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Iceman glaubt an Nestwärme: "Wir sind keine 20 mehr"
Kimi Räikkönen und Fernando Alonso betonen, dass sie bei Ferrari gut miteinander auskommen werden - Stefano Domenicali wittert nur ein Störfeuer der Konkurrenz
(Motorsport-Total.com) - Egal ob Eddie Irvine, Rubens Barrichello oder Felipe Massa - in der jüngeren Geschichte bei Ferrari gab es meistens Fahrer, die bei der Scuderia nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben, auch wenn sie das persönlich vielleicht anders gesehen haben. 2014 wird sich für die Roten in der Hinsicht einiges ändern: Mit Fernando Alonso und Kimi Räikkönen besitzt Ferrari dann zwei Alphatiere im Team, die sich sicherlich nicht mit dem Status als zweite Geige abfinden möchten.
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Es wird eng: Kimi Räikkönen drängt wieder in die rote Ferrari-Familie Zoom
Viele Experten und auch andere Fahrer sprechen schon vor der Saison von einem Stallkrieg, den Ferrari in den Griff bekommen muss. Doch Räikkönen und Alonso selbst sehen die Sache nach außen hin nicht als problematisch an. "Ich sehe keinen Grund, warum es nicht funktionieren sollte", gibt sich der Iceman auf der heutigen Pressekonferenz gewohnt gelassen. "Wir sind alt genug um zu wissen, was wir tun."
Sollten dennoch Probleme auftreten, könnte man die mit Reden einfach aus der Welt schaffen, meint der Finne, der bisher eigentlich mehr als stoischer Schweiger in Erscheinung getreten ist. "Wir sind keine 20 mehr. Ich könnte falsch liegen, aber ich denke, dass alles in Ordnung sein wird", betont er noch einmal. Gerüchte, der eigensinnige Ex-Weltmeister könnte die Entwicklung bei Ferrari mit seiner Lustlosigkeit behindern, tut er ebenfalls als Blödsinn ab.
Räikkönen macht sich keine Sorgen
"Wir haben damals auch Erfolg gehabt, und ich sehe keinen Grund, warum wir im nächsten Jahr nicht in der Lage sein sollten, ein gutes Auto zu bauen und es weiter zu verbessern", winkt Räikkönen ab. "Natürlich gibt es neue Regeln, also wird es für alle Teams eine Herausforderung. Ich mache mir darüber keine Sorgen." Und die macht er sich im Übrigen schon gar nicht über seinen neuen Teamkollegen: "Ich habe noch nie mit Fernando gearbeitet. Ich kenne ihn natürlich aus den Rennen, aber ich bin mir sicher, dass alles in Ordnung sein wird."
Dass Kimi Räikkönen egal ist, wer sein Teamkollege ist, erscheint vielen glaubwürdig. Vielmehr sind Fans und Experten gespannt, wie Fernando Alonso auf den Iceman reagieren wird. Mit dem Weltmeister von 2007 wird dem Spanier nun ein Fahrer an die Seite gesetzt, der sich wohl nicht so einfach in den Dienst des Teams stellen wird, wie Felipe Massa zuvor. Doch auch der aktuelle Ferrari-Pilot nimmt der Rivalität schnell den Wind aus den Segeln.
"Als ich hier ankam, haben die Leute auch gesagt, dass es ein Desaster mit Felipe wird, aber nach vier Jahren ist er einer der besten Freunde, die ich hier hab", wiegelt Alonso gegenüber 'Autosport' ab. Doch anders als mit Lewis Hamilton bei McLaren wurde der Brasilianer seinem Teamkollegen bei Ferrari nur selten gefährlich, weswegen es kaum zur großen Rivalität zwischen Massa und Alonso kommen konnte. Mit Räikkönen erwartet den Doppelweltmeister wohl eine härtere Nuss.
Alonso sprach sich für den Iceman aus
Zum ersten Mal hat der 32-Jährige nun einen Weltmeister an seiner Seite. Doch auch das möchte Alonso nicht unkommentiert lassen: "Ich sehe Felipe ebenfalls als Weltmeister an. Felipe war Weltmeister, als er die Linie 2008 überfuhr. Es ist nicht so, als wäre er ein Rookie", wischt Alonso energisch jegliche Gerüchte beiseite, er würde nur brave Nummer-2-Fahrer neben sich akzeptieren.
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Gewohnt lässig: Der Iceman weiß, wie die Formel-1-Welt in rot aussieht Zoom
Als Ferrari ihn nach seiner Meinung zu Räikkönen befragt habe, sei er für eine Verpflichtung des Finnen gewesen: "Meine Meinung war, dass Kimi der Beste auf dem Markt war. Besonders im Hinblick auf die großen Regeländerungen war ein Teamkollege mit vielen Formel-1-Jahren wichtig. Das Team hat ihn genommen, also bin ich glücklich", betont der Asturier. Für ihn ändere sich aus sportlicher Sicht mit dem Wechsel des Finnen zu Ferrari sowieso nichts.
"Ich denke nicht, dass mich jemand noch mehr pusht, als ich es ohnehin schon tue. Ich denke nicht, dass es einen Unterschied macht, dass wir nun zwei Weltmeister im Team haben", so Alonso. Auch einen Wechsel in der Philosophie des Teams kann der 32-Jährige nicht erkennen: "Alle Fahrer, die bei Ferrari gearbeitet haben, wissen, dass dem Team das Hauptinteresse gilt." Auch ein Kimi Räikkönen könne sich darüber nicht hinwegsetzen. Zumal der Finne nach seinem Gastspiel von 2007 bis 2009 sowieso wissen müsse, wie das Team tickt.
Domenicali wittert Psychospielchen
Darum hält auch Teamchef Stefano Domenicali alle Gerüchte über eine explosive Mischung bei der Scuderia für vollkommen übertrieben: "Vielleicht haben sie Angst, weil wir so stark sind", hält er die Meldungen für ein kalkuliertes Störfeuer. "Das ist Teil des psychologischen Krieges, der Teil des Spiels ist", bleibt der Italiener ruhig. "Für mich ist das allerdings nicht sonderlich interessant, weil ich einfach nicht zuhöre. Jeder kann sagen, was er will."
Zu jenen Skeptikern gehörte beispielsweise auch ein Michael Schumacher, der seinem ehemaligen Team eine "explosive Mischung" bescheinigte. Zu Zeiten des Rekordweltmeisters gab es bei der Scuderia nämlich stets eine konkrete Rollenverteilung, die es 2014 in der Form wohl nicht geben wird - oder könnte sich jemand vorstellen, dass Kimi Räikkönen für Fernando Alonso vor der Ziellinie vom Gas geht, wie einst Rubens Barrichello in Spielberg?
Ex-Pilot und TV-Experte Marc Surer hält das für möglich - wenn auch nicht zu einem solch frühen Zeitpunkt in der Saison wie anno 2002. "Ich denke, dass auch ein Kimi zurückstecken wird, wenn es gegen Ende der Saison um die Meisterschaft geht", analysiert der Schweizer gegenüber 'Sky'. "Zu Anfang des Jahres glaube ich aber schon, dass er Alonso Druck machen wird." Zu Problemen werde das aber nicht führen, ist er überzeugt: "Das geht schon. Der Kimi ist ja ein ruhiger Typ."
Doch mit einem Nummer-2-Status würde sich wohl auch der Finne nicht abgeben wollen, weshalb Ferrari laut Surer gut daran tun würde, beide Piloten zu Beginn frei fahren zu lassen. "Wenn sie schlau sind, machen sie das. Die haben jetzt zwei Nummer-eins-Fahrer und da weiß man ja nie, wer von beiden mal Pech hat", sagt er. "Die werden sich auch nicht wehtun. Sie sind beide vernünftig und werden schon miteinander klar kommen."