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Hülkenberg: "Vielleicht gelingt mir bei Sauber der Durchbruch"

Warum Nico Hülkenberg glaubt, bei Sauber im richtigen Team zu sein, wie seine Karriereplanung aussieht und wieso der neue Wohnsitz ein Vorteil ist

(Motorsport-Total.com) - Nico Hülkenberg kam mit vielen Vorschusslorbeeren in die Formel 1, schließlich war er einer der wenigen Fahrer, die jede Nachwuchsserie als Champion beendet haben. Endlich am Ziel, wehte ihm aber auf Anhieb ein rauer Wind ins Gesicht. Bei Williams ließ er zwar mit der Pole-Position in Sao Paulo sein Talent aufblitzen, am Ende der Saison wurde er aber vom Rennstall aus Grove zunächst hingehalten und dann fallengelassen. GP2-Champion Pastor Maldonados Geldkoffer überzeugte Williams mehr als Hülkenbergs Können - eine bittere Erkenntnis für den damaligen Rookie.

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg geht voller Motivation in eine mögliche Schlüsselsaison Zoom

Und so blieb ihm nach einem Jahr Formel 1 nichts anderes übrig, als einen Schritt zurück zu machen und bei Force India als Testpilot anzuheuern. Doch Hülkenberg glaubte an seine Chance und biss sich durch: Im Vorjahr wurde er zum Einsatzpiloten befördert und bedankte sich vor allem in der zweiten Saisonhälfte mit blitzsauberen Leistungen. Viele Experten sehen den Deutschen als vielversprechendsten Youngster der Formel 1.

Schritt für Schritt in Richtung Spitze

Trotz starkerAuftritte blieb ihm der Durchbruch allerdings einmal mehr verwehrt. McLaren entschied sich gegen ihn und für Sergio Perez - der Mann aus Emmerich wechselte daraufhin zu Sauber, was nur bedingt als Sprung nach vorne gesehen werden kann. Trotzdem zeigt er sich mit seinem neuen Team zufrieden: "Ich bin glücklich, wo ich jetzt bin - man muss aber in Betracht ziehen, dass ich bisher nur zwei Tests absolviert habe und die Saison noch nicht begonnen hat." Sein Gefühl ist aber klar positiv: "Ich bin zuversichtlich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe."

Hülkenberg konzentriert sich bei seiner Karriereplanung nicht auf die großen Ziele, sondern will sich Schritt für Schritt verbessern. Und wenn ein Topteam außer Reichweite ist, dann steckt er den Kopf noch lange nicht in den Sand. "Als Fahrer muss man immer nach Möglichkeiten Ausschau halten, wie man sich verbessern und die Leiter nach oben klettern kann", erklärt er seine Strategie. "Jede Option ist daher von Interesse. Man muss also Entscheidungen treffen und herbeiführen, um Schritt für Schritt dem Erfolg näher zu kommen. Das ist der Kern des Erfolgs: besser zu werden und sich nach Möglichkeiten umsehen, um sich zu verbessern."

Hülkenberg wechselt Wohnsitz

Nach dem Auftakt der Tests in Jerez galt Sauber als großer Geheimtipp für die kommende Saison - angeblich hatte man den C32 in Hinwil schon als "Rakete" bezeichnet. Hülkenberg will aber die hohen Erwartungen bremsen: "Ich spüre ganz klar, dass wir Potenzial haben, aber ich weiß nicht, wo wir uns einreihen werden. Das wird uns erst Melbourne zeigen."

Obwohl er erstmals für ein nicht in Großbritannien sitzendes Formel-1-Team an den Start geht, halten sich die Unterschiede in Grenzen: "Es ist interessant, dass es sich um ein multikulturelles Team handelt. Die professionelle Seite ist aber überall ziemlich ähnlich, ganz egal, ob man in Hinwil in der Schweiz sitzt oder in Silverstone. Das macht die Sache bequemer."

Nico Hülkenberg

Der innovative Sauber machte bei den Tests bislang gute Figur Zoom

Auch wenn er beruflich wenig Unterschied merkt, so hat sich zumindest sein privates Umfeld geändert: Hülkenberg lebt nun nicht mehr im britischen Oxford, sondern in der Schweiz. Das hat seiner Meinung nach Vorteile: "Viele Fahrerkollegen leben in der Umgebung von Zürich, daher kenne ich bereits jetzt ein paar Leute. Das gibt mir ein heimeliges Gefühl."

Kurzes Gastspiel bei Sauber?

Man wird sehen, wie lange der ehemalige Schützling von Willi Weber in der beschaulichen Schweiz leben wird, denn bei Sauber besitzt er nur einen Einjahresvertrag. Das gibt ihm 2014 die Möglichkeit, im Transferpoker zuzuschlagen und bei einem Topteam unterzukommen. Bei Ferrari - übrigens Saubers Motorenpartner - läuft der Vertrag von Felipe Massa mit Saisonende aus. Daher könnte 2013 für Hülkenberg ein Schlüsseljahr sein.

Er glaubt schon dieses Jahr an Erfolge: "Man weiß ja nie - vielleicht gelingt mir hier bei Sauber der Durchbruch. Das Team hatte im Vorjahr drei Podestplätze, also wer weiß?" Dass er das Schweizer Team nur als Mittel zum Zweck sieht, bestätigt er nicht: "Ich will zwar in der Formel 1 bleiben und erfolgreich sein, ich habe aber keinen Plan, der besagt, dass ich in zwei Jahren das und das gemacht oder erreicht haben muss. Das Leben ist sehr individuell, und manchmal läuft es gut für dich und manchmal nicht. Man muss also bereit sein, das Leben und die Ziele umzuleiten."

Aus diesem Grund will er sich auch nicht auf konkrete Ziele für die Saison 2013 festlegen: "Bevor die Saison beginnt, ist es unmöglich, eine gewisse Position zu nennen. Ich möchte mit mir selbst zufrieden sein, will wissen, dass ich das Maximum aus meinen Chancen, dem Auto und dem Paket gemacht habe." Am Ende fällt ihm dann aber doch noch ein Ziel für sein erstes Sauber-Jahr ein: "Im Vorjahr habe Platz zehn in der Fahrer-WM ganz knapp verpasst. Es wäre schön gewesen, obwohl es in Wahrheit nichts Weltbewegendes ist."