• 14.09.2004 14:42

Interview: Der Job des Systemingenieurs bei Jaguar

Will Courtenay war bis vergangenes Jahr nur einer von vielen Fans, heute ist er fester Bestandteil des Jaguar-Formel-1-Teams

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Will, welche Aufgaben beinhaltet dein Job als Systemingenieur bei Jaguar?"
Will Courtenay: "Als Systemingenieur kümmere ich mich um alle elektronischen Komponenten am Fahrzeug. Man kann meine Aufgaben grundsätzlich in zwei Bereiche unterteilen. Erstens konfiguriere ich die entsprechenden Systeme abhängig von den Einstellungen für jeden Grand Prix. Das beinhaltet zum Beispiel, welche Sensoren wo am Auto angebracht werden, wie die Telemetrie eingestellt wird und andere Dinge, die speziell mit der jeweiligen Strecke zusammenhängen. Zweitens liefert das Auto, wenn es auf der Strecke fährt, in Echtzeit verschiedene Daten von den einzelnen Sensoren. Ich beobachte diese Daten und achte darauf, dass alles reibungslos funktioniert und es keine Probleme gibt, die man bereinigen müsste. Gibt es doch Probleme, melde ich das dem Renningenieur, und wenn das Auto zurück an die Garage kommt, helfe ich bei der Ursachenforschung. Natürlich ist das großteils ein Software-Job, der aber auch direkte Arbeit am Auto beinhaltet."

Titel-Bild zur News: Jaguar-Mechaniker

Teil eines Rennteams zu sein, ist anstrengend, aber auch sehr aufregend

Frage: "Bist du bei allen Rennen dabei?"
Courtenay: "Ja, ich reise zu all den Rennen und in etwa zur Hälfte der Tests, es ist also ein stressiger Job. Ich arbeite seit Oktober 2003 für Jaguar - das ist also meine erste Saison mit dem Team und meine erste in der Formel 1. Daher war bisher jedes Rennen eine neue Erfahrung für mich."#w1#

Frage: "Wie bist du zu dem Job gekommen?"
Courtenay: "Ich habe auf der 'Autosport'-Website gesehen, dass Jaguar einen Ingenieurs-Job ausgeschrieben hatte, allerdings für die Fabrik in England, und habe mich beworben. Leider kam meine Bewerbung zu spät und der Posten war bereits vergeben, aber ich wurde stattdessen gefragt, ob ich als Systemingenieur anfangen möchte. Das war eine nette Überraschung, weil ich zu den Rennen fahren kann anstatt nur in der Fabrik zu arbeiten."

Frage: "Was hast du gemacht, bevor du zu Jaguar gestoßen bist?"
Courtenay: "Ich habe meinen Magister im Ingenieurswesen in Cambridge gemacht und habe dann ein Jahr lang in der Automobilindustrie gearbeitet. Dabei war ich sechs Monate in Großbritannien und sechs Monate in Deutschland. Allerdings sind andere Systemingenieure bei Jaguar eher aus technischeren Bereichen wie der Luftfahrtindustrie gekommen, weniger über die Route mit der Universität."

Frage: "Was ist das Beste daran, in der Formel 1 zu arbeiten?"
Courtenay: "Die Formel 1 ist ein wahnsinnig aufregendes Geschäft. Die Autos werden ständig weiterentwickelt, es ist also alles viel dynamischer als in der Automobilindustrie. Man arbeitet sicher nicht jahrelang am selben Projekt. Außerdem ist es eine aufregende Erfahrung, rund um die Welt zu reisen. Man hat zwar in der Regel an den verschiedenen Orten nicht viel Zeit, aber ab und zu kann ich kurze Ferien einlegen. Zum Beispiel haben wir dieses Jahr eine Woche Urlaub in Sidney gemacht in der Zeit zwischen Australien und Malaysia. Das war fantastisch."

Frage: "Warst du schon ein Formel-1-Fan, bevor du den Job angenommen hast?"
Courtenay: "Absolut. Ich wollte schon immer in der Formel 1 arbeiten, seit ich als Kind Damon Hill und Nigel Mansell fahren gesehen habe. Jetzt macht es mir Spaß, selbst an der Strecke zu sein und mit den Fahrern zu arbeiten, die ich bisher nur aus dem Fernsehen kannte."