• 26.10.2012 14:42

  • von Armin Gastl

Indien: Große Zukunft in der Formel 1?

Die Formel 1 erfährt im wichtigen Markt Indien viel Unterstützung - Bernie Ecclestone träumt sogar schon von zwei Rennen im "Land der Tiger"

(Motorsport-Total.com) - Indien gilt als wichtiger Wachstumsmarkt und ist somit für die Formel 1 hoch attraktiv. 1,2 Milliarden Menschen leben in der Republik, die aus 28 Bundesstaaten besteht. Es ist die größte Demokratie der Welt, gleichzeitig ein reizvoller Business-Spielplatz. Der Absatz von Automobilen ist in den vergangenen Jahren zwar nur im einstelligen Bereich, aber immerhin in konstanter Manier angestiegen. Branchenkenner erwarten in den kommenden Jahren einen regelrechten Boom.

Titel-Bild zur News:

Die Formel 1 gastierte im Oktober 2011 erstmals auf dem Kurs in Indien Zoom

"Bereits im Jahr 2013 kann der PKW-Markt Indien mit 3,3 Millionen Einheiten ein höheres Volumen aufweisen als der deutsche PKW-Markt. Und bis Ende des Jahrzehnts wird sich der Automobilabsatz in Indien auf über 5 Millionen Einheiten verdoppeln", so die Einschätzung von Klaus Bräunig, dem Geschäftsführer des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Es hat einen guten Grund, warum die Formel 1 seit 2011 in Noida gastiert.

Rund 60 Prozent der 1,2 Milliarden Inder sind unter 30 Jahre alt, hierin steckt großes Absatzpotenzial für die Zukunft. Das hat auch Bernie Ecclestone erkannt, der sich sogar ein zweites Rennen in Indien vorstellen kann. "Derzeit haben wir zu viele Kandidaten, die in den Kalender aufgenommen werden möchten, aber vielleicht in vier oder fünf Jahren könnte es soweit sein", meint der Formel-1-Boss gegenüber 'Reuters'. Klartext: Zuerst Russland, Mexiko und Thailand, danach ein zweites Indien-Rennen.

Der zukünftige Grand Prix wird aus Sicht von indischen Beobachtern in der Nähe der Bollywood-Metropole Mumbai ausgetragen werden. Ecclestone sieht dies nicht so. Der Brite plant eher in anderen Regionen, nennt aber keine Details. Europäische Branchenkenner würden einen Grand Prix in südlichen Regionen bevorzugen: Das Forschungszentrum Bangalore oder die 4,7-Millionen-Einwohner-Küstenstadt Chennai werden als Kandidaten genannt.

Voraussetzung für ein zweites Indien-Rennen ist eine erhöhte Akzeptanz der Formel 1 in der riesigen Nation. Erste Signale sind erkennbar. Im Gegensatz zu Südkorea, wo man die Königsklasse als Gast am Rande empfängt und nach dem Last-Minute-Rennen 2011 an der Streckenbaustelle kaum noch etwas veränderte, arbeiteten die Inder an weiteren Verbesserungen ihrer Anlage. "Es gab da noch sehr viel zu tun, die Liste war sehr lang. Sie haben im Vergleich zu vor zwölf Monaten sehr viel getan", meint McLaren-Sportdirektor Sam Michael.

Tickets teuer: Einige Fans beobachten die Rennaction vom Dach ihres Transporters Zoom

"Vor zwei Monaten wurden wir informiert, was alles getan wurde - es wurde alles umgesetzt. Vor einem Jahr gab es ein paar Schauergeschichten, aber alles sieht ziemlich gut aus", sagt der Australier. Die Formel-1-Macher zeigen im Land der Tiger also den nötigen Biss. Man hat sich den Respekt von Ecclestone erarbeitet und somit nun gute Chancen auf eine goldene Zukunft im Grand-Prix-Kalender.

"Wenn man Indien, China und Indonesien hernimmt, dann macht das mehr als die Hälfte der gesamten Weltbevölkerung aus. Wenn man also eine Weltmeisterschaft durchführt, dann muss man diese Länder bedienen", sagt Ex-FIA-Boss Max Mosley gegenüber 'Sky Sports F1'. "Die Tatsache, dass die Menschen in Indien und auch immer noch in China sehr arm sind, ist unglücklich. Aber das schließt ein Formel-1-Rennen nicht aus."

Im Gegenteil sogar: Die Formel 1 kann ihre Auftritte in Indien als Aufbauhilfe verkaufen. Der Tenor: Die Königsklasse bringt ausländische Gäste und somit Geld ins Land. "Ich frage mich, ob dieser Geldbetrag sich auch nur annähernd in der Größenordnung von dem bewegt, was Bernie dabei herauskriegt", schmunzelt Mosley angesichts solcher Aussagen. "Aber das ist eine andere Geschichte."