• 05.09.2010 13:32

Ickx: "Jochen war der Beste"

Jacky Ickx machte Jochen Rindt in Watkins Glen 1970 zum Weltmeister - Der sechsfache Le-Mans-Sieger erinnert an den Mensch Rindt

(Motorsport-Total.com) - Jacky Ickx war einer der Konkurrenten von Jochen Rindt. Im Jahr 1970 lieferten sich die beiden ein legendäres Duell auf dem Hockenheimring, das Rindt knapp für sich entscheiden konnte. Ickx war damals Ferrari-Pilot und hatte eine Chance, den Titel zu gewinnen. Mit Platz vier in Watkins Glen war die Meisterschaft zu Gunsten von Rindt entschieden, der zu diesem Zeitpunkt bereits tödlich verunglückt war. Ickx gewann insgesamt sechsmal in Le-Mans, die großen Erfolge in der Formel 1 blieben ihm aber verwehrt. Zum 40. Todestag erinnert sich der Belgier an seinen Konkurrenten und Freund.

Titel-Bild zur News:

Der Belgier Jacky Ickx hat Jochen Rindt auch abseits der Strecke gut gekannt

"Jochen ist in unseren Erinnerungen immer noch lebendig. Diese Legende und charismatische Person ist einfach unvergesslich. Was mich betrifft, kann ich sagen, dass wir fünf Saisonen lang zusammen gelebt haben. Wir waren nicht im selben Team, denn wir waren Gegner. Es war eine Zeit, in der die Formel 1 im Wesentlichen ein Sport war und nicht primär ein Business. Der Grund, warum Jochen auch nach 40 Jahren so ein Ansehen genießt ist eben, weil es damals so menschlich war. Die Verbindung zwischen den Menschen war damals ein großer Punkt."#w1#

"Wir haben alle in den gleichen Hotels gewohnt, das gleiche Preisgeld verdient. Wir haben uns gekannt. Jochen und ich sind zusammen 1964 Tourenwagen gefahren. Er fuhr für Alfa Romeo, ich in einem Lotus Cortina. Jochen hat Le Mans gewonnen, obwohl er es eigentlich nicht gewinnen konnte. Seine unglaubliche Fahrweise zusammen mit Masten Gregory macht dieses Rennen unvergesslich."

"1966 und 1967 ist Jochen in der Formel 1 und der Formel 2 gefahren. Wir konnten damals beides machen, denn wir waren nicht an einen großen Sponsor oder an einen Hersteller gebunden. Obwohl nicht viel Geld involviert war, konnten wir das tun, was wir geliebt haben: Fahren. Wir haben uns 1967 bei Cooper wieder getroffen. Jochen ist dort gefahren und ich durfte erstmals in der WM den zweiten Cooper steuern."

"Jochen war sehr menschlich und sehr offen. Er hat viel Zeit mit mir verbracht, um mir zu erklären, wie man damals diesen Formel-1-Boliden fahren musste. Er war sehr aufrichtig und freundlich. 1969 hat er einen bösen Unfall in Spanien überlebt. Das war schon großes Glück. Ich sage das, weil es unser Ziel war zu fahren. Die Gefahr war nicht unser Hauptgedanke. Der Rennsport war damals sehr gefährlich."

"Wir haben damals nie daran gedacht. Vielleicht haben wir manchmal am Morgen eines Grand Prix daran gedacht, dass wir vielleicht nie wieder ins Hotel zurückkehren werden. Viele Freunde und talentierte Fahrer sind im Motorsport tödlich verunglückt. Das macht es so emotionell, wenn ich mir Fotos von damals ansehe. Es bringt viele Erinnerungen zurück."

Jackie Stewart

Die Formel 1 war zur Zeit von Jochen Rindt noch kein großes Business Zoom

"Es war eine unglaubliche Zeit in der Formel 1. Es war konkurrenzfähig. Wenn ich nach Hockenheim 1970 zurückblicke, muss ich sagen, dass es ein Gentleman-Rennen war. Das Fahren war eine Kunst. Wir waren große Konkurrenten, immer knapp beisammen. Man konnte im Windschatten links und rechts überholen. Es war wirklich schön."

"Es gibt viel über Jochen zu erzählen, aber was ich sagen möchte: Um diese Ära zu überleben brauchte man Glück. Das hatte nichts mit Talent zu tun. Jochen hatte viel Pech. Er hat aber die Leidenschaft für viele andere Fahrer geweckt. Er hat auch den Boden für weitere österreichische Fahrer gesät. Es kam Helmut Marko, der ein enger Freund von Jochen war. Dann kamen Niki Lauda und Gerhard Berger. Sie haben die Tradition weitergeführt. Das ist meiner Meinung nach fantastisch."

"Ich hatte Glück, dass ich ihn nicht geschlagen habe, denn ich muss ehrlich sagen, dass er den Titel verdient hat. Ich glaube es ist viel schöner hinter einem Menschen wie Jochen Zweiter zu sein, als vor jemandem zu sein, der seine Chancen nicht verteidigen kann. Ich habe meine Meinung seit damals nicht geändert."

"Ich habe viele Rennen gewonnen, wenn auch nicht die Weltmeisterschaft. Trotzdem bin ich einer der glücklichsten Menschen der Welt, denn Jochen war in diesem Jahr der Champion. Er hatte bis dahin einen guten Lauf. Er war einfach der Beste."

"Was kann man über die Zukunft sagen? Er war ein großer Herausforderer, ein toller Fahrer. Er hätte wahrscheinlich Jackie Stewart viele Probleme bereitet. Vielleicht hätte er viele Titel gewonnen. Aber man weiß es einfach nicht. Das Wichtigste ist, dass er in unseren Erinnerungen lebendig ist."