In den Stadtgrenzen: Was Valencia verspricht

Video-Feature: Wie sich das Toyota-Team auf den Valencia-Grand-Prix vorbereitet hat und welche Highlights der neue Stadtkurs bietet

(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von Europa zählt seit 1983 zum festen Inventar der Formel 1, hat aber in diesem Jahr ein neues Gesicht: Er wird auf einem völlig neuen Kurs auf den Straßen von Valencia ausgetragen. Mit dem permanenten Kurs der dynamischen spanischen Stadt ist Toyota bereits bestens vertraut, da das Team den Circuit Ricardo Tormo oft zu Wintertests besucht. Der Grand Prix von Europa auf dem 5,419 Kilometer langen neuen Straßenkurs, der eine atemberaubende Szenerie mit technischen Herausforderungen verbindet, wird allerdings eine neue Erfahrung sein.

Titel-Bild zur News: Boxengasse in Valencia

Die neue Boxengasse in Valencia hat einen ganz eigenen Charakter

Sich mit neuen Rennkursen vertraut zu machen, ist für Toyota nichts Neues, nachdem in den vergangenen vier Jahren vier neue Kurse in das Rennprogramm aufgenommen wurden, ganz zu schweigen von den Herausforderungen, die 2002 beim Eintritt in die Formel 1 zu bewältigen waren, was ja noch nicht so lange zurückliegt.#w1#

Trulli freut sich auf neue Challenge

Nach Ansicht von Jarno Trulli bietet der Besuch einer neuen Strecke stets aufs Neue den Reiz des Neuen: "Eine neue Strecke bedeutet eine neue Herausforderung. Es gibt Neues zu entdecken, neue Kurven, neue Setups, eine neue Fahrweise, weil eben jedes Rennen anders ist. Valencia ist eine tolle Stadt, in der viel los ist, und ich freue mich auf diesen Grand Prix."

Valencia beflügelt die Fantasie aus vielen Gründen, einer sticht aber besonders hervor: Als ein Straßenkurs um den Hafen des America's Cup bietet er sich für Vergleiche mit dem berühmtesten Grand Prix überhaupt, nämlich Monaco, an.

Toyota-Teammanager Richard Cregan meint dazu: "Valencia ist eine Mischung, für die man einen völlig neuen Ansatz braucht. Es ist ein neuer Straßenkurs mitten in der Stadt, wobei das Schöne ist, dass er am Hafen liegt. Ich finde es toll, Boote und Formel-1-Boliden auf diese Weise zusammenzubringen. Monaco gibt uns diese Art von magischem Gefühl, und es ist schön zu sehen, dass jetzt Valencia hinzukommt."

Mit einem tollen Sandstrand, der Dramatik des America's-Cup-Hafens und einer der vitalsten Städte Europas als Hintergrund dürfte ein eindrucksvoller Start in Valencia garantiert sein. Ein näherer Blick zeigt, dass auch die Strecke selbst so spektakulär ist wie ihre Umgebung.

Von der Start- und Zielgeraden führt eine schnelle Rechtskurve in die rechtwinklige Grua Cabria, in der sich die Autos bis auf wenige Meter an die Jachten im Hafen annähern, um dann in den technisch anspruchsvollen Malvarossa-Komplex einzutreten, dessen Höhepunkt eine 90-km/h-Rechtskurve bildet. Als Nächstes passieren die Boliden die Drehbrücke über der Hafeneinfahrt, die sich außer während eines Formel-1-Rennens öffnet, um Fähren von und zu den Balearen das Anlegen zu ermöglichen.

Direkt auf die Brücke folgt eine enge Rechtskurve, dann geht es mit Vollgas durch eine Linkskurve auf die Gegengerade, wo Spitzengeschwindigkeiten von cirka 320 km/h erreicht werden, bevor dann durch scharfes Bremsen um etwa 200 km/h verlangsamt wird, um die verwundene Rechts/Links/Rechts-Kombination am Fischmarkt nehmen zu können.

Nach einer weiteren Vollgasphase folgt eine enge Haarnadelrechtskurve, dann fliegen in der aufregenden Grao-Sektion die Wände vorbei, bis die letzte Kurve folgt - wieder eine Haarnadel. Auf der linken Seite erscheinen nun die ungewöhnlichen Boxengaragen, die in ehemaligen Lagerhäusern am Hafen untergebracht sind, und nach voraussichtlich 1:37 Minuten ist die Runde beendet.

Feine Details lernt man nur vor Ort

"Die Strecke sieht fantastisch aus," kommentierte Trulli. "Ich habe mir die Streckenskizze und die Lage angesehen, aber die beste Vorbereitung für ein Rennen auf einer neuen Strecke ist, so schnell wie möglich dorthin zu gehen, damit man auch die feinen Details mitbekommt. Am besten lernt man einen Kurs verstehen, indem man darauf fährt, und darauf brenne ich!"

Toyota hat die Strecke bereits unter Rennbedingungen etwas ausgekundschaftet, als sich mehrere Mitarbeiter aus der Technik und Logistik die Spanische Formel-3-Meisterschaft angesehen haben, die dort vom 26. bis 27. Juli ausgetragen wurde.

Durch die Einblicke vom Formel-3-Wochenende und die Simulation der Streckenauslegung daheim im Kölner Hauptquartier ist Toyota gut auf die Anforderungen vorbereitet, die sich beim Grand Prix stellen werden. Nach den bisherigen Prognosen ist ein Paket mit mittelhohem Abtrieb angezeigt, wobei der Grip zu Beginn des Wochenendes noch niedrig ist, vom Freitag an aber zunehmend besser werden dürfte.

Dieter Gass, Chefingenieur für Rennen und Tests, sieht auch andere Herausforderungen: "Man kann davon ausgehen, dass Valencia ein Rennen ist, das harte Anforderungen an die Bremsen stellt, ein bisschen wie in Montréal. Wir müssen auch erst einmal sehen, wie die Fahrbahn ist. Normalerweise hat man auf einem Straßenkurs immer einige holprige Passagen, die in den Bremszonen oder in den Kurven liegen können. Das ist also etwas, womit wir fertig werden müssen."

Nachdem Timo Glock mit seinem großartigen zweiten Platz in Ungarn den vierten Platz von Toyota in der Konstrukteurswertung festigte, geht das Team den Großen Preis von Europa mit großen Erwartungen an - auf dem Kurs und abseits davon an.

Über 110.000 Fans an der Strecke werden Toyota einmal mehr um ein rühmliches Resultat kämpfen sehen und ein Rennen erleben, das eine eindrucksvolle Ergänzung zum Formel-1-Kalender zu werden verspricht.

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