• 31.07.2011 12:50

  • von Roman Wittemeier & Dieter Rencken

Hungaroring: Tradition und Zukunftssorgen

Das Traditionsrennen in Budapest versprüht seinen ganz eigenen Charme: Gebäude im "Retro-Look" und rutschuger Asphalt - Was planen die Veranstalter?

(Motorsport-Total.com) - Als die Formel 1 im Jahr 1986 erstmals zum Hungaroring kam, war dies eine regelrechte Sensation. Die Königsklasse fuhr damals zum ersten Mal hinter dem Eisernen Vorhang, der frühere Ostblock begrüßte die Teams und Stars mit Kusshand. 250.000 Zuschauer kamen zur ersten Auflage. Ein mehr als deutliches Signal, dass die Formel 1 auch im östlichen Europa ein Kracher ist.

Titel-Bild zur News: Vitantonio Liuzzi

Die Ungarn nutzen den Grand Prix auch für Werbung im Bereich Tourismus

An der Strecke fanden seither nur wenige Umbauten statt, dennoch gab es große Veränderungen. Ende der 1990er-Jahre hielten die Erfolge des finnischen Piloten Mika Häkkinen zwar die Besucherzahlen noch im sechsstelligen Bereich, aber anschließend ging es bergab. Im vergangenen Jahr zählte man nur noch 67.000 Fans am Wochenende, in diesem Jahr werden es noch einmal rund 10.000 weniger sein.

"In diesem Jahr fehlen wegen Kubica die ganzen polnischen Fans", erklärt Zsolt Gyulay im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Der Präsident des ungarischen Motorsport-Verbandes ergänzt: "Die Zuschauerzahlen gehen fast überall zurück. Bei unserem Rennen sind die Einschaltquoten extrem hoch. Es ist eines der populärsten Rennen weltweit." Aber: Mit Fernsehzuschauern verdient man als Veranstalter des Events kein Geld.

"Bezügich der Ticketverkäufe sind wir immer noch in einer besseren Position als viele andere Rennveranstalter. Bis 2016 läuft alles erstmal so weiter. Aber wir müssen Überzeugungsarbeit leisten. Wir müssen auch in Zukunft zeigen, wie wichtig dieses Rennen für ganz Ungarn ist", meint der Ungar und erhofft sich die Unterstützung der Regierung auch für die Zeit nach Ablauf des aktuellen Vertrages, der 2016 endet.

¿pbvin|512|3927||0|1pb¿"Die Regierung hat den Grand Prix immer unterstützt, unabhängug davon, wer gerade an der Macht war. Es war für alle immer klar, wie wichtig dieser Event ist", meint Gyulay. "Bernie Ecclestone ist mit unserer Organisation sehr zufrieden. So sehr, dass unsere ungarischen Fachleute sogar in anderen Ländern gefragt sind", berichtet er stolz. Keine Frage, der Grand Prix ist beliebt. Aber wie will man es finanziell stemmen, wenn Antrittsgebühren steigen und Zuschauerzahlen zurückgehen?

Gyulay hofft darauf, dass der Staat Ungarn die enorme werbewirksamkeit des Events richtig wertet und weiterhin Unterstützung bietet. Nicht erst 2016, sondern möglichst schnell, denn die Anlage ist in die Jahre gekommen. "Unsere Gebäude sind nicht alt, sondern einfach im Retro-Look", scherzt Gyulay. "Mein Traum ist eine Runderneuerung der gesamten Anlage. Wir können aber wohl nicht mit den ganz neuen Anlagen in anderen Nationen wie Abu Dhabi mithalten."

Gerade an diesem Wochenende steht der Zustand der Strecke im Fokus. Vor allem in der letzten Kurve bereitet der Übergang von zwei Asphaltarten große Sorgen. "Wir haben einen festen Plan. Aber den können wir nur umsetzen, wenn uns regierungsseitig Unterstützung zukommt. Eine komplett neue Asphaltierung zum kommenden Jahr ist aber das Minimum, was wir erreichen möchten", verspricht der Ungar. "In den kommenden Jahren wollen wir weitere Verbesserungen erreichen, damit wir der wichtigste Ort des ungarischen Motorsports bleiben."