Hülkenberg: Nur Kanonenfutter für Alonso?

Ohne den Topspeed-Vorteil von Südkorea fürchtet Nico Hülkenberg, dass er zumindest zwei der drei Weltmeister hinter sich in Japan nicht dort halten kann

(Motorsport-Total.com) - Nico Hülkenberg schwebt weiterhin auf Wolke sieben: Nach dem sensationell herausgefahrenen vierten Platz beim Grand Prix von Südkorea vor einer Woche sicherte er sich heute im Qualifying in Suzuka die siebte Startposition für den Grand Prix von Japan. Obwohl ihm weniger als drei Zehntelsekunden auf die zweite Reihe fehlten, glaubt der Sauber-Pilot, dass er sich morgen eher nach hinten orientieren muss.

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg hofft, dass er morgen einige WM-Punkte sammeln kann Zoom

Mit Fernando Alonso (Ferrari), Kimi Räikkönen (Lotus) und Jenson Button (McLaren) hat er gleich drei Weltmeister im Schlepptau, die ihm das Leben ähnlich schwer machen wollen wie Lewis Hamilton in den letzten Runden in Südkorea. "Wir dürfen nicht auf einer Wolke schweben, die uns von irgendwas träumen lässt", weiß der Deutsche. "Klar, man versucht's, aber wir müssen realistisch bleiben. Und realistisch ist eher sowas wie Platz acht oder weiter hinten raus."

Hatte er in Südkorea noch den Vorteil eines überragenden Topspeeds, gegen den Hamilton selbst mit Mercedes-DRS nicht ankam, so sieht die Ausgangsposition für völlig Suzuka anders aus. Hülkenberg erreichte im Qualifying eine Höchstgeschwindigkeit von 297,0 km/h und war damit nur 14. der Gesamtwertung. Räikkönen (294,7) und Button (294,4) waren zwar etwas langsamer, Alonso aber relativ deutlich schneller (299,5).

Schlechterer Top-Speed als in Südkorea

"Wir sind hier nicht die Schnellsten auf den Geraden, das ist im Vergleich zu Korea ein großer Unterschied. Von daher wird es schwierig", befürchtet Hülkenberg und macht "in Kurve eins rein und ausgangs der zweiten Spoon, wenn man einen guten Windschatten hat", die besten Überholstellen aus. Aber er fürchtet seine Gegner nicht nur auf Basis der Topspeed-Wertung im Qualifying, sondern ergänzt: "Der Lotus ist auch noch echt gut zu den Reifen."

Insofern will er nicht den Fehler machen, sich zu stur nach vorne zu orientieren, wenn es um die Rennstrategie geht: "Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht ins eigene Fleisch schneiden, weil wir versuchen, den Ferrari und den Lotus hinter uns zu halten, aber dadurch vielleicht am Ende des Tages gegen McLaren verlieren. Die Jungs da oben sind für uns im Renntrimm nicht realistisch. Wir müssen uns auf McLaren, Force India und Toro Rosso konzentrieren", glaubt Hülkenberg.

Keine Schützenhilfe für Vettel geplant

Alonso quasi für das Vaterland zu bekämpfen, um Sebastian Vettel dabei zu helfen, schon an diesem Wochenende Weltmeister zu werden, ist für den 26-Jährigen kein Thema: "Sebastian braucht keine Hilfe, beim besten Willen nicht!" Dass er heute vor Alonso landete, ist ohnehin schon eine Überraschung - nach der es im schnellen ersten Sektor, in dem er die mit Abstand schlechteste Zwischenzeit aller Top-10-Fahrer erzielte, noch gar nicht ausgesehen hatte.

Umso mehr musste der Rest der Runde perfekt passen: "Wir wussten, dass wir eine Chance auf die Top 10 hatten, aber nur dann, wenn es Zahn auf Zahn geht. Wir sind gut durchgekommen, das Auto hat gut performt", freut sich Hülkenberg und betont einmal mehr: "Ich denke, der eine Ferrari und der Lotus sind im Rennen realistisch betrachtet schon noch vor uns. Es wird schwierig, die morgen hinter mir zu halten."

Esteban Gutierrez

Rookie Esteban Gutierrez rückt immer näher an Nico Hülkenberg heran Zoom

"Wenn es morgen wieder so warm wird wie am Freitag, wird der Reifenabbau sicher der Schlüssel sein", vermutet Hülkenberg, der übrigens mit den härteren Pirellis weniger Verschleiß hatte als mit den Medium-Reifen. Aber Teamkollege Esteban Gutierrez (14.) ist zuversichtlich: "Die Longruns waren gut. Darum sage ich, dass wir für morgen optimistisch sein müssen. Es ist keine Strecke, auf der man leicht überholen kann, aber ich brauche einen guten Start, dann geht was."

Gutierrez weiter auf dem aufsteigenden Ast

Der mexikanische Rookie verkaufte sich dieses Wochenende neuerlich teuer, war in beiden absolvierten Qualifyings nur um je zwei Zehntelsekunden langsamer als der Teamkollege. "Meine Runde war ganz gut", findet er. "Ich habe in der letzten Schikane ein Zehntel verloren, ein weiteres Zehntel in Sektor eins. Es sind nur Kleinigkeiten, aber es ist schwierig, diese auf der Strecke umzusetzen. Und wenn man diese Kleinigkeiten nicht hinbekommt, fehlt am Ende was."

Dabei hatte er Glück, dass er das Qualifying überhaupt zu Ende fahren konnte, denn in Q1 hatte eine etwa meterhohe Stichflamme für Aufregung in der Sauber-Box gesorgt. "Als ich das Feuer sah, dachte ich im ersten Moment, dass es das war mit dem Qualifying. Als ich dann wieder ins Auto einstieg, war ich sehr erleichtert und glücklich, dass ich wieder fahren konnte", lächelt Gutierrez, der in der Situation instinktiv aus dem Cockpit gesprungen war.


Fotos: Sauber, Großer Preis von Japan, Samstag