• 13.05.2003 14:12

Interview: Michelin mit weichen Pneus am A1-Ring

Michelins Formel-1-Projektmanager Pascal Vasselon analysiert den A1-Ring im Interview aus Sicht eines Reifenherstellers

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Pascal, welche Reifen werdet ihr nach Österreich bringen?"
Pascal Vasselon: "Unsere Partnerteams haben vier verschiedene Trockenreifen für den Grand Prix von Österreich ausgesucht. Die neue Konstruktion, die von einigen Fahrern in Spanien ausprobiert wurde, konnte bei den letzten Tests weiter evaluiert werden und wird dieses Mal auf allen Autos sein."

Titel-Bild zur News: Vasselon, Dupasquier und Head

Vasselon (links) weiß, dass am A1-Ring eher weichere Mischungen nötig sind

Frage: "Der Reifenverschleiß ist in Barcelona sehr hoch, am A1-Ring hingegen sehr gering. Warum?"
Vasselon: "Je kleiner die Auflagefläche eines Reifens auf dem Asphalt ist, desto größer die Belastung. Der A1-Ring ist weniger hart zu den Reifen als Barcelona, weil es weniger langgezogene High-Speed-Kurven gibt und weil die Reifen auf dem sehr glatten und kaum scheuernden Asphalt eine höhere Auflagefläche haben. Daher stammen unsere Reifen für dieses Wochenende aus dem weicheren Bereich unseres Sortiments."

Frage: "Wie lange würde ein Satz eines Reifentyps für Barcelona in Österreich halten?"
Vasselon: "Man könnte damit ein paar Grand-Prix-Distanzen am Stück abspulen, muss gleichzeitig aber wissen, dass es einige Runden dauern würde, bis die Reifen auf Betriebstemperatur kämen."

Frage: "Wie kann man mit den Reifen auf die Streckencharakteristik eingehen?"
Vasselon: "Um die Performance der Reifen in Österreich zu optimieren, muss man einen Kompromiss eingehen. Die Strecke beinhaltet eine Vielfalt an unterschiedlichen Herausforderungen und die verschiedenen Kurventypen stellen ihre eigenen Bedürfnisse. Der erste Teil der Runde besteht aus kurzen Geraden und langsamen Kurven, auf denen weiche Mischungen vorteilhafter sind, aber der Rest der Runde ist schneller und bedarf etwas Härterem. Das Schwierigste ist der Brückenschlag zwischen den konträren Anforderungen extremer Fliehkräfte in den Kurven und den weniger verschleißenden, schnellen Teilen der Strecke. Insgesamt geht die Tendenz also schon zu weicheren Reifen, die allerdings auch für die anspruchsvolleren Passagen geeignet sein müssen."

Frage: "Wie sieht es mit der Boxenstrategie aus?"
Vasselon: "Mit 25 bis 30 Sekunden sind Boxenstopps in Österreich nicht allzu zeitraubend. Daher kann es gut sein, dass einige Teams wie in Barcelona auf drei Stopps gehen werden."