• 07.07.2009 21:29

Interview: Die Deutschen vor dem Heimrennen

Sebastian Vettel, Nico Rosberg, Timo Glock, Nick Heidfeld und Adrian Sutil sprechen über das bevorstehende Rennen auf dem Nürburgring

(Motorsport-Total.com/SID) - Für 61,33 Prozent der deutschsprachigen Formel-1-Fans ist Sebastian Vettel 2009 der fahrerisch stärkste Deutsche in der Formel 1, wie eine 'Motorsport-Total.com'-Umfrage mit über 4.000 abgegebenen Stimmen ergeben hat. Immerhin 19,67 Prozent sehen Nico Rosberg als deutsche Nummer eins, während Adrian Sutil (8,37), Timo Glock (5,90) und Nick Heidfeld (4,73) nur auf einstellige Werte kommen.

Titel-Bild zur News: Timo Glock, Sebastian Vettel, Nico Rosberg, Nick Heidfeld, Adrian Sutil

Gleich fünf Deutsche gehen dieses Jahr auf dem Nürburgring an den Start

Am kommenden Wochenende wird das deutsche Formel-1-Quintett auf dem Nürburgring seinen Heim-Grand-Prix bestreiten. Realistische Siegchancen hat nur Vettel, der als frischgebackener Silverstone-Triumphator in die Eifel kommt. Für Rosberg und Glock könnte es unter Umständen um einen Podestplatz gehen, während Heidfeld und Sutil derzeit um ihre Zukunft in der Königsklasse fahren. So oder so: Die Vorfreude ist bei allen gleich groß...#w1#

Lust oder Last?

Frage: "Ist das Heimspiel auf dem Nürburgring eher Lust wegen der größeren Unterstützung oder eher Last wegen des größeren Rummels?"

Sebastian Vettel: "Als Last wegen des Rummels sehe ich den Heim-Grand-Prix keineswegs. Ich würde sagen, es ist wie im Fußball, wenn man ein Heimspiel hat. Man gibt immer 100 Prozent, aber die Motivation ist bei einem Heim-Grand-Prix noch einmal größer, weil man sich einfach zu Hause immer besonders wohl fühlt."

Nico Rosberg: "Ich genieße es wirklich, zum Nürburgring zu kommen, denn es ist nett, so viele Leute zu haben, die einen unterstützen. Außerdem ist die Strecke klasse zu fahren. Es werden viele alte Freunde und meine Familie da sein, um zu schauen."

"Es werden viele alte Freunde und meine Familie da sein, um zu schauen." Nico Rosberg

Timo Glock: "Definitiv eher Lust. Die Unterstützung der Fans ist fantastisch und gibt einem enormen Rückhalt. Ich habe vor Ort viele Personen, die mir persönlich sehr wichtig sind. Daher freue ich mich sehr auf den Nürburgring."

Nick Heidfeld: "Auf jeden Fall eher Lust. Ich genieße diese Unterstützung von den Fans. Zu meinem Heimrennen kommen auch immer besonders viele Fanclubmitglieder. Das ist eine extra Portion Motivation."

Adrian Sutil: "Es macht immer großen Spaß, auf heimischem Boden ein Rennen zu fahren. Der Nürburgring ist eine super Rennstrecke mit sehr langer Tradition. Die Unterstützung der deutschen Fans ist klasse und sollte meinem Team und mir einen extra Schub geben."

Erinnerungen an die Premieren

Frage: "Könnt ihr euch noch an euer erstes Rennen auf dem Nürburgring erinnern?"

Vettel: "Das war 2003 in der Formel BMW."

Rosberg: "Mein erstes Rennen auf dem Nürburgring war 2002 in der Formel BMW. Ich bin Dritter geworden und am Tag danach habe ich gewonnen."

Glock: "Mein erstes Rennen auf dem Nürburgring war im Jahr 2000 mit dem BMW-ADAC-Formel-Junior-Cup. Dieses Rennen war sehr erfolgreich für mich und ich habe am Ende auf dem Podium gestanden. Schauen wir mal, ob ich dieses Jahr daran anknüpfen kann."

"Mein erstes Rennen auf dem Nürburgring war im Jahr 2000." Timo Glock

Heidfeld: "Ja, das war 1994 mit der Formel Ford und das Rennen habe ich gewonnen."

Sutil: "Das war in der Formel BMW im Rahmen der Formel 1 2003. Es war das erste Mal, dass ich ein Formel-1-Auto live gesehen habe - und es ging mir unter die Haut."

Von Fahrrädern und Karts

Frage: "Habt ihr irgendeine besonders schöne oder eine besonders schlechte Erinnerung an den Ring?"

Vettel: "Ich bin schon mit dem Kart über die Nordschleife gefahren. Der Nürburgring ist eine schöne Strecke, eine der besten überhaupt. Es geht auf und ab, es gibt sehr viele schnelle Kurven und es macht Spaß, dort zu fahren. Eine schlechte Erinnerung habe ich auch: Ich fuhr mit dem PKW um die Nordschleife und habe die Bremsen total unterschätzt und sie überhitzen lassen. Als ich nach circa einer halben Runde auf die Bremse trat, verzögerte das Auto nicht. Ich habe versucht, mit dem Motor runterzubremsen und habe Glück gehabt, dass ich früh genug gebremst habe, ansonsten wäre es in die Hose gegangen. Der Schreck saß mir für eine Sekunde in den Gliedern."

Rosberg: "Meine schönste Erinnerung ist, dass ich während eines Grand-Prix-Wochenendes das Formel BMW Rennen gewonnen habe. Das war ganz speziell, weil es sehr wichtig ist, vor den Leuten, die in der Formel 1 arbeiten, so schnell wie möglich einen guten Eindruck zu machen. Meine schlimmste Erfahrung war der Ausrutscher im Monsun im Formel-1-Rennen 2007. Es war verrückt, wie viel Wasser runter kam und wie schnell. Darüber hinaus bin ich vor etwa 15 Jahren einmal mit meinem Vater in einem Opel Calibra Turbo über die Nordschleife gefahren. Ein Freund von ihm hat auf dem Rücksitz gesessen. Mein Dad kannte die Strecke gut und ist Vollgas gefahren. Es war lustig, denn dieser Freund hat gebrüllt und geschrieen, weil er so geschockt war."

Glock: "Ich habe da einen super Vergleich: Unsere schlechteste Performance mit BCN in der GP2, wo wir nur im Mittelfeld gehangen haben, und zum Vergleich dazu ein Jahr später ein Riesenhighlight mit iSport ebenfalls in der GP2, wo meine Karriere eine positive Wendung genommen hat."

Heidfeld: "Ich verbinde viele schöne Erinnerungen mit dem Nürburgring. Schon als Kind war ich häufig mit meinen Eltern dort. Wir sind im Winter auf der Hohen Acht Schlitten gefahren, ich habe am Nürburgring Fahrradfahren gelernt. In der der Formel 1 war mein bestes Nürburgring-Ergebnis 2005: Ich bin habe die Pole-Position geholt und bin im Rennen Zweiter geworden. Die Nordschleife ist für mich die sensationellste Rennstrecke der Welt. Im April 2007 bin ich dort mit unserem Formel 1 gefahren. Das war einfach genial! Dieses Erlebnis ragt unter allen Erinnerungen, die ich mit dem Ring verbinde, heraus."

"Wir sind im Winter auf der Hohen Acht Schlitten gefahren." Nick Heidfeld

Sutil: "Auf dem Nürburgring habe ich meinen ersten Lizenzlehrgang gemacht. Später musste ich meinen Manager Manfred Zimmermann dort bei einem Test in einem Formel Renault überzeugen, mich zu unterstützen, was ich auch geschafft habe. 2005 habe ich am Ring das Rennen der Formel-3-Euroserie gewonnen, 2006 mein erstes Freies Training in der Formel 1 absolviert. Ich verbinde mit dem Ring nur gute Erinnerungen."

Die bisherige Saisonbilanz

Frage: "Wie seid ihr mit eurer bisherigen Saison zufrieden und was muss sich noch verbessern?"

Vettel: "Red Bull Racing ist ein tolles Team mit einem tollen Auto. Wir behaupten uns mehr und mehr vorne und müssen versuchen, so schnell und weit wie möglich an Brawn heranzukommen. In der Fabrik und an der Strecke wird hart gearbeitet, der letzte Schritt wird hart, aber wir werden alles daran setzen, in den letzen Rennen so oft wie möglich zu gewinnen."

Rosberg: "Es ist schön zu sehen, dass wir nach ein paar nicht so guten Jahren in dieser Saison besser entwickeln als Teams wie Ferrari. Wir sind Fünfter in der WM und sollten auch die Teams vor uns angreifen können, wenn wir ein paar gute Rennen haben. Das Team macht einen guten Job und es gibt keinen Grund, warum wir auf diesem Weg nicht weitermachen und nicht bald auch einmal auf dem Podium stehen sollten. Abgesehen vielleicht von Red Bull haben wir in den letzten Rennen die größten Fortschritte gemacht."

Glock: "Insgesamt bin ich zufrieden. Wir sind Dritter in der Konstrukteurswertung, insofern ist es bislang eine ziemlich gute Saison. Natürlich wäre ich gerne öfter auf dem Treppchen gestanden. Ich habe mein Podium in Malaysia sehr genossen und es war genial, beim Rennen in Bahrain vorweg zufahren. Das Auto ist stark, aber wir müssen es noch weiter verbessern, damit wir bald wieder auf dem Podium stehen. Ich weiß, dass das Team sehr hart daran arbeitet, und ich glaube an uns."

Sutil: "Ich bin ganz zufrieden mit der Saison, die Mannschaft in Silverstone entwickelt gut und schnell und schafft permanente Verbesserungen. Die letzten zwei Rennen konnte ich das zweite Qualifying erreichen, was für das ganze Team ein großer Erfolg war. Die Basis des Autos stimmt, und es ist ermutigend zu sehen, dass wir immer näher rankommen. Jetzt fehlen uns nur noch die ersten Punkte."

"Jetzt fehlen uns nur noch die ersten Punkte." Adrian Sutil

Heidfeld: "Die Halbzeitbilanz sieht bei uns natürlich nicht sehr positiv aus. Vor allem gemessen daran, was wir uns vor der Saison vorgenommen hatten. Ich hoffe natürlich, dass wir uns noch steigern. Die Entwicklungsgeschwindigkeit wurde erhöht, es kommen noch einige technische Neuerungen. Positiv ist, dass ich die Probleme, die ich selbst im vergangenen Jahr in den Qualifyings hatte, gelöst habe."