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Sauber warnt Konkurrenz: "Hatten mehr Sprit an Bord"

Viele sehen im Sauber C32 nach den Jerez-Tests den Geheimtipp 2013: Peter Sauber heizt die Euphorie nun zusätzlich an, auch Esteban Gutierrez' Leistung gibt Hoffnung

(Motorsport-Total.com) - Nach den ersten Testfahrten zeigten sich fast alle Teams zufrieden, aber dennoch vorsichtig. Keiner will sich in die Favoritenrolle drängen, zudem ist die a-typische Rennstrecke in Jerez ein schlechter Gradmesser, um Gewissheit über das Potenzial eines Autos zu erhalten. In der Formel 1 gilt daher die Regel: Wer wirklich schnell ist, zeigt sich in Barcelona, denn keine Strecke entlarvt eine mangelhafte Aerodynamik so gnadenlos wie der Circuit de Catalunya.

Titel-Bild zur News: Esteban Gutierrez

Weiter im Aufwind? Der C32 besticht mit besonders schmalen Seitenkästen Zoom

Dennoch versprühte ein Team nach Jerez enormen Optimismus: Sauber. Kenner wissen, dass dieses Phänomen nicht außergewöhnlich ist, denn die Schweizer waren schon 2010 der große Geheimtipp nach dem Testwinter, konnte aber dann die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Böse Zungen behaupten, man hat die Tests damals dem Sponsorenfang geopfert. Nach der vergangenen Saison muss man aber mit derartigen Vorwürfen vorsichtig sein, denn die Truppe aus Hinwil erwies sich mit völlig unerwarteten Podestplätzen als Sensationsteam des Jahres.

Seitenkästen: Keine Angst vor Überhitzung

Und der neue C32 vermittelt auf den ersten Blick den Eindruck, dass sich die Konkurrenz in Acht nehmen sollte. Kein Auto hat so schmale Seitenkästen, was dem Team bei der Luftführung zum Heck und zum Diffusor mehr Möglichkeiten gibt. Ein technischer Schachzug, der die Konkurrenz alt aussehen lassen könnte, denn im Nachhinein ist es kaum möglich, ein derartiges Konzept zu kopieren.

Ex-Teamchef Peter Sauber bestätigt nun gegenüber 'Motorsport aktuell', dass die Rechnung für Sauber aufgehen könnte: "Trotz unserer engen Seitenkästen hatten wir nicht das geringste Problem mit der Kühlung." Dass es in Jerez höchstens 20 Grad Lufttemperatur hatte, macht ihm ebenfalls keine Sorgen, obwohl zum Auftakt der Saison gleich einige Hitzerennen erwartet werden. "Dieser Wert ist groß genug, dass wir ihn für Temperaturen bis 35 Grad hochrechnen können", verrät er.

"Unterm Strich heißt das für uns, dass die Kühlung auch beim Hitzerennen in Malaysia problemlos funktioniert." Blickt man auf die Zeitenlisten der vier Testtage in Jerez, dann fällt auf, dass Sauber trotz der teaminternen Euphorie im Tagesklassement stets zwischen Rang vier und acht rangierte - in der Gesamtwertung war Rookie Esteban Gutierrez Sechster, der etablierte Nico Hülkenberg nur 16.

Mehr Sprit als die Konkurrenz?

"Wir sind nicht in erster Linie nach Jerez gekommen, um hier auf Zeitenjagd zu gehen", beschwichtigt Sauber. "Wir sind am Dienstag-Nachmittag bereits mit einer Benzinlast um die 100 Kilogramm Longruns gefahren", erklärt er die wenig auffälligen Zeiten. "Zu diesem Zeitpunkt war die Konkurrenz mit einer geschätzten Spritladung von 30 bis 60 Kilogramm unterwegs."

"Die Kühlung wird auch beim Hitzerennen in Malaysia problemlos funktionieren." Peter Sauber

Vor allem Gutierrez' Leistung sticht heraus, doch der Mexikaner war im Gegensatz zu seinem Teamkollegen auf weichen Reifen unterwegs, was den Zeitunterschied erklärt. Sauber zeigt sich jedenfalls sehr zufrieden mit dem 21-Jährigen: "Das ist ein erster Aufsteller. Letztes Jahr waren wir mit seinen Leistungen in der GP2 nicht ganz zufrieden, teilweise sogar enttäuscht. Wir wussten also nicht, was wir ihm zutrauen können."

Sauber wünscht sich Gutierrez auf Hülkenberg-Niveau

Was man sich nun von Gutierrez erwartet? "Am liebsten wäre mir natürlich, wenn er von Beginn weg mit Hülkenberg auf Augenhöhe fahren würde", sagt der ehemalige Teamchef. Bisher läuft die Zusammenarbeit zwischen den beiden neuen Teamkollegen hervorragend, meint der Mexikaner gegenüber 'Autosport': "Nico ist bei der Arbeit sehr offen, wir haben bisher eine gute Gesprächsbasis, und haben generell eine ähnliche Mentalität. Das ist gut."

Zudem weiß er durch den Vergleich mit Hülkenberg, der sich im Vorjahr mit seinem Speed und seiner Verlässlichkeit für höhere Dienste empfohlen hat, wo er steht: "Er ist für mich eine großartige Referenz. Er hat drei Jahre Erfahrung, und kommuniziert sehr viel mit dem Team. Für mich ist es am Anfang wichtig, eine gute Referenz zu haben, und ich bin sehr dankbar, dass ich diese Basis habe, um dann mein Potenzial auszuloten."


Fotos: Sauber, Testfahrten in Jerez


Steifer Nacken bei Gutierrez

Das gilt auch für die Fitness. Gutierrez litt nach den Tests, bei denen er die Marathondistanz von 252 Runden ohne Fehler absolviert hatte, an einem steifen Nacken. "Ich weiß, dass ich daran weiterarbeiten muss, aber das ist kein großes Problem", zeigt er sich gelassen. "Abgesehen davon fühle ich mich gut."

"Generell erwies sich das Auto als sehr positiv." Esteban Gutierrez

Auch mit dem Auto zeigt er sich hochzufrieden: "Glücklicherweise fühle ich mich sehr wohl und habe viele Runden absolviert. Wir haben unterschiedliche Sitze, Pedale und Reifen probiert, und generell erwies sich das Auto als sehr positiv. Am wichtigsten war, dass die Zuverlässigkeit passt, und das ist uns gelungen."