• 06.07.2009 16:13

Kafitz: "Man redet wieder über die Formel 1"

Nürburgring-Geschäftsführer Walter Kafitz im Interview über die Einigung zwischen FIA und FOTA, den Ticketverkauf und Youngster Sebastian Vettel

(Motorsport-Total.com/SID) - An diesem Wochenende beherbergt der Nürburgring wieder einmal die Formel 1. Aufgrund der Rennstrecken-Rotation mit dem Hockenheimring ist dies der erste Besuch des WM-Zirkus' seit 2007, als starke Niederschläge das Formel-1-Feld regelrecht vom Kurs spülten. In diesem Jahr soll hingegen vor allem Sebastian Vettel für Furore sorgen. Nürburgring-Geschäftsführer Walter Kafitz hält große Stücke auf den Red-Bull-Fahrer, wie er im Interview vor dem Grand Prix erläuterte.

Titel-Bild zur News: Walter Kafitz

Walter Kafitz ist schon sehr gespannt, was Sebastian Vettel am Ring zeigen kann

Frage: "Herr Kafitz, über die Zukunft der Formel 1 ist in den vergangenen Monaten zwischen dem Automobil-Weltverband FIA und den Teams viel gestritten worden. Wie haben Sie den Streit verfolgt, und wie zufrieden sind Sie mit der jetzt offenbar erreichten Lösung?"
Walter Kafitz: "Sehr zufrieden. Ich habe das mit Entsetzen verfolgt, denn man war drauf und dran, eine Super-Serie, die den Motorsport auf höchstem Niveau präsentiert, zu zerstören, obwohl beide Seiten das Gleiche wollten. Das habe ich nicht verstanden. Beide Seiten wollen Kosten sparen, was in der heutigen Zeit auch dringend nötig ist. Aber über den Weg war man uneinig. Deswegen war ich froh, dass sich die Vernunft am Ende durchgesetzt hat und die Formel 1 uns erhalten bleibt."#w1#

Frage: "Haben Sie auch die Hoffnung, dass die Formel 1, wie es jetzt geplant ist, billiger wird, auch für Sie als Veranstalter?"
Kafitz: "Die Hoffnung habe ich auf jeden Fall. Es ist eine Frage des Zeitraumes und hängt von Angebot und Nachfrage ab. Die Formel 1 ist momentan dabei, zu teuer zu werden. Und nur in Asien und im Nahen Osten zu fahren, geht mit Sicherheit auch nicht."

Frage: "Das Ziel für eine mögliche Vertragsverlängerung über 2011 hinaus wäre aber Formel 1 möglichst in jedem Jahr und zu finanzierbaren Kosten, oder?"
Kafitz: "Es hängt wirklich von Angebot und Nachfrage ab. Man darf nicht vergessen, dass da eine Investmentfirma in der Formel 1 drinsteckt, die mit Sicherheit das Geld, das sie bezahlt hat, am Kapitalmarkt aufgenommen hat. Daher ist ein gewisser Erfolgszwang da. Solange eine Nachfrage da ist, gibt es eigentlich - man muss sagen: leider - keinen Grund, die Preise zu senken. Aber ich kann mir vorstellen, dass es auf Dauer nicht so weitergeht."

"Sebastian Vettel ist ein Geschenk für uns." Walter Kafitz

Frage: "Wie ist die Ticketnachfrage für das Rennen am Sonntag, seit Sebastian Vettel um Siege mitfährt?"
Kafitz: "Sebastian Vettel ist ein Geschenk für uns. Ein so gewinnender Typ, auch vom Charakter. Er hat seine Zukunft noch vor sich. Aber es ist nicht so, dass ein Boom ausgebrochen ist. Der Tickerverkauf ist auf dem Niveau von 2007 - trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage. Es hat aber keine Nachfrage-Explosion gegeben."

Frage: "Wie wichtig ist ein deutscher Siegfahrer?"
Kafitz: "Unheimlich wichtig. Zumindest in Deutschland redet man ja wieder über die Formel 1. Es ist spannend geworden. Einer der fünf deutschen Fahrer hat die Chance, Weltmeister zu werden. Das spricht alles dafür, dass das Interesse an der Formel 1 hoch bleibt. Und wenn ein Nico Rosberg oder ein Adrian Sutil, die schnell und jung sind und einen tollen Charakter haben, vielleicht mal schnellere Autos bekommen, dann wird es noch interessanter."

Frage: "Ist Sebastian Vettel in der Lage, vielleicht mal ein Idol zu werden wie Michael Schumacher?"
Kafitz: "Ich denke schon. Er hat alle Ansätze. Er ist schnell, er ist geistreich, er ist humorvoll, schlagfertig. Das sind alles Eigenschaften, die dafür sprechen. Er kann natürlich nicht mehr wie Michael Schumacher quasi aus dem Nichts die Formel 1 in Deutschland wieder ins Schlaglicht setzen. Dazu haben wir uns schon seit Jahren an die großen Erfolge von Deutschen in der Formel 1 gewöhnt."

Frage: "Michael Schumacher hat seine 'eigene' Kurve am Ring und ist eng mit der Erfolgsgeschichte der vergangenen beiden Jahrzehnte verbunden. Wird er zur Eröffnung des neuen Nürburgrings kommen?"
Kafitz: "Bei der offiziellen Eröffnung am 9. Juli wird er nicht hier sein. Aber ich gehe mal davon aus, dass er am Wochenende kommen wird."