• 31.07.2011 12:40

  • von Fabian Hust

Hartleys Formel-1-Traum: Eine sehr bittere Pille

Hartley erinnert sich an seine Zeit als F1-Testfahrer, wie ihm das Cockpit vor der Nase weggeschnappt wurde und die Verbindung zu Red Bull riss

(Motorsport-Total.com) - Der ehemalige Formel-1-Testfahrer Brendon Hartley hat den Traum von der Formel 1 noch lange nicht aufgegeben, auch wenn er zuletzt den Kontakt zu ihr wieder verloren hat. Allerdings gibt der 21-Jährige auch zu, dass er doch Zweifel daran hat, ob er wieder die Chance erhalten wird, nachdem er den Fuß bereits einmal in der Tür hatte.

Titel-Bild zur News: Brendon Hartley

Brendon Hartley hat den Traum von der Formel 1 immer noch nicht aufgegeben

In der Saison 2009 war Hartley offizieller Ersatzfahrer von Red Bull, nahm an Testfahrten teil. Doch im Zuge der Doppelbelastung ließen die Leistungen des Neuseeländerns in seiner Formel-3-Saison nach. Der Red-Bull-Junior wurde durch Jaime Alguersuari abgelöst. Von diesem Schock hat sich Hartley, der nach wie vor davon überzeugt ist, dass er talentierter und schneller als Alguersuari ist, bis heute nicht vollständig erholt.

"Zu dieser Zeit hatte ich eine echte Chance, in die Formel 1 zu kommen", so Hartley gegenüber 'Sunday News'. "Ich verfügte über eine Menge Formel-1-Erfahrung, aber ich kam nie dazu, an einem Rennen teilzunehmen. Jaime bekam das Cockpit. Das Rennen zuvor war ich der Ersatzfahrer, und beim nächsten setzen sie ihn in das Auto. Hinter den Kulissen geht immer etwas vor sich, aber um ehrlich zu sein, für mich war das ein ziemlicher Rückschlag."

Alguersuari war für viele Jahre Teamkollege von Hartley: "Ich wusste, dass ich ihn schlagen kann. Er ist sehr gut, aber ich wusste, dass ich im Auto sitzen kann. Ich war wirklich enttäuscht, dass ich das Cockpit nicht erhielt. Möglichkeiten wie diese hast du nicht häufig. Ich blieb bei Red Bull, konnte das Ruder jedoch nie wirklich herumreisen."

Seine Karriere als Rennfahrer machte ihm von da an nicht mehr so viel Spaß: "Ich genoss es nicht mehr so wie üblich. Es war einfach schwierig, es hinzunehmen, dass mir diese Möglichkeit durch die Hände gerutscht ist." Zudem wurde es ihm "alles ein wenig zu viel", die ganze Zeit über aus dem Koffer zu leben und keine Zeit für sich selbst oder für seine Freunde zu haben.

Da war es kein Wunder, dass die Ergebnisse des Rennfahrers weiter nachließen, sodass Red Bull die Geduld verlor und die Beziehung zu dem Rennfahrer komplett aufgab, der einst als einer von nur vier Rennfahrern aus dem 21 Rennfahrer umfassende Nachwuchsprogramm übrig geblieben war.

Doch der Rennfahrer raffte sich wieder auf: "Ich habe realisiert, dass Motorsport das ist, was ich liebe. Man kann zurückgehen und es anders machen, aber zu dieser Zeit war es schwierig, damit umzugehen, so weit weg von zuhause zu sein. Ich konnte meine Familie nicht sehen. Das ist keine Ausrede, es ist einfach so passiert. Ich habe es nie als selbstverständlich erachtet, ich wusste, dass lediglich ein paar Sitze zur Verfügung stehen. Ich hatte eine große Chance, denn sie bereiteten uns auf die Formel 1 vor."

Doch von heute auf morgen befand sich der junge Rennfahrer in einer völlig neuen Situation. Er hatte kein Management, keinen Job und kein Geld mehr, um die Rechnungen zu bezahlen: "Für mich war das völlig neu, mich an das Telefon zu begeben und mich selbst zu verkaufen. Das war für mich so etwas wie ein Weckruf. Es machte mich hungrig, ein Cockpit zu finden."

Hartley war erfolgreich und unterzeichnete einen Vertrag mit Gravity Sports Management, welche wiederum am Renault-Team beteiligt sind. Im Mai stand er beim Formel-Renault-3.5-Rennen in Monte Carlo das erste Mal wieder als Dritter auf dem Podium.

Den Traum von der Formel 1 hat er noch nicht aufgegeben: "Ich denke, dass es noch immer realistisch ist. Ich bin nicht dumm. Es ist eine schwierige Aufgabe, aber ich habe noch nicht aufgegeben."

Er habe schon als kleines Kind davon geträumt, es in die Königsklasse zu schaffen: "Zurückblickend würde ich sagen, dass ich vielleicht bei diesem Gedanken etwas zu optimistisch war." Er habe bereits eine Chance gehabt, und es gebe nichts, was dazu führen könnte, dass eine solche Möglichkeit nicht noch einmal auftaucht. Gleichzeitig wolle er diese Hoffnung jedoch nicht allzu sehr an sich heranlassen: "Denn es ist schwierig, dorthin zu kommen."