In der McLaren-Krise: Was die Weltmeister bei der Stange hält

Trotz anhaltender Unterlegenheit herrscht bei McLaren gute Laune - Fernando Alonso und Jenson Button erklären, was ihre Ansprüche pausieren lässt

(Motorsport-Total.com) - Ein zweimaliger Weltmeister mit 236 Rennen Erfahrung, 32 Siegen und einen berüchtigtem Gewinnergen, sowie ein britischer Champion, der bereits 268 Grands Prix gefahren ist, 15 Siege davon getragen hat und weiß, wie sich Erfolg anfühlt - McLaren ist mit zwei anspruchsvollen Piloten in die Formel-1-Saison 2015 gestartet. Und obwohl der MP4-30 mit der neuen Honda-Antriebseinheit den Ansprüchen von Fernando Alonso und Jenson Button noch bei Weitem nicht genügen kann, herrscht gute Laune im gesamten Team. Aber wie schafft man in Woking nur, seine Top-Fahrer bei Laune zu halten?

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso, Jenson Button

Fernando Alonso und Jenson Button verlieren bei McLaren nicht den Mut Zoom

"Man kann von außen immer schwer beurteilen, was intern abläuft" erklärt Button. Der Brite fährt seit 2010 für McLaren, kam als Weltmeister nach Woking und konnte sich zeitweise sogar gegen Lewis Hamilton als Teamkollegen durchsetzen und Siege feiern. In den vergangenen zwei Saisons musste er sich allerdings schon ans Hinterherfahren gewöhnen und mit dem Honda-Einstieg ging es bisher sogar noch eine Stufe tiefer.

Nach katastrophalen Wintertest und erwartet schlechtem Start in die Saison scheint auch in China noch kein Aufschwung in Aussicht. Das Rennen in Sepang startet er als 17. "Wenn man sich die Qualifying-Zeiten ansieht, denkt man vielleicht, dass da nicht viel Fortschritt abzulesen ist", so Button. "Wenn man aber den Einblick hat, dann spürt man den Unterschied. Man merkt, wie sich das Auto und der Motor entwickelt und sich auch die Atmosphäre im Team verändert. Jeder weiß, was er zu tun hat, jeder hilft sich gegenseitig aus. Es herrscht eine wirklich gute Stimmung und es ist spannend, die Fortschritte zu sehen."

Alonso: "Werden zurückblicken und stolz aufeinander sein"

"Ich genieße diesen Prozess", stimmt auch Alonso zu, der nach seinen fünf ungekrönten Jahren bei Ferrari eine neue Herausforderung gesucht hat. "Die Arbeit, die das Team jede Woche und bei jeden Rennen erledigt, ist unglaublich. Wir sind leider noch nicht auf dem Level, den wir gerne hätten. Aber ich bin sicher, dass wir da sehr schnell landen werden. In ein paar Monaten werden wir zurückblicken und stolz aufeinander sein."

So klingen keine unzufriedenen und frustrierten Fahrer. Enttäuschte Gesichtsausdrücke gibt es zwar gelegentlich in der McLaren-Garage; ein Wort des Unmuts oder des Zweifels kommt den Piloten jedoch nie über die Lippen. "Ich fahre bereits seit 14 Jahren in der Formel 1 und weiß, was Frust bedeutet", meint Alonso. "Die vergangen paar Jahre waren vielleicht sogar noch frustrierender, denn da habe ich um Titel gekämpft und sie nicht bekommen. Das hier ist ein anderes Projekt und ich bin viel optimistischer."

"Ich fahre bereits seit 14 Jahren in der Formel 1 und weiß, was Frust bedeutet." Fernando Alonso

Einen gewissen Fortschritt kann man McLaren auch nicht absprechen. Hatte man während der ersten beiden Events schon während der Trainingseinheiten Probleme, das Auto auf der Strecke zu halten und näher als drei Sekunden an die Spitzenzeiten heranzukommen, so ist der Abstand zumindest zeitlich schon deutlich geschmolzen. In Schanghai lag man in Q1 nur noch 1,7 Sekunden hinter der Spitzenzeit.

Fortschritte machen Mut

"Es ist nicht so, wie bei anderen Teams, die mal hier und da ein Zehntel finden", so Button. "Wir machen riesige Schritte und finden gleich mal drei, vier Zehntel. Das ist höchstspannend, wenn man das miterlebt und das macht uns auch so optimistisch für die Zukunft. Im Moment wissen wir noch nicht, wo wir am Ende des Jahres landen. Aber es ist aufregend zu wissen, dass wir Fortschritte machen werden und irgendwann weiter vorne stehen."


Fotos: McLaren, Großer Preis von Malaysia


Eine rosige Zukunft und deren Mitgestaltung scheint also das Motivationsgeheimnis bei McLaren zu sein. Das weiß besonders Teamchef Eric Boullier: "Wir sind vielleicht nicht so zufrieden mit den Positionen, aber doch recht zufrieden mit den Fortschritten, die wir machen. Wir sind auch mit der Entwicklungs-Geschwindigkeit, was sowohl Motor als auch Chassis angeht, zufrieden. Deswegen kann ich noch nicht frustriert sein. Wir müssen einfach weiterarbeiten und diese konstruktive Atmosphäre im Team beibehalten, um so schnell wie möglich wieder erfolgreich zu sein."