großartige Herausforderung, aber jetzt ist das nicht mehr so sehr der Fall."

Frage: "Hast du das Gefühl, dass du jetzt an einem Wochenende weniger Spaß hast?"
Schumacher: "Ich würde nicht sagen, dass der Spaß darunter leidet, aber ich habe die Arbeit mit den Ingenieuren und das Einstellen der Details immer sehr gerne gehabt. Ich rede nicht von Qualifying-Motoren und solchen Dingen, das kann man leicht stoppen, aber es gehört einfach dazu, Federn, Dämpfer und Flügel maximieren zu können. Mir geht das sehr ab, aber andererseits ist es für alle gleich. Es macht mir aber noch immer großen Spaß, was wir hier machen."